Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1895

126 Anna Fuchs zu verhaften. Diese waren sehr gefährliche Einbrecher, welche sich wiederholt mit Revolverschüssen vertheidigten. In der constituirenden Sitzung des Gemeinderathes der Stadt Steyr am 1. April wurden einstimmig Vice-Bürgermeister Johann Redl zum Bürgermeister und Gemeinderath Victor Stigler zum Vice- Bürgermeister gewählt. Durch ein, wahrscheinlich von böswilliger Hand gelegtes Schadenfeuer wurde am 1. April das Rennmairgut zu Penzendorf, Gemeinde Ried, eingeäschert. Hiebei verbrannten sämmtliche Fährnisse und Futtervorräthe, darunter 100 Metzen Hafer. Die 11 Kühe wurden zwar aus dem Stalle gebracht, mußten aber alle geschlachtet werden. Da der Besitzer des Gutes, Josef Hehenberger,seinen Knecht Hermann W i p p l i n g e r, dem ein schrecklicher Feuertod drohte, zu Hilfe eilte, so hatte er nicht Zeit, seine drei Pferde aus dem Stalle zu bringen und diese verbrannten. Der Schaden per 7000 fl. war durch Versicherung größten-' theils gedeckt. Der im Kammerhubergute bei Bad Hall bedienstete Knecht Balth. Tafenreiter wurde am 1. April, als er im Stalle ein Pferd anschirren wollte, von diesem mit den Hufen auf den Kopf geschlagen und getödtet. Zu Sierning starb am 1. April Kaufmann Johann Etz, eine allseits geachtete Persönlichkeit und als gemüthlicher Gesellschafter sehr beliebt. Johann Redl Bürgermeister der Stadt Steyr. Am 2. April wurde in Kronstorf die Leiche des Schmiedmeisters Franz Stein- leithner aufgefunden. Die Leichenbeschau ergab, daß der Tod in Folge Herzschlages eingetreten ist. In Brunndorf bei Ternberg starb am 2. April der Bäcker Heinrich Kleinwind- hager. Derselbe war ein eifriges Mitg-lied des Musik- und Veteranen-Vereines und der Freiwilligen Feuerwehr in Ternberg, die den Verlust des allgemein geachteten Mannes schwer empfanden. Am Stadel des Oberweinberger- gutes Nr. 53 zu Nußbach bei Kirchdorf kam am 3. April ein Feuer zum Ausbruch, dem in kurzer Zeit das ganze Anwesen zum Opfer fiel. Zwei Kühe und ein Schwein gingen -mit zu Grunde. Zwei gerettete Ochsen mußten geschlachtet werden. Der Besitzer Schwarze l- müller sah seinen Schaden durch Versicherung gedeckt. Nach amtlichen Quellen wurden im Jahre 1893 im politischen Bezirke Steyr ab geschossen an nützlichem Haarwild: 287 Rothwild, 1064 Rehe, 35 Gemsen, 7316 Hasen; an nützlichem Federwild: 16 Auerhähne, 1 Stück Birkwild, 27 Stück Haselwild, 1462 Fasanen, 2401 Feldhühner, 165 Wachteln, 85 Waldschnepfen, 3 Moosschnepfen, 177 Wildenten; au schädlichem Haarwild: 185 Füchse, 118 Marder, 202 Iltisse, 2 Fischottern, 113 Dachse; an schädlichem Federwild: 782 Habichte, Falken, Sperber, 130 Eulen. Der 78 Jahre alte Auszugbauer amZeisl- gute zu Turnham, in der Pfarre Heiligeu- kreuz, wollte sich am 4. April in seine im ersten Stocke befindliche Schlafkammer begeben, wobei er über einige Stufen stürzte und bald darauf verschied. Aus Gesundheits- Rücksichten legte der Commandant des Bürgercorps zu Bad Hall M.J.Rom diese Stelle zurück. In der General- Versammlung dieses Corps wurde nun am 8. April Gasthaus- und Fleischhauerei - Besitzer Moriz Mitter zum Hauptmanne gewählt, während M.J.Rom zum Ehren-Hauptmanne ernannt wurde. Am 8. April fiel in Steyrliug das hölzerne Haus des Schuhmachermeisters Schopper einem Schadenfeuer zum Opfer. Nur mit großer Mühe gelang es, die arg bedrohten Nachbarhäuser zu retten. Man vermuthete Brandlegung. Am gleichen Tage Nachmittags brach im HanseNr.3zuKroisbach, Gemeinde Egendorf, Feuer aus, welches das ganze Anwesen bis auf das Mauerwerk in Asche legte. Hiebei verbrannten auch sämmtliche Oekonomie-Geräthschaften, während sämmtliches Vieh gerettet werden konnte. Am Brandplatze waren die Feuerwehren vonEgendorf, Kematen, Neuhofen, Sipbachzell und Schleißheim thätig. Das Feuer, welches durch Unvorsichtigkeit seitens eines Passanten entstanden sein dürfte, verursachte einen Schaden von 4000 fl., der aber durch Versicheruug gedeckt war. In Folge eines Herzschlages starb plötzlich am 8. April der 9 Jahre alte Conducteurssohn Franz Mertl, als er sich mit anderen Kindern in der Stiegler'schen Restauration in der Neu- schönau spielte. In dem zur Herrschaft Gleink gehörigen, bei Haidcrshofen gelegenen Nadelholze brach am 9. April ein Waldbrand aus, der IV* Joch Jungwald vernichtete. Dem Besitzer des Bumsengutes zu Jnzer- storf wurde am 9. April beim Sprengen von Holzstöcken eine Hand derart zerschmettert, daß sie ihm abgenommen werden mußte. In der Vorstadtpfarrkirche zu Steyr fand am 14. April die Vermählung des Fräuleins Rosa S ch ö n a u e r, Tochter des Waffenfabriks- Jnspectors Schönauer, mit Leopold Bichler, Apotheker in Jnsbruck-Wilten, Sohn des Photographen Bichler aus Steyr, statt. Am Vorabende wurde dem Brautpaare vorn „Kränzchen" und der Fabriks-Feuerwehrkapelle ein Ständchen dargebracht. Das umfangreiche Kammerhofer'sche Haus, Ecke der Neulust- und Nedtenbachstraße in Steyr, brächte in diesen Tagen der Director der Waffenfabriks-Gesellschaft Anton Spitalsky käuflich an sich und ließ es zu einer Villa umbauen. Bei der am 14. April in Grünburg vorgenommenen Assentirung wurden von 185 Stellungspflichtigen 41 Mann als tauglich befunden, und zwar von Grünburg 9, Molln 22, Adl- wang 1, Steinbach 5 und Waldneukirchen 4. — In Steyr wurden am 20. und 21. April unter 110 einheimischen und 92 fremdzuständigen Stellungspflichtigen von ersteren 22 und von letzteren 27 Mann assentirt. - Am 18. und 19. April war Stellung in Weher und wurden hiebe, 69 der Vorgeführten für tauglich erklärt. .,n^M^."i.--^'rk Steyr, in Kremsmünster IM, btkuyufru wurden Ende April in der ersten Altersclasse 55, in der zweiten 19 und in ^n 53 der Vorgeführten assentirt. Im Welgerstorfischen Gasthause zu Krems- münster kam es am 15. April zwischen dem Zwischenhändler Krottenthaler und dem Roßknechte vom Aumairgute Krennhuber zu emer Rauferei, nach der Letzterer das Local verließ. Dieser paßte vor dem Hause auf seinen Gegner und versetzte ihm, als er ebenfalls herauskam, einen Stich in den Bauch, welcher Morgen den Tod Krottenthalers herbeifuhrte. Krennhuber wurde verhaftet und in der Schwurgerichts-Verhandlung am 28. Mai wegen Todtschlag zu fünf Jahren schweren Kerkers verurtheilt. 127 Zu Hilbern bräunte am 15. April Vormittags dasGanglbauerngutderBesitzers- eheleute Franz und Maria Forst hub er ab. Sämmtliche Futtervorräthe, viele Fährnisse und Pferdegeschirre gingen mit zu Grunde. Das Hausvieh konnte zwar ausgebracht werden, doch mußten mehrere Rinder, da sie durch Rauch schon zu sehr gelitten hatten, der Nothschlachtung unterzogen werden. Der bedeutende Schaden von 8000 fl. war durch Versicherung gedeckt. Durch die hilfsbereite Nachbarschaft und die Spritzen von Gleink, Stein, Hofkirchen und Losenstein- leithen wurden die arg bedrohten großen Nachbargüter gerettet. Das Putzengütel zu Neustift, Gemeinde Gleink, wurde am 17. April durch Feuer in Asche gelegt. Trotz des herrschenden Wassermangels gelang es den zur Hilfe Herbei- geeilten das bedrohte Nachbarhaus zu retten; der Dachstuhl des Brandobjectes, Fährnisse, Futtervorräthe und eine in der Nähe befindliche Holzhütte wurden durch die Flammen vernichtet. Der Curort Bad Hall wurde am 20. April von einem großen B r a n d u n g l ü ck e betroffen. 16 Gebäude und zahlreiche Nebenobjecte standen innerhalb einer halben Stunde in Flammen. Im Kuhstalle oder in der darüber befindlichen Futterkammer des Hauses Nr. 18 am Marktplätze war das Feuer zum Ausbruche gekommen und verbreitete sich, begünstigt durch Trockenheit und Wind, trotz der energischen Thätigkeit der Ortsfeuerwehr, über die Häuser von Josef Frischauf, der Frau Nosina Weghofer, von Franz Mußner, Anton Watko, Franz Sternad, Josef Gnndhold, das Ueberländ der Fleisch- Hauers-Witwe Theresia Frischauf und auf die Häuser Nr. 46 und 47 an der Einmündung der Steyrer Straße in den Curort, auf letztere drei Objecte durch Flugfeuer. Mittlerweile aber übersprang das Feuer den Marktplatz und zündete in der jenseitigen Reihe das Haus der Frau Meßner und das Posthaus. Sprungweise wurden weiters von den Flammen das Schneiderhaus und dessen benachbartes Haus, sowie jene des Königsgruber und der Frau Theresia Frischauf ergriffen. Das Haus des Schmiedmeisters Heiler war das letzte Opfer des verheerenden Brandes. Gleich, als man das rasche Anwachsen des Feuers bemerkte, wurde nach allen Richtungen hin um Hilfe tele- graphirt, und diese traf denn auch aus allen größeren Orten der Umgebung mit größter Beschleunigung ein. Auch aus Steyr war mittelst Separatzuges der Land-Train der städtischen Freiwilligen Feuerwehr, welcher überdies die kleine Dampfspritze mitnahm, dorthin gefahren und leistete hervorragende Dienste, besonders durch die allseits bewunderte Wirksamkeit der Dampfspritze. In der Nacht zum 20. April zündete der vazirende, 21 Jahre alte Bauernknecht Leopold Brüllmayr das Salfingergut Nr. 102 in Hanöleiten, dessen Besitzer Georg Kainrad

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