108 der alten Zeit! — auf Bauernhochzeiten, Kirchweihfesten rc. oft die ganze Nacht um einen Zwanziger zum Tanze zu fideln! — Von Windhag kam Bruckner nach Kronstorf bei Enns und 1845, nachdem er die Concurs- Prüfung gut bestanden hatte, als Lehrer und supplirender Stiftsorganist nach St. Florian. Daselbst componirte Bruckner schon sehr fleißig, speciell Messen, Psalmen und ein Requiem (D-moIl, 1849). 1851 wurde er provisorisch zum ersten Stiftsorganisten von St. Florian ernannt, mit dem Jahresgehalte von 80 fl., während er als Schullehrer 36 fl. jährlich bezog. Durch diese bescheidene Erhöhung seiner Einkünfte war es Bruckner möglich, nach Wien zu reisen, um sich den Capellmeistern Aßmayer und Preyer, besonders aber dem berühmten Theoretiker Simon Sechter vorzustellen. In Gegenwart dieser drei genannten Herren legte Bruckner ein contrapunktistisches Examen mit ausgezeichnetem Erfolge ab. Derselbe war aber noch größer und glänzender gelegentlich der Preiscoucurrenz um die vielumworbene Domorganisten- Stelle in Linz, die er auch erhielt (1855). Vom Bischöfe Rudigier unterstützt, konnte Bruckner seine theoretischen Studien bei Sechter (1855—1861) fortsetzen. Mit unermüdlichem Eifer studirte er Tag und Nacht und von den Früchten dieses Studiums gab Bruckner einen Beweis bei der im Jahre 1861 mit ausgezeichnetem Erfolge abgelegten Maturitätsprüfung im drei- und vierfachen Contrapunkte. Die Prüfungscommission bestand aus den Herren Sechter, Herbeck, Dessoff, Hellmesberger und Schulrath Becker. — Hofcapellmeister Herbeck trat nun für Bruckner ein, und so wurde derselbe über Vorschlag des Ersteren nach dem Tode Sechter's im September 1867 als k. k. Hoforganist nach Wien berufen und als Professor des Orgelspiels, der Harmonielehre und des Contrapunktes am Konservatorium ernannt, und 1875 Lector für dieselben Fächer an der Universität. 1869 gab Bruckner unter außergewöhnlichem Beifalle Orgelconcerte in Paris und Nancy; 1871 nahm er an dem internationalen Orgelwettstreit in London Theil. Es war dorthin aus jedem Lande je ein Meister der Orgel berufen und Bruckner errang den ersten Preis. Nicht weniger als II Concerte gab er in London und beim letzten war die begeisterte Aufnahme größer, als bei jedem vorhergegangenen. 1873 gab Bruckner zur Feier des Schlusses der Wiener Weltausstellung ein großes Concert im Wiener Musikvereinssaale, wobei er wieder als Organist glänzte, aber auch zuin erstenmale eine seiner Symphonien (Nr. 2, 0-moU) dem Publicum der Residenz vor- führte. — Seit dieser Zeit wurde aber wenig von Bruckner zu Gehör gebracht und seine Bedeutung als Componist im eigenen Vaterlande leider nicht gewürdigt. Von auswärts" mußte die Anerkennung des Genius unseres Landmannes kommen. Erst in den Jahren 1884 und 1885, in welchen die 7. Symphonie von Bruckner in München und Leipzig mit großem Erfolge aufgeführt wurde, kam der Name Bruckner plötzlich wieder in Aller Munde, und seither fanden die Aufführungen Bruckner'scher Werke stets allgemeines Interesse und begeisterte Aufnahme — der Bann war gebrochen. Nun raffte sich auch Wien wieder auf, und am 18. December 1892 brachten die Philharmoniker Bruckners achte Symphonie, dem Kaiser Franz Josef I. gewidmet, — als einzige Programm-Nummer einesConcertes — zur Aufführung, welche enthusiastische Aufnahme fand. Bruckners Ruhm als einer der bedeutendsten Componisten der Gegenwart, als der hervorragendste Symphoniker nach Beethoven steht fest, und wenn die deutschen Ton-Heroen genannt werden, ist Bruckners Namen darunter nicht der letzte. Im Juli 1886 wurde Bruckner von Sr. Majestät dem Kaiser zum Ritter des Franz Josef-Ordens und im Herbste 1891 von der Universität Wien zum Ehren- Doctor ernannt. — Auch die Steyrer blieben nicht zurück in der dankbaren Anerkennung ihres großen Landsmannes und der Männergesangsverein „Kränzchen" und die „Gesellschaft der Musikfreunde" er-, nannten ihn zu ihrem Ehrenmitgliede. Bruckners Hauptwerke sind: Acht Symphonien (Nr. I und 2 in 0-moU, Nr. 3 in D-moll, Nr. 4 in Es-dur, Nr. 5 in B-dur, Nr. 6 in A-dur, 9k. 7 in Es-dur und Nr. 8 in C-moll), ein Tedeum und 3 große Messen (in v, F und E), ein Requiem (D-moll), Psalmen und sonstige Kirchenmusik aller Art; ferner ein Streichquintett (F-dur). Außerdem/Hat Bruckner Männerchöre und andere kleinere Compo- sitionen geschrieben. Eine neunte geschriebene Symphonie hatBruckner in Arbeit. Wir Steyrer aber, die wir das Glück haben, den großen Meister in den V --- =c-«&-o=---- Fröhliches und munteres Wundern. Motto: Mit unendlicher Lust und mit großem Vergnügein durchzog ich einst, als jüngerer Mann, das Lederränzchen auf dem Rücken, die Laute an einer grünen, starken Seidenschnur über die Schulter hängend, und eine rothe Mappe mit neuaufgenommenen Skizzen in der Hand, die reizenden Gefilde unser engeren Heimat und überschritt anfangs halb singend und trillernd die Grenzen der grünen Steiermark, besuchte die herrlichenGegenden des unvergleichlich schönen Salzkammergutes, die romantischen und geschichtreichen Thäler Tirols, um mich hier oder dort für einige Tage niederzulassen, ivo heitere Gesichter mich, ansehen und mit freundlichem Gruße mich willkommen heißen. Aus diesen Kreuz- und Querzügen längs der oft einförmigen und staubigen Hauptstraße bog ich wohl zumeist, ■— und wenn nur immer thunlich, — voll derselben seitwärts ab, ilin den näheren Fußweg, der wohl manchmal ziemlich steil einen Bergrücken entlang führte, einzuschlagen. 109 Sommernionaten stets in unserer Mitte zu finden, der es oft und oft versichert, daß er sich bei uns wohl fühlt, der in unseren Mauern fleißig und mit Erfolg an seinen großen Werken arbeitet — wir fühlen uns glücklich und stolz darüber und haben nur den einen Wunsch, die Vorsehung möge dieses kostbare Leben uns und der musikalischen Welt noch recht lange in ungebrochener Schaffenskraft erhalten zum Ruhme und zur Freude seines lieben deutschen Vaterlandes, an dem der ehrwürdige Meister mit allen Fasern hängt! Ueber den Ehrentag Steyrs, an dem hier Bruckners Messe in D - dur aufgeführt wurde, sprechen wir in der „Chronik." „Mein Ränzchen auf der Schulter, Die Laute in der Hand, So zog ich froh und heiter Herum im ganzen Land!" Es ist Ende Juli 1851. Ueber grüne Wiesen im Gebirge, unterbrochen durch Busch und Wald, oft eingeengt durch Mffe und Wildbäche und öfter sogar abgeschloffen durch Felskolosse, kam ich dann zu mancher Alpe, auf welcher das bunte Vieh auf einem wellenförmigen Plateau oder auf Abhängen längs der blumenreichen Wiesen weidete. Eines schlechten Wetters wegen wohl manchmal durch einzelne Tage in einer solchen Alpe festgehalten, zog ich dann bei aufgeklärtem Himmel und bei hellem Sonnenschein frühzeitig den südlichen Abhang hinab in's Thal, wo ich bereits auf mehreren Feldern das Getreide schon geschnitten uild in sogenannten Mandeln und Hüfeln aufgestellt erblickte. Längs ihrer Front fuhr seit Morgens ein Knecht mit dem Pfluge, an welchem zwei gut genährte Braune gespannt waren, dahin. Bereits waren mehrere schnurgerade Furchen im Felde gezogen,
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