118 119 Das Schloß G s ch w endt bei Neuhofeu mit 10 Joch Grundstücken wurde vom ober- österreichischen Landesausschusse um 12,000 fl. angekauft zur Unterbringung eines Theiles der Irren aus der oberösterreichischen Landes- Jrrenanstalt. Im blühenden Alter von 33 Jahren starb in Steyr am 28. November Frau Hedwig Tauber, Gattin des k. u. k. Negimentsarztes M. Tauber. Infolge eines Schlagflusses starb in Steyr am 29. November Frau Maria Anna B a ch t r o g in ihrem 75. Lebensjahre. Dieselbe besorgte nach dem Ableben ihres ersten Gatten Dür- minger in Steyr bis zur Einführung der k. k. Post das Briefträgergeschäst, in welchem Amte sie sich als eine allseits geschätzte VerSchloft Gfchwen^t. trauensperson bewies, wie sie überhaupt allge- mein die größte Achtung genoß. In Unterlaussa brach am 29. November im Lohwerke des Bürgermeisters Heuberger nächst Altenmarkt Feuer aus, welches sich schnell über dieses Werk wie auch über solche der österreichischen Forst- und Domänen-Ver- waltung verbreitete. Die dort lagernden großen Holzvorräthe im Werthe von 40.000 fl. wurden auch schon vom Feuer angegriffen, doch gelang es dem vereinten Bemühen der Feuerwehren aus Weißenbach, Altenmarkt und jenen der Domänen-Verwaltung, dieselben zu retten. Der Schaden wurde auf 16.000 fl. geschätzt. Der Brand soll aus Unvorsichtigkeit entstanden sein. BeimMaier zu Hausmanning bei Kirchdorf entstand am 1. December im Ochsenstalle ein Brand, der erst bemerkt und unterdrückt wurde, als schon fünf Ochsen und ein Stier erstickt waren. Am 2. December wurde dem in der Mühle des Wilhelm Huber zu Kroisbach bediensteten Gehilfen Roman B a m b e r g e r der linke Unterarm schwer beschädigt. In Winkling stürzte am 3. December im Zehetnergute das Gewölbe des Pferdestalles ein und erschlug ein dreijähriges Pferd. Drei andere Pferde, welche im selben Stalle standen, blieben unverletzt. Dem beim Oekonomen Zehetner in Gründ- berg bediensteten Pferdeknechte Josef Ha- metner scheuten am 4. December seine zwei Pferde und gingen durch. Der Knecht wurde von denselben niedergerissen und auf dem hart- gefrornen Boden geschleift. Hiedurch wurde derselbe so schwer verletzt, daß er schon zwei Tage darauf starb. Ein zweiter Knecht, Karl Petersdorfer, wurde bei diesem Unfälle ebenfalls verletzt, doch kam er mit dem Leben davon. Ebenfalls durch scheue Pferde wurden am selben Tage in St. Ulrich ein Knecht vom Michl- hubergute und einer vom benachbarten Sepphubergute bei dem Versuche, die scheuen Thiere zurückzuhalteu, schwer verletzt. Am 5. December wurde zu Moll» die commissionelle Belastungsprobe der neuerbauten eisernen Brücke über die Steyr vorgenommen und siel zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Diese Belastung wurde durch mit Wasser gefüllte Fässer auf Wägen bewerkstelligt und die Gesammtbelastung betrug 1680 Meter- eentner. Am 11. December fand sodann unter zahlreicher Betheiligung von Nah und Fern und unter großen Festlichkeiten die Eröffnung der Brücke, welche eine Länge von 120 Metern hat und in einer Höhe von 34 Metern über dem Wasserspiegel der Steyr die beiden Ufer verbindet, statt. Nach beendigtem Hochamte in der Pfarrkirche begab sich der Festzug unter Glockengeläute und Pöllerschüssen zur reichgeschmückten Brücke, woselbst schon die Festgäste aus den auswärtigen Orten und eine große Menschenmenge Ausstellung genommen hatten. Unter Ersteren sah man die Laudtags- abgeordneten F a i g l, H e i n d l und H n e m e r, die Gemeinderäthe Lintl, Perz, Tomitz und Tureck, Stadtsecretär Hähnel aus Steyr und Controlor Tobisch der Steyrthal- bahn, Bürgermeister Reitter, Gerichtsadjnnct Dr. Hueber und Notar v. Wurzian aus Grünburg, viele Geistliche aus den umliegenden Pfarren und noch viele andere hervorragende Persönlichkeiten. Nachdem Hochwürden Pfarrer Lintl an die Versammelten eine vom christlichen Geiste durchwehte Ansprache gehalten hatte, schritt er zur Weihe der Brücke. Hierauf trat der Bürgermeister Erblehner von Molln vor, dankte in längerer Rede allen Factoren, welche zum Baue der Brücke beigetragen hatten, und brächte ein begeistert auf- genommenes Hoch auf den Kaiser aus. Nach diesem sprach der k. k. Bezirkshauptmann von Kirchdorf Conrad v. Eybesfeld, welcher die Bedeutung der Brücke hervorhob, der Gemeinde Molln, der Landesvertretung, dem Grafen Franz Emerich v. Lamberg und der Stcyrtbalbabnge- scllschaft dankte und schließlich auf die Frau Kronprinzessin - Witwe Erzherzogin Stephanie, die huldvollst gestattet hatte, daß die Brücke ihren Namen trage, ein Hoch ausbrachte, das begeisterten Widerhall fand. Hierauf ordnete sich der Zug zum Abmärsche nach Molln, an dem alle Festgäste und Corporationen theil- nahmen. In dem mit Flaggen festlich geschmückten Orte fand dann vor den am Pfarr- hofe ausgestellten Festgästen das Defile der Burgergarde und des Veteranen-Vereines statt. £ versammelte sich Alles im Steiner'schen Gasthofe zum Festmahle, das bei vorzüglicher Bewirthung einen sehr schönen, animirten Verlauf nahm. Zahlreiche Toaste wurden Hiebei ausgebracht und Begrüßungstelegramme ver- , . ^2* 6. December starb zu Grünburg §° r ^’r *$' gewesener Kaufmann und Hausbesitzer, m seinem 80. Lebensjahre. Derselbe war mehr als 20 Jahre Bürgermeister gewesen und hatte als solcher bewirkt, daß in Grünburg ein Bezirksgericht errichtet wurde. Derselbe war Mitbegründer des dortigen Ge- sangsvereines im Jahre 1858 und viele Jahre dessen Vorstand. Sein Leichenbegängnist war ein großartiges. Die Gemeindevertretung, die • k. Beamten, die Feuerwehr, der Gesangs- vereln, welcher vor dem Hause einen ergreiscuden ^rauerchor sang, die k. k. Gendarmerie und eine unzählbare Menge begleiteten die Leiche auf den Friedhof. Am 7. December stürzte sich in Sieruina- hofcu die 70 Jahre alte Marie Damböck, vulgo „närrische Mirzl", vom Fenster des erften Stockes in den Hof, wo sie schwer ver- letzt un Blute liegen blieb. Dem im Laager'schen Sichelwerk zu Neu- stift bediensteten Arbeiter Michael Rotten- schlager wurde in Anerkennung seiner mehr .als fünfzigjährigen, einem und demselben Gewerbsunternehmen zugewendeten, treuer! und belobten Berufsthätigkeit vom Kaiser das silberne Verdienstkreuz verliehen. In diesem Jahre wurde Adlwang zur selbstständigen Gemeinde erhoben. In dankbarer Würdigung der Verdienste, die sich aus diesem Anlässe Landeshauptmann P. Leonard A ch l e u t h n e r, Landesausschuss Julius Strnadt und der Ortspfarrer Lambert Guppenberger um die Gemeinde Adlwang erworben hatten, ernannte diese dieselben zu ihren Ehrenbürgern. Die Generalversammlung der Waffen- fäbrik fand am 9. December zu Wien unter dem Vorsitze des Verwaltungsraths-Präsidenten FZM. Excellenz Freiherrn von Tillcr statt. Dem durch Vice-Präsidenten Dr. H o ch h a user zur Verlesung gebrachten Jahresberichte für das Geschäftsjahr 1892/93 war zu entnehmen, daß im abgelaufenen Geschäftsjahre 136.634 Stück Repetirgewehre und Carabiner bestellt wurden und außerdem vom Vorjahre noch 69.394 Stück Repetirgewehre und Carabiner an Bestellung blieben, so daß im Ganzen 206.028 Stück zu liefern waren. Von diesen wurden zur Ablieferung 89.674 Stück.gebracht, so daß noch 116.354 auszufertigen waren. Zu diesen kamen 6352 Stück neue Bestellungen. Außer den completcn Gewehren wurden noch 356.000 Stück diverser Gewehrbestandtheile geliefert und blieben 180.000 solcher in, Bestellung. Die Investitionen, welche der Verwaltungsrath in weiser Voraussicht für die Fabrication des kleinen Kalibers schon im Vorjahre gemacht hatte, erwiesen sich als sehr zeitgemäß, da die neueren Gewehrbestellnngen nur auf kleinkalibrige Gewehre lauteten. Um der momentanen Stagnation in den Bestellungen zu begegnen, wurde die Erzeugung von Revolvern und Pistolen für rauchschwaches Pulver in die Hand genommen und dürfte aus diesem Fabrications-Zweige eine angemessene Beschäftigung der Werke resultireu. Die Gebäude der aufgelassenen Filiale in Wien wurden sammt der Einrichtung um 150.000 fl. verkauft. Das Reinerträgniß beziffert sich mit 502.222 fl. 59 kr., welches es ermöglichte, daß der mit 1. Juli fällige Coupon mit 5 fl. eingelöst werden konnte. Im Weiteren beantragte unter Anderem der Verwaltungsrath, daß der am 1. Jänner fällige Coupon mit 10 fl. per Actie eingelöst, und daß dem Arbeiter-Unterstützungsund Jnvalidenfonde 1.5.000 fl. zugewiesen werde. Die Anträge des Verwaltungsrathes wurden einstimmig angenommen. Sodann wurde der ausscheidende Verwaltungsrath Dr. Alexander Orszagh und die bisherigen Revisoren wiedergewählt. Mit einem Dankes- Votum an den Verwaltungsrath schloß die General-Versammlung.
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