Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1895

108 109 Besonders der Herr Schießhuber hielt nie ohne reiche Jagdbeute seinen Einzug in A. und seine Gattin war recht stolz auf „ihren" Jägersmann und wunderte sich beim Ausweiden und Zubereiten des Wildes nur regelmäßig still für sich, dass die von ihrem Gatten heimgebrachte Jagdbeute „gar so scharf ranzelte", und theilte diese ihre Verwunderung einmal auch dein alten Hans mit. „Ja mei, Frau", sagte dieser und gar seltsam zuckte es ihm dabei um Mund und Äugen, „'s is halt hoaß und am Eis san's grad net g'legen die ganze Zeit. —" Daß die Viecherl schon manchmal 2 bis 3 Tage beim Wildschützen, von dem sie der Hans für Herrn Schießhuber gekauft hatte, im Bett versteckt gewesen, das verschwieg der Alte wohlweislich, sackte sein Trinkgeld ein und ging schmunzelnd und über den Spruch: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" nachdenkend seiner Wege in's Wirthshaus, denn das Wirthshaus ist bei jedem Sport doch die Hauptsache. Dort saßen eben die „St. Hubertus- tischler" und erzählten sich ihre heutigen Erlebnisse. Rehjagd war gewesen nnd „angeschossen" hatte man mehr dieser zierlichen, lebhaften Thiere, als es deren im ganzen Jagdrevier allhier geben konnte, so erzählte man. Zur Strecke hatte man heute nichts gebracht, denn die magere Hauskatze, die Herr Schießhuber im Eifer des Pürschens in die Jagdgründe der Seligen hinüber- spedirt und so deren Junge mutterlos gemacht hatte, wurde mit Hilfe des alten Hans verschwinden gemacht. Ob sonst noch einer von der Jagdgesellschaft eine' kleine Verwechslung vorgenommen und etwa einer zahmen Capitolsretterirl anstatt einer Wildente das Lebenslicht ausgeblasen, das erfuhr man nicht, aber schlechter Laune ivaren heut alle und das Bier, das frisch und klar vom Zapfen rann, wollte gar nicht munden, .nwrans der erfahrene Wirth den Schluß zog, daß heute früh, vor Beginn der Jagd, den Nimroden ein altes Weib über den Jagdpfad gehuscht sei, was maßen seit urdenk- lichen Zeiten für den Jäger Fehlschüsse bedeutet. Das Gespräch wollte daher gar nicht recht in Fluß kommen, obwohl das Bier aus Maßkrügen schon lange Zeit floß, endlich wurde aber doch erzählt, natürlich haarklein von Jedem, wieso es kam, daß heute das „Pech" hier gar so billig sei. Jetzt fand sich endlich auch Herr Schießhuber ein, fröhlich und munter wie imnier. „Hollah, du mußt heute viel Glück gehabt haben", hieß es an der Tafelrunde. „Na, das grad nit, was man Jagdglück nennt", gab Herr Schießhuber bescheiden zu uud setzte sich zu Tisch, „aber erlebt hab ich was heut — na, das hat noch keiner von Euch g'sehn." — „Hoho", scholl es von allen Seiten entrüstet dagegen, „und trotz Deinem Erlebnis hast nix mitbracht, — nit einmal ein Rehhaxl zum Staubabwischen für deine Alte." „Is schwer möglich", lachte Herr Schießhuber und that einen tüchtigen ^ Zug, „die Viecherl sind heutzutage schon sakrisch g'scheidt — man kommt ja nit Schuß." „Hast leicht überhaupt heut schon ein Reh g'seh'n?" spottete der Müller, der auch nicht wenig Wild — todt vom Händler kaufte. „Drei sogar", sagte Herr Schießhuber mit so wichtiger Miene und so geheimnißvoll, daß es hieß: _ „Erzählen, warum Du uit g'schossen hast auf sie — das muß doch einen Grund haben?" „G'wiß auch noch", nickte Herr Schießhuber, „und so ein Pech laß ich mir g'fall'n — die Sach war zu interessant. Älso paßt's auf und lernts von der G'schicht! Ich steh im Buchengraben, beim »Marterl' auf meinem Posten, der Wind is günstig und so wart ich mit Ungeduld auf einen heranspringenden Rehbock, Gewehr bei Fuß natürlich; auf einmal raschelts und knackts nit weit von mir ' und drei Reh' kommen herangesprengt und bleiben unweit von mir stehen. Ich, ganz Hitz, trau mich aber uit zu schießen, denn ich kann unter den dreien den Bock nit erkennen. Verflixt, denk ich mir, jetzt heißt's aufpassen! In dem Augenblick, — es is einfach großartig, so was — hebt eins von den drei Rehen den rechten Hinterfuß auf, steckt die Klauen in den Mund und macht so damit einen markerschütternden Pfiff!" ~ „Waas?" tönte es von den Lippen der fast wie Bildsäulen dasitzenden Jägersleute, „und was denn nachher?" I bleib int not glei! I bleib’ ma tiöf glei Und i kann nöt dafür, Denn 's Traurisein, 's Lustifein Wechselt bei mir. Ost mecht' i grad springa, I kenn' mi frei kam, Wier a Büeberl a kloans, Wier a Vögerl äm Bam. Mecht' springa in d'Heh Und mecht' singa in d'Weit, Und mei Herzal das togötzt Vor Lust und vor Freud'. Wird kemma a Zeit Und wird kemma a Tag, An den i mein' Traurikeit Sauba väjag'. „Na — so eine Frag!" erklärte Herr Schießhuber mit größtem Ernst, „davon sind's alle drei, wie der Sturmwind. Jetzt hab ich erkannt: der, der pfiffen hat, war der Bock, der durch das Manöver seine Gefährtinen zur Flucht veranlaßt hat! Und deßwegen hab ich heut einmal nichts g'schossen!" „Großartig, so was!" hieß es von allen Seiten, und nun kam ein lustiges Gespräch in Gang, denn dieses „Jagd- erlebniß" hatte allseits die größte Begeisterung erweckt. H. Kcmatmüller. Und iäblmal wieda 3$ 's nettä väkehrt, Da schau i so traun, So finsta af d'Erd'. Das is aft mein Herzerl So still und so schwär, Und da häd i a Freud' Wann i wögga schon wär. — Bald lusti, bald trauri, Wer kann denn dafür? Wird kemma ä Zeit Wo i andastä wir.

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