Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1894

64 versehen, schritt der Kerkermeister schweigend den Herren voran und öffuete die verschiedenen schauerlichen Kerker. . Endlich gelangte man auch in das untere Casemattgeschoß des sogenannten Josefinischen Tractes. Der Kerkermeister schritt an der ersten Zelle vorüber, ohne diese zu öffnen. Der Kaiser jedoch bestand darauf, daß sie geöffnet werde. Ein furchtbarer Anblick bot sich seinen Blicken. In einer luft- und lichtlosen Höhle fand er ein lebendes menschliches Wesen angeschmiedet. Entsetzt über eine solche Grausamkeit faßte' Kaiser Josef den heroischen Entschluß, sich selbst in dieser Zelle durch eine Stunde einschließen zü ...... ....... o„_ lassen, um aus eigener Erfahrung zu Daren, als der berühmtePandureii-Obcrst erproben, wie es den armen Gefangenen sie bewohnt hat. Kaiser Joses II. besich-^ darin zu Muthe sei. Trotz aller Ein- tigte diese Zimmer wiederholt, sprüche bestand Kaiser'Josef auf seinem Willen und ließ sich einschließen.*) Als der Kaiser nach einer Stunde wieder an das Tageslicht trat, sagte er: „Ich war der letzte Mensch in diesen Räumen. Von nun an darf Befehl, Willen und Meinung zu vollziehen. Josef." Im Jahre 1855 wurde durch die Gnade Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I. die Strafanstalt auf dem Spielberge ausgelassen und ein Theil derselben zu einer Militärkaserne adaptirt. Doch kann man jetzt noch die Zellen sehen, in welchen die berühmten Männer jahrelang schmachteten und deren Bildnisse zum Theilin lebensgroßen Oelgemäldenin einer jeden der betreffenden Zelle zur allgemeinen Besichtigung aufbewahrt sind. Auch auf die sogenannten „Trenck- Zimmer" wird Sorgfalt verwendet, damit sie so erhalten bleiben, wie sie zur Zeit Trenck wurde zu lebenslänglicher kein Gefangener des Spielberges mehr diese Schwelle überschreit ten."**) Am nächsten Tage brächte eine Estafette dem Conunandanten des Spielberges eine kaiserliche Resolution, welche lautete: „Und geben ihnen hiemit gnädigst zu veruehmeu und befehlen: Alle inhaftirten Uebelthäter und Malefiz-Personen, so dennoch in deuGefängnißzellender unteren Casematten am Spielberg befindlich sind, allsogleich und ohne Verschub ju de- logiren und selbe nach Thunlichkeit in die oberen Gefangentracte unterzubringen. Annebst ahersind die unteren Gefängnißzellen in den Cassematten von jetzo an hinter Schloß und Riegel unter ewigen Verschluß zu behalten. Gefangenschaft auf dem Spielberge ver- urtheilt, starb aber schon nach drei Jahren am 4. October 1749, und zwar soll er sich durch Aqna Tofana vergiftet haben, was jedoch nicht erwiesen ist. Erbat sich am Todtenbette die Gnade Ihrer Majestät der Kaiserin Maria Theresia aus, ein Testament machen zu dürfen, was ihm auch bewilligt wurde. — In Gegenwart von sieben Zeugen bestimmte er — bis auf zwei Gitter, die sein Vetter erhielt — sein ganzes.großes Vermögen seinen Freunden, der Kirche und wohlthätigen Stiftungen. Dem Kapuzinerklvster in Brünn vermachte Trenck eine bedeutende Summe uud in diesem Kloster wurde auch der Leichnam Trenck's bcigesetzt. Auf seinen letzten Wunsch wilrde Trenck in Ketten durch Sträflinge ans der Festung Spielberg zum Kloster der Kapuziner hinabgetragen, wo er beigesetzt wurde. In der Gruft der Kapuziner SÄ^ Äi8 ^" *“■ £»»?£ Römisch kaiserlichen, königlichen Aller- ’ höchsten Majestät Oberster und ComTrenck's, der noch gut erhalten ist, gezeigt. Das interessanteste Object des Spiel- -■wi »6 b" F.P.NS Spl°,b.rg zu d,„7"is " d" ^do st K : nch^uud n»,«-n Madigst gem-ssmen «°?di! „M-rt-rM--, in w«7r ^ *) ^“^Ä - • ™ Josef II. angeschmiedet wie der schwerste **) Des Kaisers eigene Worte Verbrecher eine Stulide verweilte. Z3eim Kkcrng der: Abendgliocken.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2