Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1894

^ V 136 satzes unausgesetzt im Auge behalten und auf eine möglichste Entschädigung bedacht sein wolle. Gleichzeitig versprach Se. Excellenz die vorgebrachten Wünsche wegen Erlangung einer günstigeren' Zugsvcrbindung möglichst zu berücksichtigen. Der Verschönernngs-Berein zu Steyr hielt am 23. März unter dem Vorsitze seines Vorstandes, kais. Rathes Georg Pointner, seine ordentliche Generalversammlung ab und feierte damit gleichzeitig das fünfundzwan- zigste Jahr seines Bestandes. Die zahlreich besuchte Versammlung nahm einen sehr animirten Verlauf und besonders wurde dem vom Schriftführer Dr. Krakowizer, welcher dem Vereine seit dessen Gründung angehört, verfaßten Bericht über das 25jährige Wirken dieses förderlichen Institutes lebhaftes Interesse entgegengebracht. Dem vom Hauptmanne Z e y r i n g e r zusammengestellten Verzeichnis der Vereinswege war zu entnehmen, daß die Länge derselben 13.971 Kilometer beträgt und längs derselben 84 Ruhebänke aufgestellt sind. Der vom Cassier Carl Stein dl verfaßte Rechnungsabschluß wies einen Cassarest von 2098 fl. 26 kr. auf. Bei der Wabl der Functio- näre wurde der alte Ausschuß fkais. Rath Pointner (Obmann), Bürgermeister Johann Berg er (Obmann-Stellvertreter), Dr. I. Krakowizer (Schriftführer), Oberinspector der österreichischen Staatsbahnen i. P. Karl Stein dl (Cassier),, k. k. Hofrath i. P. Michael R. v. Weismayr, Baron v. Buddeu- brock, k. k. Landesgericht'srath F. Löhnert, Josef Reich!, Fr.Tomitz, Janatschek und M. Reslhuber^ per Acclamatwn wiedergc- wählt. Sodann wurden mehrere Zuschriften verlesen — unter anderm vom Gründer und ersten Vorstände des Vereins Landesgerichts- präsidenten i. P. Josef v. Augusta, dann vom ersten Arbeitsleiter kais. Rathe Eduard Leitenberger — worauf das Vcreinsmit- glied Victor S tig ler die Verdienste einzelner, besonders verdienter -Mitglieder in längerer Rede, vielfach von anerkennendem Beifalle unterbrochen, hervorhob. Nach der Erledigung weiterer geschäftlicher Angelegenheiten, unter welchen die Herstellungeines Weges zum Tabor vom Oertlthore aus besonderes Interesse beanspruchte, wurde der osficielle Theil der Versammlung geschlossen und eine gemüthliche, durch verschiedene Vorträge verschönte Unterhaltung nahm ihren Anfang, welche noch lange die Mitglieder in fröhlichem Verkehre beisammenhielt. Am 23. März verschied in Heiligen- kreuz die Mutter des dortigen Schulleiters Frau Maria Haid im Alter von 94 Jahren. Am 24. März wurde dem Vicepräsidenten der österreichischen Waffenfabrik Dr.Johann Hochhäuser, dessen unermüdlichen Bemühungen es bekanntlich gelang, die Verhandlungen mit der rumänischen Regierung betreffs Lieferung von 111.000 Gewehren zu einem günstigen Abschlüsse zu bringen, durch eine Deputation von Büraern, geführt vom Gemeiuderathe Franz Tomitz, eine prachtvoll ausgeführte Dankadresse, welche 300 Unterschriften der angesehensten Bürger Steyr's trägt, überreicht. Auf die warmen Worte des Führers der Deputation erwiderte der Gefeierte, freudig bewegt, in herzlichen Dankesworten, mit der Versicherung, auch künftig gerne für die Interessen Steyr's einzustehen. In Steyr verunglückte durch einen Sturz über die Stiege am 25. März der Schleifergehilfe Florian Brandlberger, indem er hiedurch am Kopfe so schwere Verletzungen erlitt, daß er bereits am zweitnächsten Tage zufolge derselben starb. In dem Wasserbehälter vor dem Hausbrunnen ertrank zu Ternberg am 26. März die dreijährige Tochter des Besitzers der Rast- grubmühle Joses Garstenauer. Unweit Pieberbach kam am 1. April in einer mit jungen Erlenbäumchen bepflanzten Au Feuer zum Ausbruche, welchem eine Fläche von mehr als drei Joch zum Opfer fiel. Am Ostersonntage <2 Avril) wurde in Steyr in der Stadtpfarrkirche hie v-äur- Messe des berühmten vaterländischen Com- ponisten Dr. Anton Drückn er unter Mitwirkung von 63 Musikern und der artistischen Leitung des Chorregenten Franz Bayer aufgeführt. Der Componist war Hiebei anwesend und spielte die Orgel. Nach dem Ausspruche desselben wurde dieses imposante Tonwerk, welches au alle Mitwirkendeu die größten Anforderungen stellt, in mustcrgiltiger, dem Geiste der Composition entsprechender Weise aufgeführt. Erfreut über den ehrenden Erfolg ihres großen Unternehmens versammelten sich am selben Tage Abends die Mitwirkendeu im Hotel Schiff, um mit dem großen Meister — dessen Bildnis; und Biographie wir an anderer Stelle bringen — auch ein Stündlein im traulichen Kreise beisammen zu sein. Hiebei war Dr. Bruckner Gegenstand herzlicher Ovationen und es wurde ihm durch Fräulein I o n a s ch ein von den Mit- wirkenden gewidmeter Lorbeerkranz überreicht. Der Gefeierte dankte tief gerührt, gab seinen warmen Sympathien für Steyr beredten Ausdruck und betonte, daß er testamentarisch verfügen wolle, in Steyr begraben zu werden. Dem unermüdlich thätigen und verständuißvollen Leiter des Werkes Regenschori Bayer wurde durch Fräulein Mayer ein mit Silber verzierter Tactstock aus Ebenholz überreicht. — Der Ostersonntag des Jahres 1893 war ein Ehrentag für Steyr in des Wortes edelster Bedeutung, die Aufführung der Bruckner'schen Messe war eine musikalische That, für deren glückliche Durchführung trotz immenser Schwierigkeiten Herrn Bayer in erster Linie, dann aber allen Mitwirkenden, welche sich mit voller Hingebung . der großen Aufgabe widmeten und unzählige Proben nicht scheuten, der wohlverdiente Dank aller Steyrer gebührt. » Im Pritzelschachen bei Garsten brach am 2. April Früh em Waldbrand ans, der nach Berwüstung von 300 Quadratklaftcrn Waldbestandes gelöscht wurde. Erst 31 Jahre alt, starb in Steyr am 4. April Kaufmann Gustav Gschaider. Derselbe war em fleißiger, strebsamer Geschäftsmann, welcher die angegebene Firma im Sinne seines Batiks uut Geschick und ,Umsicht führte, ihrem ehrcu- vollen Rufe in jeder Hinsicht gerecht wurde und die Fortentwicklung des Geschäftes mit Erfolg durchführte. AIs ehrenfester Bürger der «tadt nahm er an allen öffentlichen Ereig- niffen regen Antheil ’ 0 und förderte alle humanen Bestrebungen, weshalb die aufrichtige Trauer um den jungen, hochgeachteten Mann eine allgemeine war, wie sich dies auch beim Leichenbegängnisse in erhebendster Weise bekundete. - Das Geschäft des Verstorbe- uen brächte dessen Schwager Buchhänd- ler F Kutschera käuflich an sich, der seine Buchhandlung an Carl L i n t l, einen gcvornen Sichrer, verkaufte. In der Sitzung am 4. April ernannte die Gemeindevertretung von Garsten Se. bi. schöfliche Gnaden Dr. Franz Maria Doppelbauerzum Ehrenbürger. Am 4. April Abds. stcl in Jnn erbreiJohann Nepomnk Dürrnberger Ehrendomherr, Eonsistoriolrath, Dechant und Borsladtpfarrcr Ehrenbürger von Steyr. tenau bei Moll» bemi Triften von Blochholz der Holzarbeiter Mathias R u ß m a n n in den durch Wasser aus der Klause angeschwolle- neu Bach und ertrank. Durch Explosion einer Petroleuinlamve wurde zu Letten am 5. April der zehnjährige Fabriksarbeitersknabe Anton Gabri l in G-sichte ganz verbrannt. Das Ehrcnbürgerrecht der Stadt Stelle ^^^^^^^^^ Ehrendomherr», Consistorial- 91 eb ®i?rr"LU" Vorstadtpfarrer Johann »Sw SÄ» tugrte und in schöner Enveloppe befindliche 137 Diplom wurde am 28. Mai dem Ausgezeich- netcn überreicht uud hat folgenden Wortlaut: . , Bürgermeister und Gemeinderäthe r-k. l. f. Stadt Steyr beurkunden hiermit, daß Seine Hochwürden Herr Johann ff"r ^^rr^?^r o c r, Ehrendomherr, Consistorial-Rath, Dechant und Pfarrer der Porstadtpfarre St. Michael in Steyr, Besitzer ™ »*™ Ehrenkreuzes „PRO ECCLESIA EI POEriFiCE“ — am 18. März 1868 vom Gememderathe der k. k. l. f. Stadt Steyr zum Pfarrer der städtischen Patronatspfarre St. Michael in Steyr gewählt,-sich während dieser Zeit sowohl um die ihm anvertraute Pfarre, als auch um das allgemeine Wohl überhaupt große und unvergängliche Verdienste erworben hat. Namentlich ließ sich Seine Hochwürden, Ehren-Canonicus u. Pfarrer Dürrnberger, das Amt eines Seelsorgers im wahrsten und besten Sinne des Wortes stets angelegen sein und war bestrebt, die Kirche undderenEinrichtung mit vornehmem Kunstverständnisse durch große, umfangreiche Reconstruc- tionsarbeiten wesentlich zu verschönern. Weiters war ^eine Hochwürden, Ehren- Canonicus u. Pfarrer Dürrnberger durch dieses Vierteljahrhundert auch auf mehrfachen Gebieten der öffentlichen und privaten Wohlthätigkeit, so als ständiges Mitglied des Armen- rothes Steyr, als Vorsteher des Vervon Paul, der Kl-inkinde^^ insbesondere der Anstalt arme? jnder auf das Erfolgreichste thätig bat bieduN di- Stadtgemeiude Steyr in Ausübuna de? & m/d^mÄsam^^ wesentlich unb wirksamst unterstützt und bat sich durch !in «brenk.« D^ »' humane Wirken selbst schon 10

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