Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1895

32 Schlau. "Ihr, Zustand ist zwar nicht gefährlich, aber fetzt heißt es: sich halten und auf Wem, Weib und Gesang verzichten." — 13 ^°o'm ^ ".^ gruben wirklich, Herr Doctor Nun, in^ -Gottesnamen, so werd' ich halt mit dem Gesang den Anfang machen." ' u Zeugniß und Kmpfeßtung. „Seit zwei Monaten litt meine Frau “n. großer Heiserkeit und Beschwerden beim Sprechen. Seitdem sie Ihr Mittel genommen hat, kann sie fast gar nicht mehr sprechen. Bitte, senden Sie umgehend noch 6 Flaschen. Alois Hinterhuber." Kindermund. Aus der Cirkuswelt. Zwei wahre Geschichten von tzmil NeisHofer. Eine Sensations-Mummer. Aer Laken. Arzt: Ich kann Ihnen nur rathen, Sie haben keine weitere Familie, sind nicht an Berlin gebunden — ziehen Sie, sobald wie möglich, mit Ihrer Frau aufs Land. Sie brauchen Ruhe. Patient: Mit meiner Frau? Sagten Sie nicht eben etwas von Ruhe? Matitiös. ., $ra“: ."Ich sage Ihnen, man soll stets vorsichtig sein; wenn ich mit meinem Mann zanke, schicke ich immer die Kinder hinaus." — Nachbarin: „Das ist allerdings sehr vorsichtig, aber es ist doch nicht gut für die Kinder, wenn sie den ganzen Tag auf der Straße herumlaufen müssen." Neöertroffen. "Ach- Herr Mollwitz, Sie glauben gar nicht, welch gutes Herz meine Tochter ^.aura hat. Denken Sie, neulich bekommt unsere Hauskatze sieben allerliebste kleine Kätzchen: eines war leider sehr schwach und krank, und da hat das gute Mädchen Flasche groß gezogen." „Ach, gnädige Frau, das ist gar nichts- wenn Sie wüßten, wie viele Kater ich schon mit der Flasche aufgezogen habe!" Am Bostschatter. Fräulein: „Ist ein Brief da 0. 100?" Beamter: „Nein, aber 0. 0. 100!" . Fräulein: „Das wird er wohl sein mein Schatz stottert nämlich etwas!" Fritzchen fährt erschrocken üriyyen fahrt erschrocken vor einem großen Hunde zurück, der ihn gutmüthig anbellt. Vater: Aber, Fritz, wer ^aier: „Aber, wird gleich so furchtsam sein! Du weißt doch: die Huude, die betten, beißen nicht." __ Fritzchen (weinerlich): „Ja, ich weiß L ; •1er.J^ der Hund auch weiß, werß rch nicht." 7 p Mßverständniß. Oberlehrer der Tertia (das Thema zu einem lateinischen Aufsatz dictirend): ..sie fielen in Apulicn ein und tödteten Männer, Weiber und Kinder." (Zu einem Schüler, welcher, anstatt nachzuschreiben, Allotria treibt:) „Haben Sie ,Kinder' Wmdmeyer?" — ' ' Tertianer Windmeycr: Herr Oberlehrer, noch nicht!" Nein, Gefährliche Behauptung. Kellner: „Belieben Sie vielleicht Rindszunge?" — Gast iblasirt): „Pah, die hängt mir schon zum Halse raus!" Zrg verändert. „Herrgott, mein lieber Schulze, wie geht es Ihnen? Ich habe Sie so lange nicht gesehen. .. Sie haben sich sehr verändert, man kennt Sie ja kaum wieder." „ Entschuldigen Sie, ich heiße gar picht Schulze." ’ „Großartig, Schulze heißen Sie auch nicht mehr!" Theater Harun al Raschid's die wunderbarste, die großartigste Vorstellung, die man sich denken kann! Doch wozu Anpreisungen, wozu viele Worte, wo ich mein Lob sogar von den Spatzen auf den Dächern pfeifen lassen kann. Hören Sie nur: „Tini, tini, titi, titi!" Gibt es einen Canarienvogel, der seine Töne heller und besser schmettert? Und hören Sie nicht, wie die Nachtigall singt?" Und nach der Stimme des Canarien- vogels und nach der der Nachtigall imitirte Harun al Raschid das Bellen des Hundes, das Miauen der Katze, das Brüllen des Ochsen, die Stimmen derart mischend, daß mau hätte glauben mögen, die kleine Bretterbude Harun, al Raschid's sei zur Arche Noah's geworden. Die Menge applaudirte dem Thier- stimmenimitator lebhaft. Dann schritt Einer die Stufen zur Casse einpor und dann ein Anderer upd wieder Einer, und wie so das Eis gebrochen war, da wollten immer mehr und mehr hinein und sie drängten und stießen sich vor dem Eingänge, und in kurzer Zeit war die Baracke voll neugieriger Zuschauer. Als Harun al Raschid gesehen hatte, daß seine Mühe nicht vergebens gewesen, raunte er einem feiner Genossen zu: „Bleib' du jetzt hier, ich geh' nur nach dem Kleinen sehen." Hierauf schlug er einen Purzelbaum und verschwand hinter den Vorhängen. In einem Augenblick stand er vor dem waggonähnlichen Zigeunerwagen, der ihm und den Seinen als Wohnung diente, und sprang die Treppe zu' demselben'empor. Dann öffnete er die winzige Thür und mit schmerzbewegter, vibrirender Stimme fragte er ein junges, in fleischfarbene Tricots und in ein purpurrothes Sammt- gewand gekleidetes Weib, das über ein Bettchen geneigt stand: „Wie geht's?" Die Frau erwidert nichts, allein beredter als jedes Wort sprach ihr thränenüber- strömtes Antlitz, ihr verzweiflungsvoller Blick, der den Gatten traf. Es war eine groteske Erscheinung, diese Frau in ihrem ärmlichen Flitter, allein trotz alledem rührte diese Mutter, die sich über ihres kranken Kindes Lager beugte, zu Thränen. Harun al Raschid begriff zu gut und auch er beugte sich wortlos über das Bettchen. Darin lag ein kleines, abgezehrtes, bleiches, schmerzentstelltes Kind, mit ge- schlossenen Augen, blutlosen, fieberbebenden Lippen; die eine Hand lag wie leblos auf der ärmlichen Decke. 3

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