116 Schlachtfeldern Italiens tapfer erkämpften Ruhm wenn möglich noch vermehrte. Schon im Jahre 1850 hatten die Großmächte des Deutschen Bundes, Oesterreich und Preußen, eine Expedition nach Schleswig-Holstein unternommen, um diese beiden Herzogthümer, welche (ähnlich wie jetzt Bulgarien unter türkischer) unter der Oberhoheit Dänemarks standen, vom dänischen Joche zu befreien. Der Plan gelang aber in Folge der Einmischung Frankreichs und Englands nicht, ini Gegentheile, die Dänen begannen hernach in den Herzog- thümern eine noch ärgere Wirthschaft als zuvor. Sie verfolgten die deutsche Landessprache, gaben dänische Lehrer und Geistliche in Schulen, wo man kein Wort dänisch sprach, und forderten unerschwingliche Steuern ein. Vergebens reichten die deutschen Schleswig-Holsteiner Beschwerde um Beschwerde ein, Dänemark ließ in seiner Bedrückung nicht nach. Da beschloß der Deutsche Bund am 1. October 1863 neuerdings die Occupation der Herzogthümer ; Dänemark lachte aber nur dazu, weil es meinte, der Feldzug werde nur auf dem Papiere bleiben, oder es würden ihm nöthigenfalls seine früheren Freunde in Frankreich und England wieder aus der Bedrängnitz helfen. Aber diesmal verrechneten sich die guten Dänen ganz bedeutend, Oesterreich und Preußen, welche sich zu Hause so feindlich gegen- überstanden, vereinigten sich nach außen hin und setzten sofort jedes ein Armeecorps nach Norden in Bewegung. Zum Oberbefehlshaber der Preußen wurde der alte, tüchtige Feldmarschall Wrangel, zum Commandanten der österreichischen Truppen der tapfere Feldmarschall-Lien- tenant Freiherr von Gablenz ernannt, welcher nebst glänzenden militärischenEigen- schaften auch noch jene besaß, seine Leute zu gewinnen und richtig zu behandeln, ein Talent, welches in einem Feldzuge mehr werth ist, als aller Gamaschengeist oder zimperlicher Plunder. In der Nacht des 17. December gingen die ersten österreichischen Truppen von Prag ab, waren am 19. in Leipzig und am 31. in Hamburg, und rückten i am Weihnachtstage in Holstein ein. Herzog Friedrich von Augustenburg, welcher der eigentliche Herrscher Holsteins war, kehrte in das Land zurück, und wo die Dänen abrückten, rief ihn das Volk unter großem Jubel sofort zum Herrscher aus. Dies lag aber durchaus nicht im Plane der beiden Großmächte, obwohl sie diese Ergüsse der Volksseele vorderhand nicht hinderten. Die Märsche unserer Truppen durch Holstein waren außerordentlich schwierig. Der Winter im Norden war äußerst rauh, stürmisch und voll eisigen Schnees, die Mannschaft hatte ungemein zu leiden. Die Dänen hatten an einem zur Vertheidigung äußerst günstigen Punkte schon von alter Zeit her eine ausgedehnte Linie von Gräben und Befestigungen angelegt, welche das„Danewirke" hieß. Vor demselben lagen noch einige für die Vertheidigung sehr günstige Anhöhen, deren Einnahme unseren Truppen voraussichtlich viel Blut kosten mußte; denn da die Dänen sich auf den vorderen Linien überall zu- rückzogen, war es offenbar, daß sie sich in diese ihnen günstigen Befestigungen werfen und von den vorliegenden Höhen aus den Feind empfangen wollten. Unser tapferes vaterländisches Regiment Großherzog von Hessen Nr. 14, welches jm Verbände der Brigade No- st i z stand, wechselte die ersten Schüsse mit dem Feinde am 1. Februar bei einer Brücke über die Eider, welche Schleswig und Holstein trennt. Schon zwei Tage später, am 3. Februar', kam es zu einem mehrstündigen Gefechte bei O b e r s e l k, da die Dünen die dortigen Höhen besetzt hatten und insbesondere aus ihrer Stellung anr „Königsberge" geworfen werden mußten. Den Augenblick vor dem Gefechte benützte Oberst Schütte dazu, an die Mannschaft eine zündende Ansprache zu halten, in welcher er unter anderem sagte: „Leute, es ist der Augenblick da, wo wir unseren Landsleuten in der Heimat beweisen wollen, daß wir der Schlachten von Magenta und Solferino eingedenk sind!" Das Regiment hielt sich äußerst tapfer, noch am gleichen Tage verließen die Dänen ihre Stellung. War dieser Sturm auf den „Königsberg" schon ein schweres Stück Blutarbeit gewesen, so war es der Angriff auf das dahinterliegende „Danewirke" noch viel mehr. Mit Umsicht und Kaltblütigkeit wurden daher andern Tags die Vorbereitungen dazu getroffen. Bereits hatten die Oesterreicher — Brigade Gondrecourt — zwei Schanzen in der Front erstürmt, da baten die Dänen um einen zwölf- stündigen Waffenstillstand. Als aber am 6. Februar der Sturm wieder losgehen sollte, waren die Dänen verschwunden und das so unzugängliche, wirklich ungeheure Festungswerk lag verlassen, mit einem riesigen Kriegsmaterials da. Die Brigade Nostiz war diese drei ^.age in der vordersten Linie gestanden, hatte drei Winternächte hindurch in Regen, Schnee und Koth auf freiem Felde bivoiiakirt und, umweht vom eisigen Nord- sturm, vom Nebel durchfeuchtet, war jeder Mann nebst den feindlichen Kugeln auch von Noth und Krankheit umlauert. Dennoch wurde, als man nun vernahm, daß das „Danewirke" verlassen sei, die Brigade zur schnellsten Verfolgung des Feindes beordert. Derselbe hatte sich inOever- s e n und den nächstliegenden bewaldeten Hohen wieder festgesetzt und wurde von den Oesterreichern, als sie ihn erreichten unverzüglich angegriffen. Das 27. Infanterie-Regiment König der Belgier rechts das 9 Feldjäger-Bataillon in der Mitt/ das Regiment Hessen links, eröffnete die Brigade gegen Abend den Kampf. Aber diesmal hielten die Dänen tapfer aus und die Unseren wurden von einem furcht- baren concentrischen Feuer empfangen so daß ihre Vorrückung einen Augenblick lang Stocken gerieth. Nur Schritt für Schritt Endlirb ^ Femde zurückgedrängt werden, dm Ä?^^ st r' ^ der Front und bei- geleampn M^ bedrängt, aus dem höher Dieösterr^c^ "^ der Straße herab. #gen& bn J erst n"/" ^ und ausgiebige Hilfe, derischen Kamvs^^^^stündigem mör- oerl,ll)en Kampfe wichen die Dänen. 117 Der Erfolg dieser mit großen Opfern durchgeführten Verfolgung und des blutigen Gefechtes bei Oeversen war die Erbeutung von acht Geschützen, mehreren Fahnen und Munitionswagen und tausend Gefangenen. Er war ein neues, schönes Blatt ün Rnhmeskranze der österreichischen Armee und besonders unseres heimatlichen Regimentes. Der Corpscommandant, FML. Frei- Herr von Gablenz, fagte im Corpscom- mandobefehle: „Soldaten! Ihr habt einen blutigen Kampf bestanden. Viele von den Kühnsten sind dein hartnäckigen Widerstände unseres Gegners erlegen. Euer unaufhaltsames Vordringen, Eure Haltung beim Sturmangriffe haben meine Bewunderung erregt, ich bin stolz, an der Spitze eines Corps zu stehen, das aus solchen Truppen besteht!" , Das Regiment Hessen verlor in diesen Kämpfen an Verwundeten: bei Oberselk die Infanteristen Alois Jrk Sebastian Springer, Anton Russek, Ferdinand Monschein, Josef Haas, Josef Schraml und Johann Schartner; bei Oeversen zwei Todte und vier Verwundete. An die Mannschaft wurden vier silberne Tapferkeits - Medaillen I. Classe und eilf solche II. Classe verliehen. Unter den kühnsten Officieren in diesen Gefechten nennt die Geschichte des Regimentes die Hauptleute Gröller, Henriquez, Freyschlag, Mayern, Mischer, Danninger und Hund; die Oberlieutenants: Schierling, Egloff und Vorgeitz; die Lieutenante Czech undPachner. Hervorragend tapfer waren Feldwebel Haselberg er, Feldwebel Schiele, Fahnenführer Benesch, die Corporäle Cetti (gefallen) und Baist dann die Infanteristen Hofinger' Loidolt, Koczig, Maierhofer, Fetal und Bayer. " b • 5-^°" braven Officieren kühn und einsichtsvoll geführt, hatte das Regiment Hessen rn den Tagen vom 3. bis 6. Februar durch todesmuthigen, siegreichen w^l dem Feinde, durch Ausdauer und Ueberwindung größter Beschwerden seine ehrenvolle Fahne mit neuem Glänze
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