Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1894

124 Johann Ried leck er todt aufgefunden. Derselbe war einem Schlaganfalle erlegen. In der Verwaltungsraths - Sitzung der Steyrthalbahn-Gesellfchaft am 4. November wurde Betriebsleiter Felix Peyrer zum Director dieser Bahn ernannt. Am 5. November wurde auf einer Insel im Ennöflusse nächst Lofenstein eine männliche Leiche aufgefunden. Man glaubte, daß dieselbe mit dem am 23. Juni im Erzbache nächst Hieflau verunglückten Marco Bidese aus San Salcomo identisch sei. Zu Loscnstem starb am 5. November der Dechant des Sprengels Weder Paul Frauen- gruber, ein wegen seiner Herzensgüte, strengrechtlichen Denkungsweise und treuer Pflichterfüllung allseits hochgeachteter Priester. ~' Trauer um den DahinDie geschiedenen war daher unter seinen Pfarrkindern eine aufrichtige, große, welche sich bei seinem Leichenbegängnisse in ergreifender Weise bekundete. Zu Klaus wurde am 6. November der 17jährige Sohn des Bürgermeisters L a t t n e r bei einer Jagd durch einen Kugelschuß in den Ober- schenkelschwer verwundet. Am Rumplmair- 6 u t zu Atzeldorf bei Kirchdorf erhängte sich am 7. November der dort als Maier bedienstet gewesene JohannWein- b e r g e r. Am 11. November starb in Steyr Bürsten- fabrikant und GemeindeGemeiuderath Anton Mahr f. rath Anton Mayr in seinem 63. Lebensjahre. Derselbe wurde im Jahre 1876 vom dritten Wahlkörper in den Gemeinderath gewählt und gehörte diesem seither ohne Unterbrechung an. Seit ebensolange versah Mayr das schwierige Amt eines Armenhausvaters des Josef-Lazarethes und war als Mitglied und Obmann der 4. Sec- tion gleichzeitig auch Mitglied des Armenrathes Steyr. Gemeinderath Mayr war somit eines der thätigsten Mitglieder der Gemeinde-Vertretung, er versah diese seine Ehrenstellen mit vollster Hingebung und dem Aufwande unsäglicher Geduld und Ausdauer, sowie mit bestem Verständnisse und durchaus zum Wohle seiner Vaterstadt Steyr, daher ihm selbe zu unvergänglichem Danke verpflichtet ist. Der Verblichene war auch ein äußerst strebsamer Geschäftsmann und nahm überdies regen Antheil an dem Vereinsleben der Stadt. So war er ein fleißiges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und des Veteranen-Vereines, welch letzterem er in den Jahren 1871 bis 1873 als zweiter und in den Jahren 1876 bis 1879 als erster Vorstand angehörte. Der Männergesangverein „Kränzchen" zählte ihn zu seinen Gründern und Ehrenmitgliedern und stand lange Jahre unter seiner Vorstandschaft. An dem Leichenbegängnisse des Verstorbenen bethei- ligten sich nebst der Gemeindevertretung mit dem Bürgermeister an der Spitze, einer ungewöhnlich großen Zahl anderer Leidtragender und Honoratioren noch der Veteranen-Verein, die ^städtische Freiwillige Feuerwehr und das „Kränzchen" und Deputationen der Liedertafeln von Steyr, Sierninghofen - Neuzeug, Grünburg und Bad Hall. Am 11. November Nachts starb auch der k. k. Post-Controlor Joh. Reschenederim 43.Lebensjahre. Derselbe hatte durch mehr als 25 Jahre der städtischen Freiwilligen Feuerwehr angehört. Die beiden Stiegen, welche von der Steyrbrücke zur Vorstadtpfarrkirche St. Michael emporführen, wurden im Verlaufe des Sommers neu hergestellt. In die zwischen beiden befindliche Nijche wurde auf Veranlassung des Ehrencanonicuö undVor- stadtpfarrers Dürrn- berger eine künstlerische Statue des heiligen Johann v. N e p o m u k gesetzt. Diese Statue wurde am 15. November in feierlicher Weise eingeweiht. Zugleich wurde auch die kirchliche Weihe der großen Cruci- fixe, welche an den drei eisernen Brücken neuerbauten als christlicher Schmuck im Monate August angebracht worden waren, mit verbunden. Zu diesem Behufe begab sich der Weihende mit Assistenz und in Begleitung einer betenden Menge nacheinander zu den Crucifixen an der Steyrbrücke, an der unteren Ennsbrücke und durch die Kollergasse zur Neuthorbrücke und vollzog den Weiheact. Am 16. November vermählte sich der Ehrenbürger unserer Stadt Dr.Hochhäuser mit Frln. Emma M o s er, Tochter des bekannten Volksdichters Josef Moser. Im Maiergute zu Weyrbach bei Neu- hofen brach am 18. November, wahrscheinlich durch ruchlose Hand gelegt, ein Feuer aus, das in kurzer Zeit das ganze große Anwesen in Asche legte. Obwohl die Feuerwehren von Weißkirchen, Schleißheim und Egendorf schnell am Brandplatze erschienen, fielen die Fechsung, ein großer Theil der Fährnisse, Holz und eine Kuh dem Feuer zum Opfer. Der übrige große Viehstand konnte gerettet werden. Der Schaden von circa 10.000 fl. war durch eine Versicherungs» summe von 4800 fl. nur theilweise gedeckt. Die alpine Gesellschaft „Ennsthaler" aus Wien besuchte am 19. November unsere Stadt. Außer den Wiener Gästen waren noch Bürgermeister und Landtagsabgeordneter P o n- gratz aus Admont und Oberinspector der k. k. Staatsbahnen Wilfert von Linz eingetroffen. Abends versammelten sich die werthen Gäste und viele Mitglieder der hiesigen Alpen- vereins - Section im Hotel „Zum goldenen Schiff" zu einem fröhlichen Commerse, dessen Leitung Med. Dr. Spängler übernommen batte. Namens der hiesigen Section begrüßte Ausschußmitglied Victor Stigler mit herzlichen Worten die Gäste, worauf der Vorstand der Gesellschaft „Ennsthaler" Heß warm dankte. In animirter Stimmung blieb die frohe Runde bis gegen Morgen beisammen. Der nächste Tag wurde zu Ausflügen auf die Dambergwarte, nach St. Ulrich und Garsten benützt. Am 22. November schied in Steyr ein Mann aus dem Leben, der trotz seines unscheinbaren Wesens in allen Kreisen, die ihn kannten, durch seinen tadellosen, offenen Charakter und unbestechliche Rechtlichkeit die größte Achtung und Werthschätzung genoß. Es war dies der Privatmann Josef Kapfer, seinerzeit durch viele Jahre Buchhalter der angesehenen Firma Franz v. Schönthan. Als Sohn eines Maurers in Steyrdorf 1809 geboren, erreichte er das hohe Alter von 83 Jahren und bewahrte sich bis in seine letzten Lebenstage die volle geistige Frische. Wenn er auch im politischen Leben keine Rolle spielte, so verfolgte er doch die Ereignisse mit klarem Auge und bekundete stets furchtlos in Wort und That seinen freien deutschen Sinn. Er war ein begeisterter Anhänger dier deutschen Turnsache und trat bald nach Gründung des Turnvereines in Steyr demselben bei, der ihn kurze ^eit darauf zum Säckelwart wählte, welches Amt er durch 25 Jahre mit minutiöser Genauigkeit verwaUete, bis er es wegen zunehmender Kränklichkeit 1891 Niederlegte. Ebenso wurde er Säckelwart der durch den Turnverein gegründeten Freiwilligen Feuerwehr, bis sich diese selbststündig machte, doch blieb er fortwährend actives Mitglied derselben und noch wenige Jahre vor seinem Tode konnte man ihn wacker an der Spritze arbeiten sehen. Kapfer war auch jahrelanges hochgeschätztes Mitglied des G a u t u r n r a t h e s. Im Jahre 1892 besuchte er noch den Gauturntag in Wels, wo man sem 25jähriges Jubiläum als Mitglied des Gauverbandes feierte. Zur Förderung der deutschen Turnsache scheute er keine Opfer an Zeit, Mühe und auch an Geld, trotz der nur 125 sehr bescheidenen Mittel, über die er verfügte. Unsere Turner verehrten ihn auch wie einen zweiten Vater Iahn. Kapfer war von geradezu spartanischer Bedürfnißlosigkeit für seine Person, einfach und geräuschlos in seinem ganzen Gehaben, kein Freund vieler Worte, aber ein Mann der That, von unerschütterlicher Treue, rückhaltloser Wahrhaftigkeit, ein leuchtendes Vorbild für die Jugend in allen männlichen Tugenden. Zu seinem 80. Geburtstage, womit er zugleich das 25. Jahr seines Säckelwart- amtes vollendete, ehrten ihn der Turnverein und die Gauvertretung in hervorragender Weise und die Turner spendeten ihm als Erinnerung eine goldene Uhr sammt Kette. Es war die erste und letzte Uhr, die er je getragen. — Das Leichenbegängniß fand am 24. November statt, welchem viele Leidtragende, vor allem natürlich Turnverein und Feuerwehr aus Steyr und Abgeordnete des Gauverbandes theilnahmen. — Die große Verehrung für den Verewigten bekundete sich auch darin, daß über Anregung des Vorstandes des Turnvereines dieser sowie die Freiwillige Feuerwehr und das Handelsgremium im Vereine mit dem Bruder und Neffen des Verstorbenen diesem am hiesigen Friedhofe ein würdiges Denkmal, bestehend in einer Pyramide aus Granit mit entsprechender Inschrift, setzen ließen und die Stetigkeit der Grabstätte auf 50 Jahre erworben wurde. In Neustift bei Kürnberg wurde am 28. November Morgens vom Besitzer des Bxand- nergutes der Futterschneider Leopold auf dem Düngerhaufen todt aufgefunden. Derselbe dürfte in der Nacht erfroren sein. Bei der 4 Schwurgerichts-Periode wurde am 28. November unter andern die Armen- psründnerin Josefa Edlinger aus Wartberg, welche die Gemeindehütte zu Wartberg aus Rache über angeblich erlittene Seccaturen in Brand gesteckt hatte, wegen Brandlegung zu zehn Jahren schweren Kerkers, verschärft mit Fasten, verurtheilt. — Außerdem wurde der Bauernknecht Franz Spirrer aus Unterdam- bach, weil er das Lichteneggergut in Unter- dambach angezündet, den Taglöhner Johann Brandner bestohlen und, um diesem ein Entfliehen aus dem brennenden Hanse unmöglich zu machen, dessen Hausthüre verrammelte, wegen Diebstahls, Brandlegung und Mordversuches am 29. November zur Strafe des schweren Kerkers in der Dauer von 18 Jahren, verschärft durch einen Fasttag vierteljährig, verurtheilt. — Am 30. November wurde der Hausdienersgattin Theresia Heller aus Steyr eine siebenjährige schwere Kerkerhaft zuerkannt, weck sie durch Abdruck falsche Einguldennoten erzeugt und 8 solcher Falsistcate in Verkehr 6^tzk, uberdles durch Fälschung von Spar- cassebüchern größere Geldbeträge herausgelockt und verschiedene Effecten veruntreut hatte. — Am 1. December wurde die 17jährige Marie Spring aus Kleinraming, welche am 12. September Nachts aus Rache über eine erhaltene

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