16 und d'Steuern san z'groß; wir Frauen san halt arme Waserln!" Die Madame Pomeisl holte aus der „untersten Lad'" einen so kräftigen Seufzer hervor, daß die Windsbraut mit Hochachtung erfüllt werden mußte, blickte gegen den Himmel und sagte klagend: „O Gott, wann i da drüber reden wollt...! Die Hüat hab' i mir förmli vom Mund abg'spart. Mei Mann ißt dö Eiernockerln so viel gern. A halb's Jahr lang hat er Eiernockerln ohne Eier essen müassen — wissen S', bloß mit Safran g'färbt, — bis i niir endli dö drei Guld'n sechzig Kreuzer z'samyrg'ruachelt g'habt hab'. Na ja, auf a andere Weis' kummt ja a Frau zu gar nix. Mir hätten's do wirkli net nothwendi und hab'n als reölle ' Bürgcrsleut' unser Sacherl im Trockenen, aber meiner Seel', meiner Hausmasterin geht's mit dö Toiletten besser als wia mir. Da soll'n d' Leut' nachher vor aner Hausfrau an Respect kriag'n! Wissen Sö, Madame Pawelka, daß i zwa Winter lang' mit an und derselben Gluft ein- kauf'n g'gangen bin,? Der ganze Gründ hat si schon schkandalisirt d'rüber! Es is mir nix Ander's übri blieb'n, als mit z'fleiß a Vitriol drübexz'schütten und zu behaupten, daß i net wußt', wer mir dö Gemeinheit anthan hat. Zu solchen Lug'n müassen mir uns erniedrigen, wann mir zu unser'n Recht kommen woll'n. Wirkli, es is wahr: Mir Frauen san halt arme Waserln!" „Da san Sö eh no guat dran, mei liabe Madame Pomeisl, aber was soll --denn i sag'n? Wissen Sö, Madame Pomeisl, daß i mir die Spitzen zu deur Leib da bluati Kreuzer für Kreuzer von die paar Sechserln z'sammg'spart hab', dö i mein' Alten aus'n Hosensack ausleer, wann er a wengerl später beduselt hamkummt. Trauri, sehr trauri, wann ma si net amal a Bisserl an Aufputz vergunner dürfert. Mei Dienstmadel schaut noblicher aus wia i; Gar so alt is ma schließlich ja a no net, daß ma si so verneglischir'n könnt'!" „Halt ja, i will's glaub'n. Wann i wollt'..." Die Sprecherin, von der man mit Bezug auf ihr Aeußeres sagen muß, daß ihr höchstens ein Händler mit alten Möbeln einen gewissen Liebhaberwerth zuerkennen könnte, kniff die Aeuglein zusammen und verzog das Rosenmündchen zu einem vielsagenden, lieblichen Lächeln, so daß man einen Zwanzigkreuzer-Laib, ohne auf du Hinderniß zu stoßen, hineinstecken hätte können. „Und hat ma was von seiner Tugend? Dö Männer wissen den Schatz net zu würdigen, den s' an aner Gemäuhlin besitzen, wia Sö und i ana san; hab' i Recht oder net? Aber i verplanter' mi ganz; i sollt' schon längst 's Fleisch zua- g'setzt hab'n." „I hab' eh a schon d' allerhöchste Zeit." Naive Seelen werden nun zu der Annahme hinneigen, daß die beiden Damen herzlichen Abschied von einander nahmen. Das stimmt. Nichtsdestoweniger blieben sie stehen, so daß man billigerweise die Frage ■ aufwerfen muß, warum sich die Commune die Ersparniß entgehen läßt und solche Frauen nicht an Orten Placirt, wo Barriorestöcke nöthig sind. Dabei unterhielten sie sich aber im Wesentlichen nur über die Thatsache, daß ihre Anwesenheit am Kochherd schon dringend und im hohen Grade wünschens- werth sei. Und sie freuten sich königlich bei dem Gedanken, daß die Männer mit einem „Fleisch, so zach wir a Gummilasti" werden vorlieb nehmen müssen. ; Endlich schieden sie, zu Thränen gerührt, Hit den Worten: \ „Mir Frauen san halt arme Waserln." W§ SumpfhauKlenerl. Eine Dorfgeschichte von A. v. Kahn. * uf dem sanft abfallenden Wiesenplan, der «^ sich am Fuße eines ^7^ der mächtigen Abhänge der Karpathen hinstreckt, steht ein schlankes, schwarzhaariges Mädchen, in kurzem, hochaufgeschürztem Gewand. Sie hat den linken Arm, der sich auf einen Rechen stützt, lässig ausgestreckt, während sie die Rechte zum größeren Schutz vor den blendenden Sonnenstrahlen dachartig vor die Stirn hält, die ein weißes Kopftuch beschattet. Gespannt blickt sie in die sonnendurchglühte Ferne hinaus, den weißlich herüberschimmernden, sich langsam empor- schlängelnden Feldweg entlang, der nach dem Dorfe führt, dessen vergoldeter Kirch- thurmknopf über die anderen Dächer hinaus, bis hoch oben in den blaßblauen Dunst der Atmosphäre ragt und dort wie ein riesiger Diamant am Horizont blinkt. Eine ganze Weile verharrt sie so in st--uenhafter Unbeweglichkeit, dann läßt sie die Arme plötzlich sinken und tvendet sich langsam wieder ihrer Beschäftigung zu. In gemessener Bewegung gleitet der Rechen mechanisch gleichmäßig kräftig durch das duftige Heu. Ein greller Pfiff tönt von der Seite des Abhanges her, wo auf schroffer Wand ein Fichtenwald emporsteigt, dessen schlanke Kronen sich mit ihrem satten, dunklen Grün in majestätischem Ernst von dem lachenden Azurblau des Himmels abheben. Wie in plötzlicher Erstarrung hält das Mädchen in ihrer Arbeit inne, verharrt lauschend und als ein zweiter Pfiff an ihr Ohr schlägt, läßt sie den Rechen sinken und späht hochaufgerichtet nach dem Wald- sauui hinüber. ^,Franz!" jubelt sie im nächsten Augenblick hell auf und eilt flüchtigen Fußes zwischen den trockenen, hochaufgeschichteten Heumassen hindurch auf den Burschen zu, der in grauer Joppe und Kniehosen, den Stutzen über die Schulter, au§ dem Wald es - schatten heraus auf sie zukommt. „Hast mi net>erw artet, gelt?" ruft er ihr lachend entgegen, während er mit dem breiten Daumen den Tabak fester in die runde Thonpfeife preßt. „Bist halt gar z'guet Franzl," — antwortet sie zärtlich, — noch ein paar Sätze — und dann schlingt sie die braunen Arme um seine» Nacken. „Aber — was hast' denn da?" ruft sie plötzlich stockend, als ihr warmer, voller Arm den kalten Lauf des Gewehres berührt. „Franzl!" sagt sie vorwurfsvoll mahnend, während sie die Hände faltet und besorgt zu ihm aufschaut. Mit einem ärgerlichen Ruck schiebt er den Riemen höher auf seine Schulter und blickt verlegen über sie hinweg. Traurig fährt sie fort: „Hast's mir net versproch'n, nimmer z'wildcrn? und jetzt gehst' mit dem Stutzen in Wald, denk' doch, wenn's di derwischen thät'n — dann wär's aus, — Alles aus." I „Mi kann koaner derwischen —"
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