Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1895

18 „D' woaßt, wie sehr i diliab", spricht sie, seinen Einwnrf nicht beachtend, weiter, „und daß i die Angst net los werd'n kann, willst' meiner Rüah net das kloane Opfer bringen? schau, wenn wir Beid' fleißig sind, haben wir doch so g'nug, du und i z'sammen, was hast' von dem dunklen Thun? D' woast, daß der Bauer so net guat auf di z' sprechen ist, wenn er nacha net gar z' bös werden soll, mußt das Gewerb' aufgeb'n, i bin ihm halt doch z' Dank verpflichtet! — Da hinten ■— sixt — da ist der Sumpf, dort steht d' Hütt'n, die i mit meiner kranken, verbitterten Muatta bewohnte, oan' Data hab i net 'kannt. Einsam, ohne Freud' verlebt i mei Kindheit, i war veracht' und wußt net warum. Als d' Muatta 'naustrag'n war, fühlt' i, daß a der Aermst' no was zum Verlier'n hat, denn jetzt war i ganz verlass'n. Da Winta kam, der Hunga pochte an mein' Thür, koan Mensch kümmerte si um d'Verlassene aus'm Sumpfhaus — i mußt' hinauf in's Dorf — um zu betteln. Da erbarmte si d'heil'ge Muatta Gottes, — der Großbauer sah mi — Gott woaß, welches G'fallen er an mir fand, er gab mir Unterkunft in sei' Haus und fortan war das Sumpfhauslenerl geborg'n." „Gelt," — faßte er sie neckend am Kinn, — „bis i Schlankl kam, da war's vorbei mit der Ruah, — da bist wieder —" „O, da bin i erst recht glückli g'word'n/ fiel sie ihm in's Wort, „di seh'n und lieb'n war oans! ,— Wann d' wüßtest," fuhr sie wichtig, halb klagend fort, „was i g'litten hab', als i dacht', des Bauern Tochter, d' Toni, stecke dir im Sinn, ihretwegen schlichst' um's Haus, — doas kann i dir gar net beschreib'», i wär am liebsten g'storb'n vor Leid." „Geh, was red'st für G'zeug," rief er hochmüthig, „wann i d'Tonerl liab g'habt hätt', moanst i hätt' s' nett g'hcirath'?" „Ja! — du sakrischer infama Lump," fiel hier eine zornige Stimme donnernd ein, „wann i net g'wes'n wär, — gelt, doas hat dir oan Strich durch d' Rechnung g'macht?" Die Beiden fuhren erschreckt auseinander. „Der Großhofbauer!" zeterte das Mädchen. „Nennst' das Heumach'n, undankbare Dirn? was derschreckst' so, hast' was be- gang'n, doaß d' mein'n Anblick net verträgst?" „Was soll i begang'n hab'n?" ent- gegnete das Mädchen trotzig, „wär't Ihr den gerad'n Weg 'kommen, dann wär i net derschrocken: daß i dey Franz! liab, ist halt no koan Sünd!" „Du woaßt's, Madel, undankbares, doaß i di liab hab', wia mein eig'n Kind," sagte der Alte seufzend, „i hab dir a g'sagt, wie i dein Zukunft g'stalten wollt, i will dir in nix im Wege steh'n und arm sollst net aus mei'm Hause geh'», — nur dös oane, daß d' diesen Lump heirath'st, siehst', dös gib i net zu, und wann i dafür an schlechte That begehen sollt'." „Bauer", flehte das Mädchen bewegt, „sprecht net so, — ich möcht Euch so gern gehorsam sein, ja in den Tod könnt i für Euch geh'n, denn Ihr seid menschli zu mir g'wes'n und i bin dankbar. Aber schaut, d' Liab ist halt stärker als d' Dankbarkeit, i kann vom Franz net lass'n und wann's mein Leben kost'; — was habt Ihr a gegen ihn? Doaß er arm ist? — i bin a an arme Magd, passen wir netguat z'sammen?" „Was i gegen ihn hab? 'n Wilddieb ist er und net alloan dos, — ein Schurke! — erst hat er mein arm's Tonerl mit lockeren Redensarten in sein' Netze g'lockt, der Glücksjaga der, — und als i ihm hier den Riegel vorschob, da hat er mit dir ang'fang'n, der Schlaukopf, der infame, denn er hat's wohl g'wittert, welche Be- wandtniß es mit dir und mir hat." • Verständnißlos blickte Lenerl von Einem zum Andern. „Was meint Ihr damit?" Dös is halt jetzt All's ganz gleich", wehrte der Alte verbissen ab, „wann d' ihn nimmst, sind wir so g'schiedene Leut'. Dös oane weißt' aber glei'", wandte er sich an den Burschen, „aus da Hochzeit wird so bald nix, denn jetzt geh' i zum Förster und zeig di an und doaß i Beweise hab, dös weißt', also mach' di auf bein’ Verhaftung g'faßt. I will doch seh'n, ob i dir dös Madl net aus den Zähnen rucken kann." „Doas wird Euch nie und nimma ge- ling'n," fiel Lenerl bebend ein. „O, wie schlecht seid Ihr, Bauer, doaß grad' Ihr mir dös Glück rauben wollt, nachdenl es sich endli erinnert hat, daß i a an Anspruch darauf hab. Wo "um wollt Ihr uns trennen? Bauer seid net hart, er gibt's ja auf, er hat's mir versproch'n, gelt, Franzl, nimmer wirst wildern?" Mit wild rollenden Augen und keuchendem Athem war Franz dieser Auseinandersetzung gefolgt, jetzt fiel er ein: „Geht doch hin, zeigt mi an, Ihr alter Narr, Ihr — werden's mi halt an paar Monat'l einsteck'n, — aber nützen thut's Euch a nix, dös Madel laßt net von mir, dö net, — hier könnt Ihr Euren Starr- kopf net durchsetzen, hier habt Ihr koan' G'walt, gelt, dös kränkt Euch recht?" . „Schweig, Lump," fiel ihm der Bauer aufbrausend in die Rede. „Meinst, s'ist an Ehr', wan d'di mit deiner G'walt über dös verblendete Madel brüst'? — schämen sollt'st di, doaß d' ihre heiligsten G'fühle ausnutz'n willst, um an Trumpf ausz'spielen gegen mi. Aber wie's a kimmt, dös merk dir, koan' roth'w Heller besieht s' von mir wann s' di nimmt." ' «Was fallt Euch ein, Bauer," rief Lenerl erstaunt und empört zugleich, „moant Ihr i könnt um Geld von ihm lass'n? I hab' koan Recht an Euren Reichthum, aber wann i's hätt' — so könntet Ihr so viel Gold um mi aufhäuf'n, doaß i darin steh'n könnt, von Franzl ließ i aber net' — Gelt Franzl, und so denkst du a^ Seht Bauer," fuhr sie begeistert fort, „'s ist hoalt an andere Lieb', die uns bewegt, Ihr Reichen könnt so net empfind'», denn oan Theil der best'» G'fühle den verschwende Ihr in da Anbetung von Gut und Geld Macht und Ehrenstellung, — wir Armen' wir lieben nur einand', den ganz'n reich'n Schatz uns'rer Liebe schenk'» wir uns gegen- seiti, weil Wir and'res net z'lieb'n hab'n." „Madelthörichtes, wosschwatzt' dafür nng'wasch'nes Zeug," fiel der Alte unwirsch 19 ein, „wirst gar bald auf einem andern Loch pfeif'n, — wirst gar bald aus dein'm Rausch derwachen," fuhr er warnend fort, „und erkenn', an welch'n Hadalump d' dein Dasein g'hang'n Dn Madel mit dem übervollen Herzen wirst unglückli, grenzenlos elend mit dem.-------- Aber na - so wird's net komm'n," richtete er sich energisch auf und sah dem Burschen, der in kochender Wuth zur Seite stand, drohend in's'Auge. „Du sollst s' net in dein Händ' bekomm'n, i will's z' Tage fördern, doaß i oan Recht hab', dös z' verhindern. Und d' Welt soll's wissen, warum i s' dir net geb'n mag, doaß oan Wilderer und Dieb bist, doaß d' mi bestohl'n hast, doaß d' einibroch'n bist in' Fried'n mein's Hauses, doaß d' deine diebische Hand, aus streckt hast nach mein'm best'n Gut -" „Jessas, Franzl, was hast'than?" rief Lenerl bestürzt. „Hörst's net?' Doaß i an Wilderer bin und doaß mi d' Tonerl gern g habt hat, dös is mei Schuld. Gelt, mit meiner Schand »löchst' die deiner Tochter aus- waschn? Aber da kennst di weni aus, — die Zeit wird's z' Tage fördern, was i dir eiubrockt hab, gelt, doas sticht di recht, doaß grad i 's g'wes'n bin? Geh, — schrei 's doch hinaus in d' Welt, i will d Melodie dazu pfeif n." „O du sakrischer, infama Lump! Also no spott'n willst über dös Elend, dös d' ang'richt hast? Dös soll dir schlecht bekomm'n. Hast glaubt, wann s' d' Schand' über dös Madel bringst, wirst ein zwing'n, nachz'geb'n, aber da irrst di in dem Großhofbauer, eher soll d' Welt z' Grund gehen, eh' i dir mei Fleisch und Blut anvertraute!" „Trag a koan Verlang'n danach, d' Supp'n vollends ausz'löffeln," • fiel der Bursche wegwerfend ein, „könnt mir bald elend danach werd'n." „Hörst Lenerl", sprach der Bauer ernst und mahnend, „hörst den g'mein Menschen, und den liebst?" „Franzl, sprich, woas soll dös all's heiß'n?" rief Lenerl erregt. „Dös soll heiß'n, doaß mi die Tonerl verlockt hat, ihrem Vata zum Trotz mit

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