40 und schwebenden Schulden per 997.345 fl. 41 kr. an die hiesige Sparcasse ein Gesuch um ein Darlehen im Betrage von rund einer Million gegen den fixen Zinsfuß von 4 '/r Percent und Zusicherung der Unkündbarkeit des Zinsfußes und des Schuldcapitales während der vereinbarten Dauer des Darlehens, nämlich während 51 Jahren zu gewähren. Dagegen müßte der Gemeinde Stcyr das Recht der halbjährigen Kündigung des ganzen oder eines Theiles des Darlehens zugestanden und in die Bestimmungen des Vertrages ausgenommen werden. In derselben Sitzung brachte der Herr Bürgermeister Johann Berger zur Kenntniß, daß der Polizeiadjunct Dr. Richard Blumenthal über Aufforderung seitens des Herrn Bürgermeisters sein Entlassungs-Gesuch überreicht habe, das sodann genehmigt worden war. Dr. Blumenthal hatte sich nämlich Unregelmäßigkeiten in der ihm anvertrauten Verwaltung des Milden-VersorgungsfondS zu Schulden kommen lassen. Ungefähr am 18. November erfuhr Herr Stadtsecrctär Hähnel, daß Dr. Blumenthal sich auf kurze Zeit 300 fl. ausge- licheu hat, die er offenbar zur Deckung einer dringenden Schuld bedurfte. Hiedurch wurde das in Dr. Blumenthal gesetzte Vertrauen erschüttert und derselbe wurde aufgefordert, die ihm anvertrautcn Gelder abzusühren. Am nächsten Tage wurden dann auch die Polizei- Licenz-Gclder anstandslos abgesührt, hingegen zeigten sich die verwalteten Gelder des St. Anna-Spitales in Unordnung. Schon mehrere Tage vorher hatte die Frau Oberin dieser Anstalt an den Herrn Stadtsecretär einen diesbezüglichen Brief geschrieben, den jedoch Dr. Blumenthal nicht übergeben hatte. Bei vorge- nommener Revision der angeblichen Rückstände zeigte sich, daß Dr. Blumenthal bereits über 1000 fl. eingenommen aber nicht abgeführt hat. Ein Onkel des Defraudanten sandte als Deckung des fehlenden Betrages 2400 fl., wodurch sämmtliche Cassen schadlos gehalten erscheinen. Dr. Blumenthal wurde wegen dieser Vorfälle der Amtsveruntreuung angeklagt, blieb aber auf freiem Fuße. Bei der für diesen Fall anberaumten Schwurgerichtssitzung erschien jedoch Dr. Blumenthal nicht, derselbe ist vielmehr vorher, angeblich nach Amerika, entflohen. Am Montag den 14. December starb Herr Josef Pöltl, Realitäten-Besitzer und Ritter des Franz Josef-Ordcns, im 75. Lebensjahre. Dieser thätige Mann kam als einfacher Commis nach Steyr, arbeitete sich zum selbstständigen Kaufmann empor und wurde schließlich im Jahre 1865 zum Bürgermeister der Stadt Steyr erwählt. Dieses Ehrenamt hatte derselbe bis zum Jahre 1873 iane, in welchem Jahre cr dasselbe zurücklegte. Am 19. December veranstaltete der Turnverein zu Steyr im Hotel Schiff eine wohlgelungene Christbaumfeier. Nachdem dieselbeFräulein Louise Mattausch durch Claviervorträge eingeleitet hatte, ergriff der Sprecher des Vereines, Herr Dr. Seidl, das Wort, um die Bedeutung des Weihnachtsfestes zu erklären. An diese Rede schlossen sich zahlreiche, theils ernste theils heitere Vorträge. D-s Lustspiel „Die letzten zwei Thaler" und das Auftreten des „1. Abessinischen Turnvereines" trugen wesentlich zur Erhöhung der fröhlichen Stimmung bei. Durch eine veranstaltete Tombola gelangte Mancher in den Besitz schöner Treffer. Weitere heitere Vorträge hielten die Turner bis lange über Mitternacht beisammen. Auf der zugefroruen„Sauschwcmme" unweit von dem Holzplatze des Herrn Julius Huber vergnügte sich am 20. December Ferdinan d Mraz mit Schlittschuhfahren. Da brach plötzlich die dünne Eisschichte. Der Knabe sank unter und ertrank. Am 23. December hatte auch der Kaiser Franz Josef-Knabenhort seine Weihnachtsfeier. Zu diesem Zwecke war der Turnsaal in der hiesigen Realschule sehr sinnig decorirt und mit einer Bühne versehen worden, auf der jede Ab.heilung des Knabenhortes ein Lied sang. Hierauf hielt Herr Tomitz, der unermüdliche Förderer des genannten Vereines, eine Ansprache, in welcher er die Schüler aufforderte, stets den erhaltenen Lehren gemäß zu leben. Die Rede schloß mit einem „Hoch" auf Seine Majestät. Nach Aufführung des von Herrn Ri euer verfaßten, zweiactigen Weihnachtsspieles: „Felsen-Kirchleins Wcih- nachtsbaum" wurden die Zöglinge des Knaben- horteS, 130 an der Zahl, mit zahlreichem Weihnachtsgaben, bestehend in Schuhen, Kleidern, Schulrequisiten, Eßwaarcn rc. betheilt. Ein herzliches „Vergelts Gott!" aus dem Munde der Beschenkten lohnte die Spender. Am 27. December hielt der B e r b a n d der mit der M e s s e r f a b r i k a t i o n im Jndustrialbezirk Steyr beschäftigten Genossenschaften seine erste General-Versammlung ab. Dem von Herrn Michael Schartinger erstatteten Berichte über das genossenschaftliche Rohstofflager war zu entnehmen, daß im ersten Geschäftsjahre ein Umsatz von nahezu 23.000 Kilogramm statt- faud. Der aus demselben resnltirende Rem- gewinn wurde zur Vergrößerung des Betriebs- Capitales verwendet. Auch, wurde die Einlagerung von Solinger Gnßgabeln und von Schleifsteinen beschlossen. - Anstatt der Errichtung einer selbständigen Vorkchußeasse wurde den Mitgliedern der Beitritt zum Crcditvereine „Selbsthilfe" anempfohlen. - Bezüglich der Hilfsaction wurde beschlossen, an den oberösterreichischen Landtag mit der Bitte heranzutreten, die bereits zum Ankäufe einer Schleife in Reuzeng bewilligte Summe per 25.000 fl. in ihrer ganzen Höhe äfond perdu 31t geben. Die letzten Tage des Jahres 1891 brachten andauerndes Regen- und Thauwetter, so daß die Steyr und die Enns mächtig anschwollen. h I | Durch die andrängenden Wogen wurden die Baugerüste der neuen Brücken arg gefährdet, doch hielten sie Stand, während der Nothverkehrssteg unterhalb der Neuthorbrücke am 31. December Nachmittags von dem Wasser weggerissen wurde, das abwärtstreibende Holzwerk nahm dann auch einen Theil des Arbeitssteges bei der großen Ennsbrücke mit. Ein gleiches Schicksal hatte der Nothsteg über die Stehr. Der Gesammtschaden, den dieses Hochwasser in Steyr anrichtete, war aber kein bedeutender, da durch eintretenden Frost die Flute« bald auf ihren normalen Stand zurück geführt wurden. In Nenzeug jedoch ließ es seine traurigen Spuren zurück. Eine gewaltige Bresche in der dortigen großen Wehre bezeugte die furchtbare verderbliche Kraft des sonst so wohlthätigen Elementes. Mehrere Wochen hindurch mußten in Folge der Zerstörung dieses Objectes die Schleiffabriken und die Säge stille stehen. Wie alljährlich wurde auch am 1. Jänner 1892 im Hotel „Schiff" die General-Ber- sammlung der Freiwilligen Feuerwehr abgehalten. Dieselbe eröffnete um 5 Uhr Nachmittags Herr Obercommandant Franz Lang. Ein von demselben verlesenes Begrüßungsschreiben des ehemaligen Obercommandanten Herrn Wilhelm Klein wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen.Der vorgetrageue Jahresbericht wurde mit beifälliger Zustimmung zur Kenntniß genommen. Die Nechnungs-Nevisoren constatirten die gewissenhafte Cassegebarung und es wurde dem Herrn Cassier Ferdinand Gründler, welcher den Feuerwehr-Unterstützungs- und Dampfspritzeufond, sodann Herrn Leopold Haller, welcher den Musikfond, und Herrn Franz Bogt, welcher den Vergnügungsfond verwaltet, das Absolutorium ertheilt. Nach Vollzug der Wahl der Löschmeister, Notteuführer und Rottenführer-Stellvertreter, welche zumeist Wiederwahlen ergaben, theilte der Herr Vorsitzende mit, dass mit dem ab- gelanfenen Jahre die Herren August Pichler (Turnlehrer), Johann Pachner, Karl Edl- bau er, August Eppinger und Johann Stelzlmayr durch 25 Jahre der Feuerwehr angehören und brachte ihnen ein begeistert aufgenommenes „Gut Heil." Die Bauthätigkeit der Steyrthalbahn hatte mit der Eröffnung der Haller Linie vorläufig aufgehört, da das Geld zum Weiterbane von Agonitz nach Klaus bisher noch nicht aufgebracht werden konnte, und es ist daher nicht unmöglich, daß nunmehr ein längerer Stillstand in der Bauthätigkeit eintritt. Mit Rücksicht auf diesen Umstand hat der Verwaltungsrath der Steyrthalbahn in seiner anfangs Jänner stattgehabten Sitzung die Baudirection aufgelöst und das hiebei beschäftigte Personale entlassen. Nur Herr R. v. Wenusch hatte noch die Schlußabrechnungen über die Bauauslagen dem Verwaltungsrathe vorzulegen, worauf auch dessen 41 Thätigkeit für die Steyrthalbahn ihr Ende erreicht hatte. In Konradsdorf bei Bad Hall begab sich am 15. Jänner die vierzehnjährige Tag- löhuerstochter Marie zur zugefrornen Hauslake, um Wäsche zu reinigen. Das Mädchen kniete sich vor eine im Eise befindliche Oeff- nung, das Eis aber brach ein und die Eltern beweinen nun den Tod ihres einzigen Kindes. Am 16. Jänner starb in Steyr der tüchtige Hotelier Matthias Eiselmeyr. Der Besitzer des Rameisengutes zu Schattleiten, Josef Fachberger, stürzte am 16. Jänner bei der Holzarbeit im Walde in den tiefen Loiblgraben, wodurch er sich eine große Kopfwunde zuzog. Bevor noch ärztliche Hilfe kam, starb der Verunglückte. Am 17. Jänner starb der hiesige Cafetier Michael L a n d s i e d l, einer der ältesten Bürger der Stadt, im 73. Lebensjahre. Sein Kaffeehaus am Stadtplatz Nr. 24 war und ist einer der beliebtesten Sammelpunkte für alle Kreise der Stadt. Ein sehr beliebter Sport unserer Gegenden ist das Gasselfahren. Auch das Renn- Co mite in Steyr hatte beschlossen, am Donnerstag den 21. Jänner ein Gasselfahren abzuhalteu. An demselben, welches vom Wetter sehr begünstigt wurde, nahmen Pferde aus Steyr und der nächsten Umgebung, aber auch solche aus weiterer Entfernung, eines selbst aus Salzburg theil. Das Neunen war ohne jeden Unfall und unter Abspielung eines äußerst interessanten Wettkampfes verlaufen. Das Pferd „Maschisty" der Gebrüder Mahler aus Kemmelbach errang den ersten Preis. Im Hotel Schiff fand die Preisvertheilung statt, nach der die Sporlsfreunde noch lange bei lebhafter Erörterung des Verlaufes des Rennens beisammen blieben. Der in der Gemeinderaths-Sitzung am 22. Jänner erstattete Bericht über den Bier- consum in unserer Stadt wies folgende erhebliche Ziffern aus. Die hiesige Biererzeugung betrug im Jahre 1891 35.525 Hektoliter 51 Liter, die Einfuhr fremden Bieres 46.305 Hektoliter 16 Liter, zusammen 81.830 Hektoliter 67 Liter; die Ausfuhr 20.260 Hektoliter 46 Liter, somit der Consum 61.570 Hktoliter 21 Liter mit einem Reinertrag von 36.222 fl. 42 kr. — Auch wurde bezüglich der Ruificirung der ge- sammten Stadtschulden eine Zuschrift der Sparcasse Steyr verlesen, in welcher dieselbe erklärt, auf die von uns an anderer Stelle angeführten Bedingungen vollinhaltlich einzugehen. Es wurden hierauf die betreffenden Schuldurkunden entworfen und nach Genehmigung derselben von Seite des oberösterreichi- schen Landesausschusses vom Kaiser sanctionirt. In Folge schlechten Wetters hat am Freitag den 29. Jänner bei der Loderleithen eine Abrutschung stattgefunden, wodurch auf der Strecke St. Valentin-Steyr der Staats3
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