32 hebend, riß er mit den scharfen Krallen Gestein und Erde aus dem Boden. Doch dies schreckte den Ritter nicht ab. Zwei Pfeile schnell nacheinander auf die gespannte Bogensehne legend, traf er den Lindwurm iu die Augen, ihn der Sehkraft beraubend. Schmerzgekrümmt rollte er den Riesenleib heruni und drehte die weiße Bauchseite hervor. Ein Lanzenwurf des Ritters durchbohrte ihm in dem Augenblicke das Herz. Schwarzes Blut entquoll der tödtlichen Wunde und stöhnend entfloh das Leben aus dem Riesenleibe. Jauchzend riefen die Zuseher dem Ritter zu und alsbald strömten Massen Volkes herbei, den Drachen zu sehen. Allenthalben folgte niaßlose Freude auf die Trauer. Als Mandica der Burg sich näherte, folgten ihr unzählige Menschen nach, die den Drachen uachschleiften, um ihn der Welt zu zeigen. Mandica weinte Freudenthräneu in den Armen der überglücklichen Eltern. In das Läuten der Glocken mischte sich das Gejauchze des freudig erregten Volkes, das begehrte, den Helden zu scheu, der die kühne That vollbracht. Der jedoch, nachdem er das Mädchen den Eltern zngeführt, war plötzlich verschwunden. Nur seine Lanze halte er zurückgelassen und als mau sie näher besah, fand sich auf dem Fähnchen eine Inschrift. Sie verkündete, daß die Türken ins Land einbrechen würden, aber die Christen sollten an ihrem Glauben festhalten, und keine Sclaven des Moham- medanismus werden, denn nur so würden sie gerettet. Das Volk erzählt, der Ritter sei der heilige Georg gewesen, König Sim, Königin Savica und ihre Mandica wären nicht gestorben, sondern daß sie int Berge unter der Burg Modrus schliefen. Der König sitze am Thronsessel, halte das Scepter in der Rechten nud sein Bart bedecke wie weißer Nebel die Knie. Alle hundert Zahle seufzen Vater und Mutier und aus dem Auge der Tochter falle eine goldene Thräne in den Becher, der vor ihr auf dem steinernen Tische steht. Da kämen die Naben herbeigeflogen in dem Thalkessel von Zagorje, um ans dem See zu trinken, dessen Wasser aber vertrocknet sind. Nur dort, wo seine Ufer waren und wohin die Bluttropfen des Drachen sielen, sproßt üppig eine rothe Pflanze, Drachenblume nennt sie das Volk. Wenn einmal die Raben wieder werden aus dem See Wasser trinken können, wird König Siri« und mit ihm Frau und Kind auch erwachen, um wieder über sein Land zu regieren, das sie einst segneten und mit ihrem Segen vor türkischer Herrschaft und Sclaverei bewahrten. Airs dem Leden eines angehenden Achtzigers. Gutgemeinte Winke für Alle, die es werden wollen, von K. MenK-AitLwarsch. (Nachdruck verboten.) ^-»j^-Zber um des Himmels willen, s"ge" Sie • mir nur, Herr Frischauf, wie Sie es an- stellen, daßSie immerDerselbe bleiben und gar nicht älter werden wollen? Ich kenne Sie nun schon über ein Vierteljahrhundert und bemerke gar nicht, daß Sie sich wesentlich verändert hätten. Sie gehen so straff elastisch, man möchte Kerr Aräuntich. sagen geflügelten Schrittes, wie ein Vier- ziger einher, und doch müssen Sie meiner MuaZck^ Erkauf die Achtzig Dieser Anrede erfreute sich auf der Promenade ein stattlicher Herr von ele- baa^' sympathischer Erscheinung, und diese üeß auch in der That auf kein so $D^ ? schließen. In dem frisch und frei m die Welt hinaus blickenden Auge, in der Lebhaftigkeit der Bewegung, in der geraden, festen Haltung lag etwas jugendlich Frisches, und als er den Mund zur Entgegnung öffnete, vernahm man eine angenehme Stimme, die auch nichts von der Gebrochenheit des Alters an sich hatte. „Ja, mein lieber Herr Bräunlich," entgegnete der Angeredete lächelnd, „ich Kerr Frischauf. wollte nur, ich könnte das Gleiche von Ihnen sagen, aber ich bin ein zu gerader Michel, um Ihnen zn verschweigen, daß Sie sich mein Beispiel und meine Lebensweise wenig zn Herzen genommen haben. Dcshalb müssen Sie sich anch nicht wundern, daß Sie mit mir nicht gleichen Schritt halten können." „Jawohl, Gott sei es geklagt," — stöhnte Herr Bräunlich, indem er sich 3
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