52 Händler, schnellte wie von einer Natter gebissen in die Höhe, als er den jungen Grafen erblickte. Dieser war für ihn ein gefährlicher Nebenbuhler bei der schönen Aranka, die er zu seinem Weibe haben wollte, den Grafen haßte und fürchtete er, den armen Csikos, Ferencz Nyulassy, hingegen beachtete er kaum. „Ein bettelarmer Pferdehirt!" sagte er sich achselzuckend. „Mit solchen Leuten wird nicht gerechnet." Graf Achmilin war sofort wieder bei bester Laune, als er die schöne Wirths- tochter erblickte. Erlegteseinen Arm um ihre Mitte und flüsterte ihr zärtliche Worte zu, indeß Geza Achvala mit haßerfülltem Blick den Grafen verfolgte. Ferencz Nyulassy drückte sich in eineFensternischeundschaute zu Boden. Er wollte nicht sehen, wie das von ihm so heißgeliebte Mädchen dem zärtlichen Geflüster des Grafen Gehör schenkte. „Aranka!" rief plötzlich der zornentbrannte Pferdehändler mit überlauter Stimme aus: „Komm' her! Da schau, was ich dir aus der Stadt mitgebracht habe. Ein großes massives Kreuz an goldener Kette. Es ist Mes echtes Ducaten- gold." Aranka kam kichernd herbeigeeilt, und als sie das Kreuz und die Kette erblickte, schlug sie die Hände zusammen und that, als könnte sie sich vor Staunen und Verwunderung kaum fassen. „Dieser schöne Schmuck! lind das Alles echtes Ducatengold!" sprach sie mit kindlicher Naivetät, indeß der Kobold des Spottes aus ihren lustigen Aeuglein blitzte. „Nimm' nur! Kreuz und Kette gehören dir!" sagte Achvala mit aufgeblasenen Backen. „Kostet ein schweres Stück Geld, aber für dich, dn kleine putzige Meise, ist mir nichts theuer genug. Freilich," fügte er hohnlachend und mit einem boshaften Blick auf den Grafen hinzu, „nicht Jeder kann sich derlei erlauben. Manches Gräflein möchte dir vielleicht gerne etwas verehren, aber es kann nicht, es hat nichts, diese Leute, die sich Cavaliere nennen lassen, stecken Alle lies in Schulden." Die Anwesenden brachen in ein boshaftes Gelächter aus und schauten mit Spannung auf den Grafen, der bei den letzten Worten des Pferdehändlers aschfahl im Gesichte wurde. Die Erwartung, daß es zwischen dem großprotzigen Achvala und dem Grafen zu einer hitzigen Auseinandersetzung kommen werde, war in dem Blicke eines Jeden deutlich ausgeprägt. „Euch,Achvala," sagte Graf Achmilin mit vor Erregung zitternder Stimme, „Euch geht es freilich besser als so Manchem aus unseren Kreisen. Ihr seid reich, Ihr habt Euch ein hübsches Vermögen erworben. Aber sagt doch einmal wodurch?" „Na," versetzte Achvala brandroth im Gesichte, „weiß man denn nicht, daß ich Pferdezüchter und Pferdehändler bin?" „Ja, den Pferdehandel betreibt Ihr so nebstbei. Euer Hauptgeschäft ist aber ein ganz anderes." „Und das wäre —?" „Der Wucher!" „Was — was sagen Sie?" rief Achvala aus, indem er funkelnden Blickes in die Höhe fuhr. „Ich sagte es doch schon. Eure Hanpt- einnahmsquelle ist der Wucher," versetzte derGraf ruhig, wobei er den feisten Mann vor sich mit verächtlichem Blicke maß. Alle in der Gaststube Anwesenden klatschten in die Hände, lachten und riefen durcheinander: „Bravo! Graf Achmilin hat recht! Ein Wucherer ist Geza Achvala! Ein Blutsauger!" Der Pferdehändler schäumtevor Wuth. „Was," schrie er mit kreischender Stimme gegen die lachenden Csikos und die anderen Anwesenden, „was unterfangt Ihr Euch? Wer seid Ihr? Ein Bettelgesindel! Betyaren seid Ihr, die an den Galgen gehören!" Und nach diesen Worten warf er ein Goldstück zur Begleichung seiner Zeche auf den Tisch und, außer sich vor ohnmächtiger Wuth, stürzte er zum Hause hinaus. Die Zurückgebliebenen lachten und spotteten anfangs über die Beschimpfung des Pferdehändlers. Allmälig jedoch wurden sie anderer Ansicht und schließlich fanden sie, daß sie von Achvala in unerhörter Weise beschimpft worden seien. „Wir," sagten sie, „haben ihm doch nur die Wahrheit gesagt. Ein Wucherer und grausamer Mensch ist er. Q(ber mit welchem Rechte nennt er uns .m. Bettel- gesindel, Räuber und Diebe?" Bei diesem Gespräche erregten sie sich immer mehr, dem Weine wurde mehr als gut zugesprochen, die Köpfe wurden immer hitziger. Plötzlich schnellten sie in die Höhe: „Auf! Ihm nach!" riefen sie mit wilder Entschlossenheit. „Wir sind freilich nur arme Csikos, aber ehrlich und rechtschaffen sind wir. Wie kommt der Geldprotz dazu, uns Gesindel, Räuber und Diebe zu nennen? Auf seinen Knieen soll er Abbitte leisten. Kommt Kameraden! Unsere Rosse stehen zusammengekoppelt im Hofe der Csarda, sie haben gutes Futter gehabt, sie werden dahinjaqen wie der Sturmwind über die Pußta. Achvala muß durch den dichten Föhrenforst, der zu dein Gute des Grafen Achmilin gehört, in diesem Forst dürften wir ihn einholen. Er soll uns für den Betyaren, den er uns an den Kopf geworfen, furchtbar büßen." 53 Unter Verwünschungen des Pferdehändlers schwang sich die Schaar der Csikos auf ihre kleinen behenden Rosse und fort ging's in wilder Jagd über die weite Pußta. Und kaum daß diese Männer die Csarda der Mutter Wrantoszyi verlassen hatten, bestieg Graf Achmilin, der dem Gespräche der Csikos mit Aufmerksamkeit gefolgt war, seinen Wagen, ließ die Peitsche über die Köpfe der Rosse sausen und im schnellsten Tempo fuhr er auf einem Seitenwege seiner Besitzung zu. „Ich will sehen, was diese Leute mit dem Wucherer machen werden," sagte er sich. „Sie jagen dahin auf der Heerstraße, ich werde noch vor ihnen meinen Föhrenforst erreicht haben. Dort dürften wir den Mann einholen. Ich hasse diesen bornirten Menschen, der von dem Adel, den er aussaugt, so niedrig denkt. Vielleicht findet sich heute Gelegenheit, mich an ihm zu rächen." „Ferencz," sagte Aranka zu ihrem zurückgebliebenen Verehrer, „mir will die Sache nicht recht gefallen. Deine Kameraden führen Schlimmes im Schilde. Holen sie den Geza Achvala ein, so geschieht ein Unglück." „Ich will ihnen nach, ich will sie
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