Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1893

44 45 Beim Verfrachten schwerer Holzstämme fiel ein solcher dem Wirthssohue Josef Wecht in Leon stein am 12. März auf den Fuß, wodurch er einen complicirteli Knochenbruch erlitt. In der Nacht vom 13. auf den 14. März wurden in Weyer eine Reihe von frevelhaften Bubenstücken verübt. Die Maria-Hilf-Capelle, ein Kreuz und fünf Kreuzwegbilder wurden theils beschädigt, theils ganz zerstört. Offenbar dieselben Thäter zerschlugen auch vier Petroleumlampen, welche längs des Weges zum Bahnhöfe auf drei Meter hohe» Holzfäulen angebracht waren. Anhaltende Kränklichkeit und unglückliche Prüfungsresultate veraulaßten am 13. März den 29 jährigen Forstadjuncten Ignaz K r u m m- haar, sich in seiner Wohnung im Lamberg'- schen Schlosse zu Steyr zu erschießen. Der Unglückliche befand sich noch Abends vorher Wohlgemuth in fröhlichem Freundeskreise und nichts ließ ahnen, daß er so furchtbare Gedanken hege. Um 2 Uhr Morgens gab er fünf Schüsse auf sich ab, wovon drei fehl gingen, während einer ihn in die linke Hüfte traf, die letzte Kugel, womit sich der junge Mann I durch den Mund geschossen, zerschmetterte ihm die Schädeldecke und hatte natürlich den augenblicklichen Tod zur Folge. Krumhaar wurde am nächsten Dienstag in Anwesenheit zahlreicher Leidtragender auf dem hiesigeu Friedhofe beerdigt. In der Klein'schen Messingfabrik zu Meiichramiug wurde am 14. März der Lehrling Ludwig Ri edler von den Kammrädern einer Maschine, welche durch die Unvorsichtigkeit eines zweiten Arbeiters zur unrechten Zeit in Gang gesetzt wurden, erfaßt. Seinen rechten Arm zerquetschte die Maschine vollständig, so daß ihm derselbe abgenommen werden mußte. Nach Ablauf der Mandatsdauer schieden aus dem hiesigen Gemeinderathe im ersten Wahlkörper der Herr Jacob Kautsch, im zweiten die Herren: Carl Auböck, Emil Göppl, Dr. Alois Kurz, Mathias Pcrz und Johann Redl, und aus dem drittem die Herren: Leopold Huber, Anton Jäger von W a l d a u und Anton Mayr. Am 14., 16. und 18. März fanden nun die Ergänzungswahlen statt, bei welchen im dritten Wahlkörper Herr Anton JägervonWaldau, Brauereibesitzer und Landtagsabgeordneter, von beiden Parteien und für die zwei anderen Mandate von der Fortschrittspartei die Herren Anton Mayr, Bürstenfabrikant und Hausbesitzer, uud Rudolf Sommerhuber, Hafnermeister und Hausbesitzer, und von der conservativen Partei die Herren Franz B r e s e l m a y r, Fleischhauer und Hausbesitzer, und Georg Lintl jun., Bäcker- i meister und Hausbesitzer, als Candidaten auf- i gestellt wurden. Bei der am 14. März stattgefundenen Wahl des dritten Wahlkörpers wurden § 369 Stimmzettel abgegeben und entfielen auf ; ! Herrn Anton Jäger vonWaldau 362, aus Herrn Anton Mayr 189 und auf Herrn Georg Lintl jun. 187 Stimmen. Die drei Herren erschienen als gewählt, während Herr Rudolf Sommerhuber mit 184 und Herr Franz Breselmay r mit 179 Stimmen in der Minorität blieben. Bei der am 16. März abgehaltenen Wahl des zweiten Wahlkörpers hatten beide Parteien gemeinsam die Herren: Dr.Alois Kurz, k. k. Notar uud Hausbesitzer, Johann Redl, Maler uud Hausbesitzer, und Emil Gö ppl, Apotheker und Hausbesitzer, und überdies für die zwei anderen Mandate die Fortschrittspartei die Herren Carl Auböck, k. k. Steueramts-Controlor i. P., und Mathias P erz, Kaufmann uud Hausbesitzer, die couser- vative Partei hingegen die Herren: Jacob Kautsch, Leiter der Filiale der Allgemeinen Depositeilbank, und Josef S ch a ch i n g e r, Kaufmann und Hausbesitzer, als Candidaten aufgestellt. Bei dieser Wahl betheiligten sich 442 Wähler, welche 440 giltige Stimmzettel ab- gabeu; es wurden gewählt die Herren: Dr. Alois K u r^z mit 438, Johann Redl mit 437, Emil Göppl mit 435, Carl AnI bö ck mit 273 und Mathias P e r'z mit 270 Stimmen. Herr Jacob Kautsch erhielt 172 und Herr Jos. S ch a ch i n g e r 167 Stimmen, demzufolge diese beiden Herren in der Minorität blieben. Für die Wahl im ersten Wahlkörper, welche am 18. März stattfand, hatte die conservative Partei keinen Candidaten aufgestellt und es wurde deshalb der Candidat der Fortschrittspartei Herr Jacob Kautsch vou sämmtlichen 339 erschienenen Wählern gewählt. Am 18. März fand unter Intervention der baubehördlichen Commission, der Herren k. k. Baurath R. v. Mathes, k. k. Bezirks- Ingenieur Wiesmeyer uud k. k. Baujunct Flögl, des Herrn Stadt-Ingenieurs Peter uud des Vertreters der Brückenbau-Anstalt der österreichischen alpinen Montan-Gesellschaft Herrn Ingenieurs Kleinsaßer, die Belastungsprobe der oberen Ennsb rü cke statt. Zu diesem Behufe wurden 331.200 Kilogramm Belastungsmateriale (Granitwürfel) auf der 90 Meter langen Brücke aufgebracht. Diese Last entspricht der gleichförmig vertheilten Belastung mit Menschengedräuge von 460 Kilogramm per Quadratmeter untzbarer Fläche. Die Durchbiegung der Brücke ergab die minimale Senkung von 14 Millimetern, von denen nach der Entfernung des Belastnngsmateriales 4 Millimeter als - bleibende Einsenkung sich zeigten. Das Resultat der Probe kann als ein sehr gutes bezeichnet werden, nachdem die vertragsgemäß mit Vaooo der Stützweite genehmigte bleibende Einsenkung (d. i. 11 Millimeter) nicht zur Hälfte erreicht wurde. Am 19. März fand im Exjesuiteugebäude zu Steyr die Schlußfeier der Snppen- Austalt des Vereines der Schulfreunde im Beisein mehrerer officiellerPersönlichkeiten statt, nachdem sie im verflossenen Winter 9669 Portionen Suppen au Knaben und 8063 an Mädchen, zusammen also 17.732 Portionen Suppen verabreicht hotte. Se. Majestät der Kaiser geruhte am 125. März dem Herrn Michael Blümelhuber, Messerschmiedmeister zu Steyr, au- läßlich der huldvollen Annahme einer von selbem angefertigten Papierscheere einen sehr wertvollen Brillantring allergnädigst zu spenden. In der außerordentlichen Gemeinderalhs- sitzung des Marktes Weyer am 26. März wurde dein um Weyer hochverdienten Herrn k. k. Notar Friedrich Sch meidet in Gegenwart des Herrn Be.zirkshauptmannes Hugo R. v. Hebenstreit das Ehrenbürger- Diplom in feierlicher Weise überreicht. Am 28. März stürzte zu Steyr der sechsjährige Knabe Carl Brod trag er in die Enns und wurde durch das wüthige Eingreifen des Herrn Nadlermeisters Matthias Berger vom Tode gerettet. In der Gemeinderathssitzung au: 1. April wurde das städtische Theater zu Steyr für die Saison 1892/93 dem Herrn Heinrich Skriwanek, Theater-Director in Linz, unter den bisherigen Pachtbedinguugen und mit derselben Subvention überlassen. Herr Georg Gaßner, Beamter der Ge- meinde Bad Hall, feierte am 1. April sein 40jähriges D i e n st j n b i l ä u m. Dem Gefeierten wurde hiebei ein prachtvoller Siegelring und uud ein Auerkenuuugs-Diplom seitens dec Gemeinde überreicht. Am 2. April stürzte der Jäger Michael Voggeneder des in Steyr garnisonircuden k. u. k. 3. Feldjäger-Bataillons in halbwachem Zustande aus einem Fenster im zweiten Stockwerke der Jägerkaserue. Merkwürdigerweise hatte er sich bei diesem Falle nur eine Verrenkung der großen Zehe des linken Fußes und eine kleine Verletzung der Fußsohle zugezogen. Trotz der unscheinbaren Verletzungen trat Wundstarrkrampf ein, an welchem derselbe auch verschieden ist. Am 3. April wurde iu der c 0 n st i t u i r e n- den, außerordentlichen Sitzung des Ge- meinderathes der Stadt Steyr Herr Ge- meinderäth Joh. Redl einstimmig wieder zum Vice-Bürgermeister gewählt. Zn Linning bei Neuhofen brannte am 3. April der dem Herrn Bäckermeister Bernhard Mühlberger gehörige Stadel nieder. Trotzdem die Freiwillige Feuerwehr Neuhofen auf dem Brandplatze erschienen war, konnte aus dem brennenden Objecte nichts gerettet werden. Der Braud dürfte gelegt worden sein. In Folge der anfangs April herrschenden Trockenheit gehörten Waldbrände um diese Zeit zu deu alltäglichen Ereignissen. Mittwoch den 6. April brannte das Strauchwerk am Jungwirthsberg bei Leonstein. Dem raschen Eingreifen der Arbeiter des Herrn Sensengewerks-Besitzers L. Zeitlinger war es zu danken, daß die Flammen nach kurzem Wülhen gelöscht wurden. — Der 10. April brachte wieder zwei Waldbrände. Der eine verwüstete in Plangrabcn circa 10 Joch der gräflich Salburg'jchen Herrschaft in Leoustein. Zwei jugendliche Erstlingsraucher sollen durch unvorsichtiges Wegwerfen glimmender Zündhölzchen diesen Brand verursacht haben. Der andere Brand entstand im gräflich Lamberg'- schen Forste zu Unterwald und breitet sich m kurzer Zeit über 1300 Quadratmeter aus. Revierjäger Peter K r a t 0 ch w i l l mit mehreren Bewohnern der nächsten Umgebung löschte hier das Feuer, das ein Arbeiter durch un- vorsichtiges Wegwerfen eines noch brennenden Zündhölzchens entzündet hatte. — Schon am nächsten Tage mußte auch die Freiwillige Feuerwehr von Pichlern aus- rücken, um einen Waldbraud zu bekämpfen, der einen verhältnißmäßig kleinen Theil des dem Bauer Kaiurad gehörigen Waldes zerstörte. 40 — 50 Stämme, sowie Bürde Wied fielen hier dem entfesselten Elemente zum Opfer. Ein Holzarbeiter, der an einem höchst unpraktisch gewählten Orte ein Feuer'zum Händewärmen anzündete, war daselbst der unfreiwillige Braudleger. — Aber auch die Freiwillige Feuerwehr von Unterhimmel mußte an diesem Tage in Thätigkeit treten, weil in der W e h r g r a b e n - A u beiläufig 800 Quadratmeter in Flammen standen. Da hier an zwei Stellen zugleich das Feuer wüthete, wird mit Recht Brandlegung vermuthet. Am 9. April Vormittags wurde der Sohn des Herrn Schuhmachermeisters Pilat in der Gleiukergasse aus Unvorsichtigkeit von einem Fabriksarbeiterssohue mittelst eines Revolvers durch das Kinn in den Hals geschossen. Die sehr gefährliche Verwundung erwies sich glücklicherweise nicht als tödtlich. Außer den Waldbränden ist in diesen Tagen auch ein großes Schadenfeuer iu der Gemeinde Pfarrkirchen zu verzeichnen. Am 10. April zerstörten die Flammen das Taschenhubergut der Eheleute Faßbichler. Da zur Zeit des Unglückes sämmtliche erwachsene Hausbewohner in der Fastenpredigt waren, so ver- bra.nnte nebst den Fahrnissen noch manches Stuck Vieh, und, was für die Besitzer das entsetzlichste war, auch ihre kleine Tochter. ^n der 27. Sitzung am 12. April be- wllllgte der hohe oberösterreichische Landtaa zur Unterstützung der nothleidenden Messer- | uibuUric ans dem Landesschuldentilguugs- I Ö’öiibe 25.000 fl. dem Genossenschafts verband I Dieser Industrie. .^pril starb zu Steyr der 50jährige Waffenfabriks-Arbeiter Herr August Schrammel, welcher durch 28 Jahre in ver- NAnen Chragen der Freiwilligen Feuerwehr pflichteifrigst gebient hatte.

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