Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1893

52 altes Kind erdrückt hatte, doch neigten sich schließlich die Geschwornen der milderen Auffassung zu, und erkannten die Angeklagte nur obigen Vergehens schuldig. In der Sitzung am 23.Juni der oberöster- reichischerrHaudels-rrndGetverbekammec beantragte Kammerrath Huber aus Stehr für dienothleidendeMesserindustrie 900 fl. zu widmen. Der Antrag wurde dem Präsidium zur Berücksichtigung überwiesen. Am 29. Juni starb in Steyr Herr Josef Haller, Wachszieher, Lebzelter und Hausbesitzer im 78. Lebensjahre. Derselbe gehörte durch mehr als 25 Jahre dem Gemeinderathe an, der ihn in Rücksicht auf seine Verdienste um das Wohl der Stadt zum Ehrenbürger ernannt hatte. ( In Thanstetten brannte am 30. Juni die Scheune des Josef Wendlmayr, Besitzers des Schützenmayrgutes, nieder. Den Bemühungen der herbeigeeilten Dorfbewohner gelang es, das bedrohte Ueberländhaus zu retten. Am 30. Juni brach im Brandlgut zu Pernzell, Gemeinde Grünburg, ein Feuer aus, welches das ganze Anwesen in Asche legte. Der Schaden war um so größer, da auch zahlreiches Vieh nebst Fahrnissen und Nutzholz mit verbrannten. Leider fielen dem Feuer drei Menschenleben zum Opfer, indem die drei Töchter des Besitzers, als sie im letzten Augenblicke nochmals ins Haus eilten, um zu retten, keinen Rückweg mehr fanden und erstickten. Dieser verhängnißvolle Brand kam durch ein schlecht abgedämpftes Peterfeuer zum Ausbruche. Am 5. Juli legte die Magd Katharina Kronberger, bedienstet beim Besitzer des Dreschenbergergutes, Ferdinand Hurth, in Gmain ihr neugebornes Kind in einen Koffer und verschloß diesen, wodurch der Knabe durch Ersticken seinen Tod fand. Die unnatürliche Mutter wurde verhaftet. Am 6. Juli Mittags traf in Steyr der neue Präsident des k. k. Kreisgerichtes Herr Carl Hebenstreit ein und übernahm noch am selben Tage die Agenden seines Geschäftskreises. Zu Dietach starb am 6. Juli der bewährte Volksschulleiter Anton Eb mer, Ehrenbürger dieser Gemeinde. Nächst Nuterhimmel badete am 9. Juli der Fabriks-Arbeiter Franz Jetzinger in einem Seitenarme der Steyr und ertrank, da derselbe als ungeübter Schwimmer sich in sehr tiefes Wasser gewagt hatte. In der Dampfbäckerei des Herrn Reder zu Sarrriag (Halbgarsten) fing am 12. Juli das Dach durch Funkenflug Feuer. Die Gefahr war groß. Doch wurde der Brand, bevor er größere Ausdehnung gewonnen hatte, durch die Hausleute und durch die herbeigeeilte Nachbarschaft gelöscht. Am 13.Juli ging das Bräuhaus in Stadl- kirchen in Folge Blitzschlages in Flammen auf. Trotz des raschen Umsichgreifens des Feuers konnte das zahlreiche Vieh gerettet werden. Nach mehrjährigem Leiden verschied in Steyr am 14. Juli der pensionirte Leiter der Mädchen-Volksschule in der Berggasse Herr Wenzel Salzer. Der Verstorbene, welcher durch 44 Jahre dem Lehrberufe angehörte und durch 30 Jahre als Lehrer in Steyr wirkte, genoß als solcher die Werthschätzung Aller. Am 20. Juli brach in St. Pantaleon ein großes Schadenfeuer aus. In der Kegelstätte des Herrn Gastwirthes Gaiblinger war dasselbe zum Ausbruche gekommen. Die herrschende Trockenheit und ein starker Wind verursachten es, daß sich das entfesselte Element über 13 Häuser verbreitete, die es auch einäscherte. Die Kirche, welche stark bedroht war — sing doch einigemal die Kirchenthüre zu brennen an — wurde gerettet. 4 Kühe, 9 Schweine und die gesammte Fechsung ging zu Grunde. Die dem großen Schaden gegenüberstehende Versicherungssumme war verhält- nißmäßig gering. Die Ursache des Brandes wurde nicht bekannt, man vermuthete Brandlegung. Zum zweitenmale fing es am 15. Juli in der zum Hubergute gehörigen Holzhütte in Schiedelberg zu brennen au. Glücklicherweise wurde der Brand früh genug entdeckt, um das Gut selbst retten zu können. Der Brand war wie das erstemal gelegt worden und gelang es, die Urheberin der zwei Brände in der Person der 16 jährigen Dienstmagd Rosina Dietlbacher auszusorschen. Die geständige Brandlegerin wurde sodann verhaftet. Am 19. Juli feierte in Garsten der hochwürdige Herr Pfarrer u. geistliche Rath Matt hias Verwogner sein 60jähriges Priesterjubiläum. Dem beliebten und geachteten Jubilar wurden allseitig herzliche Ovationen dargebracht. An eben diesem Tage beging in Bad Hall der Curgast Tache Petrescu, Cassier der rumänischen Staatsbahnen, indem er den Personenzug der Steyrthalbahn über sich Weggehen ließ, einen Selbstmord. Derselbe war bereits seit längerer Zeit geisteskrank. In der außerordentlichen General-Versammlung des Ausschusses der Steyrer Spar- casse am 31. Juli wurde auch über das neue Spare ässe-Statut, welches von Herrn Dr. Angermann auf Grund des von der hohen k. k. Statthalterei herausgegebenen Musterstatutes ausgearbeitet worden war, berathen. Der 8 35 desselben, welcher bestimmt, daß von nun an 12 Ausschüsse die Stadt uud 12 Ausschüsse die Land - Gemeinden zu wählen haben, wurde nach lebhafter Debatte mit einer Stimme Majorität abgelehnt,Avo- rauf der Vorsitzende die Sitzung schloß. Herr Erzherzog Ferdin an d, Oberlieutenant im k. und k. Genie-Regiment Nr. 2, traf am 31. Juli in Steyr ein. Höchstderselbe nahm an den MappirungZübungen theil, zu welchen 12 Officiere unter dem Commando des Majors Otto Frank in Steyr sich aufLE i^K^b - Monument der: Iermittengvnst Josef Werrndl. hielten. Am nächsten Freitag verließ der hohe Gast die Stadt. Am 31. Juli wurden der F r e i w i l l i g e n Feuerwehr in Ternberg von Seite der 53 Gemeindevertretung das neu erbaute Depot übergeben. Anläßlich dieses Ereignisses besuchten auch die Nachbarfeuerwebren Tern- herg. Bei derllebergabe hielt Hochwürden Herr Pfarrer Karl Baier eine bemerkenswerthe Ansprache, die allgemeine Anerkennung fand. Cun Fest-Concert in Herrn Derflers Gastgarten, das den schönen Tag beschloß, wurde

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