16 Eine Schneiderrechnnng. Sn einer Handschristensammlung befindet sich nachfolgende, im Original vorhandene Schneiderrechnung ans dem Jahre 1690, welche den Unterschied der Unigangsformen von damals und jetzt so recht veranschaulicht. Das Schriftstück lautet wörtlich: „Der Jungfrau Albine Mornheim die Maß vor ein Kleid genommen 4 Groschen; die Stücke zu einem faltigen Unterrocke zusammengenäht 6 Groschen; den Oberleib genau für die Brust, die Achseln und Arme der Jungfrau geformt 7 Groschen; vor Seide 3 Groschen; Baumwolle eingeuäht 3 Groschen. Dieses Kleid ordentlich abgegeben, bittet um Bezahlung dieser ehrlich-christlichen Rechnung vor Lichtmeß Gotthelf Liebner, Schneider für den hohen Adel wie für Bürgersleute, Heidelberg." Aer mißtrauische Bauer. Eines Tages kam ein Bäuerlein znm Schalter der Post und gab den Betrag von 12 fl. an seinen Sohn, der beim Militär in Salzburg . biente, mittelst Geldanweisung ans. Der betreffende Beamte fertigte ihm nach Uebernahme des Geldbetrages das Anfgabsrecepisse ans und legte die übernommenen 12 fl. in die Lade seines Schreibtisches. Verdutzt schaute der Bauer dieser sein Mißtrauen erweckenden Manipulation zn und sagte endlich: „Pst, Ihr derft das Geld nit einstecken, i hob' schon g'segen!" Lange dauerte es, bis der Beamte dem guten Landmann begreiflich machte, daß die 12 Gulden nicht der Geldanweisung beigefügt zn werden brauchen, um an den Ort ihrer Bestimmung zn gelangen. Kopfschüttelnd ging er aus der Kanzlei. Bei der Thür sagte er noch zu dem Beamten: „I wer schon nachfrag'n". Kin Gauner wurde von einem Advocaten so glänzend vertheidigt, daß ein Freispruch erfolgte. >Den anderen Tag erschien der Rehabili- ' tirte und bot dem Jünger der Themis | seine Dienste au. Was — Sie wage« ! es, mir Ihre Dienste anznbieten, mir, der ich Ihre Vergangenheit kenne! — ' Eben deshalb, entgegnete der Hochstapler mit dreister Miene. Sie haben mir gestern vor den Geschwornen so viele Lobsprüche ertheilt, daß ich jetzt erst zur Erkenntniß meines Werthes gekommen bin und ich denke, Sie werden doch Ihren eigenen Worten Glauben schenken. Bescheid. — Aber, Fran Wirthin, wie kommt denn der abscheuliche Käfer in die Suppe? — Das kann ich nit genau sage, liebes Herrle, entweder ischt er .hineiugekcoche oder hineingefloge. Moderne Wumperei. „Herr Baron, ich muß dringend um endliche Berichtigung meiner Rechnung bitten, der Tuchhändler will mir nicht länger pumpen," sagte Schneider Fips zu Herrn Baron Habenicht. „Was," rief ter Gigerlbarou, „Sie pumpen also selber und werfen mir mein Pumpen vor! Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, befriedigen Sie erst Ihre Gläubiger, dann werde ich Sie — vielleicht auch bezahlen." Zufrieden. Pfarrer: Nun, Euer Sohn studirt ja, ist er brav? Bauer: A ja, Hochwürden, 'sel moan' i schon, hat sogar a Prüafung zwoamal macha müassen, so gnat hat's den Hcrr'n g'fallen. Schwere Aufgabe. Lehrer: Warum hast du dich nicht gekämmt? Habt Ihr keinen Kamm zn Hause? Junge (weinerlich): O ja, aber es sind keine Zinken mehr daran. Im entscheidenden Augenblick. Weihnachtsnovellette von Hduard Naril. (Nachdruck untersagt.) er fürstlich X.......... 'sche Förster Christoph Brann wurde von seinem Vorgesetzten, dem Forstrath Herrn v. Blankenberg, wieder einmal nach der Stadt „citirt", in welcher sich die fürstlich X.........'sche Wirthschaftscentralkanzlei befand. Bevor er das Haus verließ, wendete er sich voll Aerger an seine Frau: „Möcht' nur wissen, was der Forstrath wieder von mir will; während der letzten fünf Wochen hat er mich allwöchentlich nach der Stadt „citirt" und jedesmal zog ich von dort ab mit einer- langen Nase. Na, heute aber will ich von ihm gewiß nichts einstecken, sondern ich werde ihm gehörig meine Meinung sagen". s,Mann, ich bitte dich, übereile nichts. Habe Geduld —" „Laß mich aus mit deiner Geduld! Ich hab'keine Geduld mehr, will keine Geduld mehr haben —" „Der Forstrath ist und bleibt doch immerhin dein Vorgesetzter." „Ich hab' es satt, mich von ihm sekkiren zu lassen. Was ist er denn? Ein junger Fant, der keine Idee vom Forstwesen hat, ein Protectionskinderl der alten Fürstin ist er, der Fürstin, die leider Gottes alle ihre Schrullen bei ihrem Gemahl, dem Fürsten durchsetzt. Mich wird das Forsträlhchen nicht länger mehr malträtiren. Oder ist es nicht eine Sekkatur,mich heute, am Weihnachtsabend nach der Stadt kommen zu lassen? Was wird er von mir wollen? Mich ärgern, mir ungerechte Vorwürfe machen —" „Steck' sie ein und denk' dir dein Theil." „Nein, das werde «ich nicht thun," rief der Förster zornroth im Gesichte aus. „Kommt er mir grob und ungerecht, will ich ihm Gleiches mit Gleichem vergelten. O, ich weiß recht gut, wo hinaus das zielt. Er will, daß ich um meine Pensionirung einkomme, er will jedenfalls einen seiner Freunderlu, so ein Milchgesicht wie er selbst ist, auf meinem Posten sehen. Aber bevor ich das thue, bevor ich freiwillig auf meine Stellung verzichte, früher - " rief der Förster ans, wobei er mit seiner Faust auf den Tisch schlug, daß die auf dem Tisch stehenden Frühstückstassen in die Höhe schnellten. Frau Braun legte die Hand auf den Arm ihres Mannes und sprach in ihrer sanften Weise: „Im Jähzorn läßt sich derlei nicht schlichten. Du mußt mit Ruhe, mit Neberlegung handeln —" „Ich kann nicht ruhig sein, wenn
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