32 und in's Secretariatszimmer darf, wo die Diurnisten eifrig an den Acten kritzeln. Seppele läßt seine klugen Augen herum¬ pazieren von Kopf zu Kopf; da plötzlich fällt sein Blick auf einen Schreiber, dessen Gesicht ihm bekannt vorkommt. „Das ischt ja der Fuchsen Blasi!“ Wie der Wirbel¬ wind ist Seppele bei dem Wiedergefundenen, den er umarmen will in seiner Herzensfreude und der ob dieses Ueberfalles erschrocken einen großen Klecks in die Acten macht. „Zischkerl's Vater!“ ruft dann auch der Schreiber erfreut. Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr, und Seppele möchte mit Fuchsen gleich heim nach Galtür zum Zischkerl. Das geht aber nicht! Erstens ist Fuchs an die Kanzlei gebunden, und wegen des Tintenkleckses muß er den ganzen Bogen nochmals säu¬ verlich abschreiben, dann aber muß Seppele doch abwarten, bis Seine Gestrengen der Herr Bezirkshauptmann ihn vorlassen. Das dämpft die Freude des Wieder¬ sehens und der endlichen Auffindung des Verschwundenen gewaltig; aber es geht nicht anders. Seppele weiß sich indes zu helfen: nachdem seine Angelegenheit vor dem Bezirkshauptmann abgemacht war wartet er den Schluß der Amtsstunden ab und schleift dann den „lieben Fuchs“ in's Post=Wirthshaus, wo er ihm beim Röthel aus tiestem Herzensgrunde für die helden¬ müthige Rettung dankt. Kaum kann der Fuchs sich dieses über¬ chwänglichen Dankes erwehren. Um den Alten auf andere Gedanken zu bringen, ragt er ihn etwas anzüglich, ob er noch noch immer über's Jamjoch gehe. „Keinen Schritt mehr mit'm Pack,“ versichert Seppele aufrichtig, „das hätt' von jener Stund' an, wo Zischkerl im Eis verschwand, ein Ende für immer.“ Also kein Schwärzer mehr!“ flüstert Blasi, und wohlig wird es ihm um's Herz „Und der Fuchs kein Finanzer nimmer! sagt halblaut Seppele. Wie 's dann mit Zukunft wär' möchte Seppele wissen. der Ja mein! Recht viel mehr könnt' der Fuchs nicht werden, 400 Gulden im Jahr hätt' er halt Gehalt als Diurnist, ein icheres Geld, so lange er gesund ist und Kanzleidienst machen kann. Sell werd' i 'm Zischkerl vermelden!“ verspricht Seppele. „Und an herzlichen Gruß dazua, wenn s Zischkerl no an mich denkt!" fügt Fuchs bei. „Und ob!“ * * War das eine Freude, wie Zischkerl hörte, aß der Fuchs in Landeck getroffen wurde und eine Stellung dort erhalten habe. Das Mädchen jubelte und strahlte vor Freude. Blind ist Seppele von jeher nicht ge¬ wesen, und sein Falkenauge sah mit einem Blick, daß sein Mädel das Herz an Blasi erloren hat. Das weiß Zischkerl's Mutter reilich schon längst; aber die sagt nichts darüber und thut, als wär' ihr Vaters Mittheilung etwas ganz Neues. Was Seppele wohl zu thun gedenkt? „Na ja! Finanzer ist er nimmer, eine Anstellung hat er auch, etliche Rappen können wir zuschießen, 's Mädel will ... was moanst Du, Alte? hn Seit Seppele gefragt hat, ob sie ihn zum Mann wolle, ist seine Bäuerin nicht mehr um ihre Meinung gefragt worden. Jetzt thut er's nach vielen Jahren wieder, und dieses Ereigniß verschlägt dem Weibe chier den Athem. Dann aber versichert die Bäuerin, daß sie auch Seppele's Meinung wäre. Als Belohnung für ihr Verständniß darf sie daher auch der Zischkerl mittheilen, daß Vater und Mutter einwilligen und Zischkerl den Fuchs Blasi heiraten dürfe. Der Frühwinter ist mit kräftigem Schneefall über Hinterpaznaun gekommen, die Finanzerstation ist leer, der Dienst über Winter wie gewöhnlich eingestellt, öd und kalt die Natur, ein eisiger Odem geht herab von den Firnfeldern. Aber Zischkerl hat Sonnenschein im Herzen, der Braut¬ kranz schmückt die blauschwarzen Flechten, ie ist vereinigt wie einst droben im ewigen Eise jetzt in der Kirche mit ihrem Lebens¬ retter. Und noch lange sprechen die Leute von der „Eisbraut“ Zischkerl.
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