114 r VoHrsdlchter Josef Moser. Oberösterreich hat am 27. April 1893 einen hervorragenden und begabten Sohn, das Volk des Traungaues einen seiner besten, aus der tiefsten Seele desselben schöpfenden Dialectdichter verloren. — An diesem Tage ist in Steyr der emeritirte Arzt, Dichter und Philosoph Josef Moser sanft und schmerzlos aus dem Leben geschieden; nachdem die Parze seinen Lebensfaden 81 Jahre lang sorgsam gesponnen, hatte sie die Muse, die ihm beim Eintritte ins Leben die Stirne berührte und ihm lange treu geblieben war, allmählich und leise beiseite geschoben und endlich dem Greise mit sanfter Umarmung den letzten Athem von den Lippen geküsst. Josef Moser wurde am 27. Februar I812inGries- kirch e n geboren und widmete sich nach Ab- solvierung desGymna- siums und nachdem er ein zweijähriges Studium der Theologie gepflogen hatte, dem Berufe des Arztes. In dem kleinen Gebirgs- dorfe Klaus an der Josef Moser f. Steyr übte er durch mehr als dreißig Jahre seinen viel in Anspruch genommenen, anstrengenden, mühevollen und ernsten Beruf aus und verlegte diese Thätigkeit im Jahre 1867 nach Sier- ningHosen. -"In der dem Jahre 1881 folgenden Zeit lebte er in Sierning und übersiedelte im Jahre 1888 nach Steyr, wo er, nach einem ihm von seiner nächsten Umgebung liebevoll bereiteten, sorgenlosen, — wenn auch heimgesucht von mancher körperlicheil Blühe des hohen Alters, — in voller geistiger Frische zuge- brachten Lebensabende seine müden Augen schloß. Sehr zahlreich sind die dichterischen Schöpfungen, die zuineist während stundenlangen Wanderungen zu hilfesucheuden Kranken seinen Geist beschäftigten und mit elenientarer Gewalt dem viel begabten gewühle: den Manne die Feder in die Hand drückten. — Alles, was die Herzen der Menschen, unter denen er lebte, bewegt, tritt in den Schilderungen dieses gründlichen Kenners seines Volkes, dieses glänzenden Bewältigers von dessen Mundart in seelenvoller, charakteristischer und mit- unter classisch knapper Form in die Erscheinung. Ein kaustischer Humor reißt seinen Vorbildern die Masken vom Gesichte und wie aus Erz gegossen stehen die Volksgestalten im mundartlichen Gedichte, wie sie leiben und leben, wie sie sich geberden und wie sie reden, ivie sie denken und ivie sie handeln. Alle, alle die typischen Figuren int VolksBader, den Boten, den Bürgermeister und seine Räthe, den Schreiber und den Caplan, den Lehrer und den Jäger, den Gemeindediener und die Pfarrerköchin, den unter schwerer Arbeit und Sorge ums Dasein Gebeugten und nicht minder den Herabgekommenen und Vaganten, alle nimmt er unter seine scharfe Lupe und charakterisirt sie unverkennbar. — Keine ideali- sirten Gestalten, wie sie die Phantasie der sogenannten Volksdichter so Manchen Dank schafft, nein, Menschen aus Fleisch und Blut, die die Dinge bei ihrem Einen nennen, mit allen ihren Fehlern und Vorzügen erscheinen auf der Bild- flache" das Gemische der Verschlagenheit und des schlecht verhüllten Eigennutzes der prahlerischen Leichtlebigkeit und der gut gespielten Naivität, der Herrschsucht und der Eitelkeit, aber auch die Er- schemungen wahren und tiefen Empfindens erschütternder Gemüthserregung und nicht ,""?^'^erkühnen Bewältigung der Sorge und Pflicht des Daseins, klar treten fie heraus alle diese Eigenschaften aus dem Nahmen seiner Dichtungen. Eüi Schildere r des Gebirgslebens war er ohne Gleichen. Moser war bis in seine hohen Manneszahre ein kerngesunder, stattlicher Vcann Die kühn gebogene Nase, d'as energische Kinn charakterisirten den schön gesormten^Schädel, ein Lächeln, hinter dem der Dpott lauern konnte, kräuselte seine Lippen, und wen sein blitzendes Auge der mochte sich vorsehen; Moser's Menschenkenntnis ließ ihn tief blicken <"'w e>ne Stunde später war dessen Sammlung vielleicht um ein Epigramm reicher. frornÄ .^ wohl nichts Menschliches f nd. Meisterhaft schilderte er die Er- lchemungen und Vorkommnisse, die Gewohnheiten und Gebräuche im Volksleben leiten sich selbst ironisirender Weise aber auch von ihren ernsten und erschütternden ^te „Hessen" in Schleswig-Holstein. Von L. KoNerma«»«. großartig als bÄÄ^ weniger das Jahr 1864, deßwegen nicht minder °ÄI "^ Mn Truppen BluIl#«(WB ^^roeeren ' unser erelgnrßreich war brächte und ben vor fünf Jahren au den 113 Seiten; weich und lyrisch konnte er werden wenn erbte Naturschönheit seines Heimatlandes besang. Ein Theil seiner Dichtungen ist in dem 1889 m Linz erschienenen Baude- „Bilder aus dem oberösterreichischen Volksleben (.Aus da Hoamat")" veröffentlicht; der größere Theil aber ruht in ver- schwlegener Mappe, wenigen bekannt und vom Autor selbst in uuMchahmlicher Weise hie und da einem geivählten Hörerkreis vorgetragen; unter ihnen eine ftahl evi- grammatischer und anderer Gedichte in hochdeutscher Sprache. Der Schalk luqt aus ihnen und der Denker und Menschenkenner; aber auch Epikur hat Moser im SS ^ tn ^' Dichtung auf kurze Mt nicht ungerne die Hand gereicht. m r »^ wn^' ein heiterer, zechlustiaer Gesellschafter, witzig und geistvoll; dann wieder schweigsam und grübelnd, manch- uial auch grollend feinem Geschicke und grimmig zornig, wenn es galt zu ver- theldlgen, was ihm unantastbar galt. Ein guter Mensch, an dem seine Kinder mit Liebe hingen, der treue Freunde erwarb, aber auch unversöhnliche Widersacher weil ihin die Menschenfurcht fremd war,' A r^ ??^lei nicht schonte und die Wahrheit suchte. — Sein ganzer Reich - thum war sein Lied, das Bewußtsein reu erfüllter Berufspsticht. - Die Litera- turgeschrchte des Landes sichert ihm seinen Platz m der Reihe der heimischen Dichter leinen Freunden und die ihn näher kannten' '^d er unvergeßlich bleiben. Möge auch sein Volk ihm ein bleibendes Andenken bewahren. V. 8t. welches unseren einheimi- ueue glänzende Lorbeeren 8*
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