64 Finsterniß rangen, der Eine röchelnd zu Boden sank. Der Mörder wandle sich zur Flucht, aber ein Schlag mit einer Hellebarde streckte ihn nieder. Fackeln wurden in Brand gesetzt. Da lag der Eine, ein Badersmann, mit der tödtlichen Brustwunde und neben ihm, betäubt, der langgesuchte Unhold in härenem Gewände, den Büßerstrick um die Lenden — der Einsiedler von Matzleinsdorf! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die seltsame Kunde in der ganzen Stadt. Die Aufregung und Ueberraschung war groß, doch sie sollte noch größer werden. Der Uebelthäter wurde in Banden und Eisen in das Amtsgericht in der Rauhensteingasse gebracht, in dessen Kellern sich die Folterkammern befanden. Der Mörder blieb nämlich verstockt und ertheilte keine Auskunft und da sollten denn die probaten Mittel zur Anwendung kommen, die auch dem Verschwiegensten die Zunge lösten: Daumenschrauben und spanischer Stiefel, Schnellbrett und Streckleiter und wie die sinnreichen Instrumente sonst noch hießen. Bei den „leichteren Graden" der Tortur verließ den Menschen sein trotziger Sinn noch nicht. Er verhöhnte und beschimpfte nur den Freimann und die Gerichtsleute. Aber als man ihm die Glieder zerrte und verrenkte, daß die reißenden Sehnen und die Gelenke knackten, da gestand er. Er gestand — der „lange Harmes" zu sein, der in eifersüchtiger sinnloser Wuth erst das von ihm geliebte Mädchen gemordet, weil er erkannt, daß er sie nie werde besitzen können. Dann erstach er meuchlerisch den armen Eremiten, von dem er vermuthete, daß ihm die schöne Fanny ihre Gunst zugewendet, dann aus Rachsucht den alten Heugeler, der ihn zurückgewiesen. Er hatte des ermordeten Klausner Gewandung angezogen, um sich leichter an seine weiteren Opfer anschleichen zu können, deren er eine große Zahl erstach und ausplünderte. Er vergrub die Leichname auf dem Friedhofe und barg die erbeuteten Gegenstände in einem Versteck der Klausnerhütte. Der falsche Einsiedler wurde auf der gewöhnlichen Rrchtstätte, dem „Rabenstein", der sich beim Schottenthor befand, mit dem Schwert vom Leben zum Tode gebracht, nachdem man ihm vorher mit der glühenden Zange „einen Zwick in jede Seite der Brust gegeben". IaHres-Müciischau. vom Iuli ^893 bis I»li s89q. Die Illustrationen sind mit Bewilligung der deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart zum Theile den großen Bildern der _ „ ■ t . „ illustrirten Zeitschrift „Ueber Land und Meer" nachgebildet. Kupfer-Nrederschlage von den Illustrationen in „Ueber Land und Meer" werden von der deutschen Verlagsanstalt fortwährend zum billigen Preise von 3 0 Pfg. pro Quadratcentimeter abgegeben. Noch immer wogt der Streit der Meinungen und Parteiungen, noch immer stehen Nationen und Stände feindlich gerüstet einander gegenüber. Die Rückschau über das vergangene Jahr gleicht einem Berichte von einem KriegsschauErzherzog ßart Ludwig. s'/^b, und so weit man auch in die Zukunft ist kein Anzeichen eines nahenden Friedens- zu sehen. Allerdings in allen Fragen, « ^ Verhältniß der Staaten zu einander ksten, ist eine verhältnißmäßig wohlthuende Ruhe zu bemerken. Es ist Frieden und kein Wölkchen trübt den politischen Horizont. Aber mit welchen Opfern muß dieser Friede erkauft werden. Bis an die Zähne gewappnet stehen die Völker da. Alljährlich neue Rüstungen werden verlangt, alljährlich neue Lasten den nahezu erschöpften arbeitenden Ständen aufgebürdet, so daß sie unter der Last dieses Friedens fast verschmachten. Dazu kommt noch Eines. In Hellen Flammen 6
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