Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1894

148 Carl v. Jäger stattfand, wurde der Verwaltungsrath ermächtigt, Objecte bis zum Werthe von 30.000 fl. Namens der Gesellschaft ohne- weiters zu erwerben. Sodann wurde der Verwaltungsrath ermächtigt, das Auböck'sche Brauereianwesen in Steyr um den Preis von 60.000 fl. und beziehungsweise um den Preis von 75.000 fl. zu pachten, beziehungsweise zu erwerben. Eine gemüthliche Unterhaltung schloß sich an die Generalversammlung an. Dies sind die einzelnen bemerkenswerthen Ereignisse in unserem Jndustriebezirke während des in Betracht kommenden Zeitabschnittes und wir fügen noch hinzu, daß der Bau der neuen eisernen Brücke bei Molln rüstig vorwärts schreitet. Durch dieselbe, welche in schwin-. delnder Höhe über die St-chr führen wird, erhält Molln einedirecte kurze Verbindung mit der Steyrthalbahn, der Verkehr in dem schönen, industriellen Thale wird gefördert und gleichzeitig ein imposantes Bauwerk geschaffen, welches eine Zierde der Gegend sein wird. Man hofft, daß die Brücke bis November dem Verkehre übergeben werden kann. _ Es erübrigt nur noch, einige allgemeine Daten über unsere Stadt selbst noch nachzu- tragen. Obwohl die Baulust in dem beschriebenen Zeitraume nicht so rege war, wurden doch einzelne Neubauten aufgeführt und die begonnenen zu Ende geführt. So erhielt die Marie-Valeriestraße durch die Vollendung der architektonisch reich verzierten Villa des Baumeisters A r b e s h u b e r, deren Bild wir bringen, und durch die Erbauung der geschmackvollen Villa des Waffenfabriks - Cassiers I o s e f Fischer zwei weitere hübsche Gebäude, die sich harmonisch den übrigen Bauten anschlietzen. — Auch der Vorort Neu-Schön au wurde durch mehrere ncugebaute nette Häuschen vergrößert, manche der Gebäude verschönert, so insbesondere das in den Besitz des Gastwirthcs Stieg!er übergangene ehemalige B^erl'sche Gasthaus. Der neue Besitzer ließ den Vorgarten mit einem schönen eisernen Gitter ab- schließen und die Fa?ade renoviren, so daß. das Ganze einen recht gefälligen Anblick bietet. Die altehrwürdige Stadtpfarrkirche erhielt durch Neupflasterung des PreßbyteriumS und stilvollen Umbau der Chorbrüstung eine neuerliche Verschönerung. Die Orgel, das prächtige Chrismann'sche Werk, wird gleichfalls erneuert und vervollkommnet und diese Arbeit, über Empfehlung Dr. Bruckner's, von dem bestrcnommirten oberösterreichischen Orgelbauer Mauracher ausgeführt. Ueber demDreiköuig- Altare wurde im Laufe des Septembers das neue von Dr. Georg Ritter v. Aichinger und Marie Gräfin U e b e r a ck e r zur Erinnerung an ihren Vater gestiftete Glasgemälde- Fenster errichtet. Bald darauf wurde gegenüber diesem das von Baronin I m- hof und Gräfin Lamberg, Töchtern des General-Directors Josef Werndl, zum Andenken an ihren Vater gewidmete Glasgemälde- senster eingesetzt. Die Vorarbeiten zur Einsetzung des von der Bürgerschaft Steyr's gewidmeten Votivfensters sind bereits im Gange. Was industrielle Bauten und Anlagen betrifft, so sei das in der Fortsetzung der Marie-Valerie-Straße bei Neulust an der Steyrthalbahn schon im Jahre 1892 angelegte und seither vervollständigte Sägewerk des Zimmermeisters Julius Huber hervorgehoben, das sich, wie unsere Abbildung zeigt, dem Beschauer als ein schöner, fachgemäßer Bau präsentirt. Und die innere Einrichtung entspricht seinem Aeußern. Als Betriebskrast ist eine fünfzehnpferdekräftige Locomobile ausgestellt. Zwei Sägegatter, zwei Circularsägen, eine Walzenhobelmaschine, eine Unioersal-Ab- richt- und Fugmaschine und eine dreiseitige Hobel-, Spund- und Nuthmaschine bilden die weitere maschinelle Einrichtung dieses Werkes. — Unter den industriellen Anlagen darf auch das vom Baumeister Arbeshuber vor zwei Jahren errichtete Dampfziegelwerk bei Christkind! nicht unerwähnt bleiben, das wir gleichfalls im Bilde vorsühren. - Auf dem' Plateau unterhalb von EngUsegg, neben dem sog. Melzer Häusel, erheben sich bereits die Mauern des Centralgebäudes für die Elektricitätswerke und man sieht der definitiven Einführung der elektrischen Beleuchtung "in Steyr bis Ende December entgegen. Diese Thatsachen zeigen deutlich, daß auch Steyr in der abgelaufenen Zeitperiode nicht stillgcstanden ist und trotz geringeren Geschäftsganges doch mit zäher Ausdauer an feiner Fortentwicklung gearbeitet hat. Daß es in dieser Thatkraft nicht erlahme und noch günstigere Zeitlagen unserer Vaterstadt und mit ihr unserem Jndustriebezirke ein immer intensiveres Forischreiten auf diesem Wege gestatten, — deß walte Gott! die vom Winde abhängigen Segelschiffe säst Monate dazu gebrauchten. Auch habt Ihr gewiß schon von der trefflichen Einrichtung für die Passagiere der Lloyddampfir, von der guten Verpflegung und nahrhaften Kost, von den luftigen und bequemen Schlafräumen, von dem behaglichen Aufenthalt am Tage auf dem Berdeck der Schiffe, dem artigen Benehmen der Seeleute gegen die Passagiere, von der guten ärztlichen Behandlung in Krankheitsfällen und von vielem Anderen gehört. Man wird Euch geschriebeu haben, wie wohl sich die Auswanderer auf deutschen Schiffen, wo man ihre Sprache versteht und spricht, fühlen. Aber Ihr wißt nicht, wie schrecklich es früher auf den amerikanischen Auswandererschiffen aussah und daß erst seit Gründung des Norddeutschen Lloyd im Jahre 1857 eine Befferung und all- mälige gründliche Umwandlung eingetreten ist. Dank dem Lloyd find die Schiffe, mit denen man jetzt nach Amerika reist, in allen ihren Einrichtungen so vervollkommnet worden, dass die Reise nach Amerika jetzt meistens nur eine Spazierfahrt ist, die Viele zum Vergnügen machen. Dabei sind die Preise der Ueberfahrt im Zwischendeck jetzt nicht theurer, sondern eher billiger, wie früher. Der Norddeutsche Lloyd fing im Jahre 1858 seine Passagierfahrt nach Amerika mit zwei Dampfern an, jetzt besitzt besitzt er 50 große Dampfer für die oceanische Fahrt. Will man einen Vergleich nach dem Tonnengehalt der Dampfer anstellen, so war derselbe im Jahre 1858 15.255, dagegen im Jahre 1892 230.567 Tons. Und was für Strecken legen jetzt die zahlreichen Dampfer des Norddeutschen Lloyd allein in einem Jahre zurück! Davon kann man sich einen Begriff machen, wenn man hört, daß die Dampfer des Lloyd im Jahre 1892 2,940.824 Seemeilen zurücklegten. Eine solche Meile hat eine Länge von 1852 Metern oder 6082 Fuß. Seit seinem Bestehen vom Jahre 1858 bis 1892 hat der Norddeutsche Lloyd mit seine» Dampfern 2,754.738 Personen befördert. Das ist beinahe doppelt so viel als die Einwohnerzahl der Hauptstadt des Deutschen Reiches, Berlin. Jetzt unterhält der Norddeutsche Lloyd Linien von Bremen nach New- york — Schnelldampfer Dienstags und Samstags - Postdampser alle 14-Tage Mittwochs — Genua-Newyork — Schnelldampfer 2-3 mal monatlich und zwischendurch Postdampfer ab Neapel nach Newyork, ferner von Bremen nach Baltimore jeden Donnerstag, von Bremen nach Südamerika alle 8 Tage Sams149 tags. Die Neichspostdampfer befahren die Linien von Bremen nach Ostasien mit den Anschlüssen nach Japan und Neu-Guinea, sowie von Bremen nach Australien. Außerdem unterhält die Gesellschaft Verbindungen von Bremen nach London, nach Hüll, nach Leith, nach Liverpool, nach Noderncy und auf der Weser. Keine der anderen zahlreichen Gesellschaften, welche regelmäßig Dampfer über den Atlantischen Ocean zur Beförderung von Menschen und Gütern, wie auch der Post senden, hat so viele Schiffe wie der Norddeutsche Lloyd. Diest Schiffe werden von erfährenen Capitänen, geschulten Officieren und einer so tüchtigen Mannschaft geführt, daß viele nichtdeutsche Passagiere immer die schnellen Lloyddampfer in Vorzug vor den Schiffen anderer Gesellschaften benutzen. Den besten Beweis der Schnelligkeit und Sicherheit des Dienstes an Bord der Lloyddampfer liefert aber die Post; die deutsche, englische und besonders die amerikanische Postverwaltung übergibt die Briefe und Postpackete stets den Gesellschaften, deren Schiffe die schnellsten Fahrten machen. Von der gesammten im Jahre 1892 zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Europa besörderten Seepost im Gewichte von 1.728,865.344 Gramm wurden durch Lloyd- Dampfer mehr wie '/3, nämlich 684,244.477 Gramm befördert, während das übrige Gewicht sich auf 12 andere (englische, französische, niederländische und dänische) Dampferlinien ver- theilte. Auf den Dampfern des Norddeutschen Lloyd dienen allein gegen 6000 Seeleute. In den Docks, den Comptoiren und vielen anderen Etablissements des Lloyd sind natürlich auch eine ansehnliche Menge von Personen beschäftigt. An Kohlen verbrauchte der Lloyd zu seinem vielseitigen und großartigen Betrieb im Jahre 1892 allein 15,201.320 Centner, zu deren Transport 76.007 Doppelwaggons erforderlich sind. Welche Mengen Proviant und sonstige Bedarfsartikel für die vielen Reisen der zahlreichen Schiffe geliefert werden, geht aus der Thatsache hervor, daß der Werth dieses Proviantes im Jahre 1892 6Vg Millionen Mark betrug. Das deutsche Schifffahrtsunternehmen des Norddeutschen Lloyd ist also, wie sich aus Vorstehendem ergibt, das größte Unternehmen dieser Art in der ganzen Welt. Wer mit den Dampfern reisen will, wird Antwort erhalten, wenn er sich au den Norddeutschen Lloyd zu Bremen oder an dessen Agenten wendet. Gin deutsches Zeeschifffalirlsuiiternehmen. Wir wollen unseren Lesern etwas von dem größten deutschen Schrfffahrtsunternehmen, dem Norddeutschen Lloyd in Bremen, erzählen. Vielleicht habt Ihr aus. Briefen deutscher Auswanderer nach Amerika schon Manches über die mächtigen, prächtig ausgestatteten Dampfschiffe gehört, welche jetzt allwöchentlich und noch öfter ihre Reisen durch die Nordsee und über den wogenden Ocean nach Amerika antreten und in so kurzer Zeit vollenden, während früher Mittheilungen. Der „Bazar" schreibt im Heft 43 pro 1891 ttberNichter's Anker-Steinbaukasten folgendes: „Richtens Steinbaukasten gehört zu den Geschenken für den Weihnachtstisch, welche nicht aus der Mode kommen, keiner gesteigerten Empfehlung bedürfen, aber es wohl verdienen,

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