Zufahrt andelüngt, stets Anlaß zu Klagen und Beschwerden gab, durch eine neue eiserne 311 ersetzen, welche die Station Agonitz in der Höhe der Ufer eben mit der Straße nach Molln verbindet -und dadurch erst die Steyr- thalbabn für Molln segcnbriugend gestalten kann. Der Präsident der Stehrthalbahn, Herr Dr. Johann Hochhäuser, unermüdlich bestrebt, die Bahn zu einem Verkehrsmittel zu gestalten, welches die erhofften Segnungen allen Bewohnern des schönen Stcyrthales leicht und bequem zugänglich macht, hatte die Pläne und Kostenvoranschläge für eine neue eiserne Brücke erheben lassen, welche von den Gemeinden Molln und G r ü n b u r g dem hohen Landesausschusse vorgelegt wurden. Zugleich wurde um die Bewilligung der Aufnahme eines Darlehens von 30.000 fl. und zur Bestreitung der Zinsen und Amortisation um die Bewilligung der Einhebung einer Bierumlage von 1 fl. 50 kr. per Hektoliter ange- sncht. Der hohe Landesausschuß beschloß, betreffs des Baues der Brücke Vorerhebungen pflegen zu lassen, um dem nächsten Landtage eine Gesetzesvorlage machen zu können, und übertrug die weiteren Ansuchen, betreffend die Aufnahme des Darlehens und der Bierumlage, dem Herrn Landesausschnsse Hub er zur Berichterstattung, so daß dieser für das Hinterland und Molln so wichtige Gegenstand einer eingehenden Behandlung und hoffentlich auch günstigen Erledigung sicher ist. So wechselten in dem kurzen Zeitabschnitte, welchem dieser Bericht gewidmet ist, die Geschicke des Bezirkes ohne besondere und aufregende Ereignisse ab, erzielten jedoch einen nicht zu unterschätzenden, erfreulichen Fortschritt auf dem Gebiete materiellen und öffentlichen Lebens und den Verhältnissen der Stadt und des Bezirkes Steyr. Unter der mächtigen und wohlwollenden Förderung des Bauwesens durch den Bürgermeister von Steyr, Herrn Johann Berg er, entwickelte sich endlich eine ziemlich rege Bauthätigkeit, welche die Physiognomie der Stadt allmälig zu verändern beginnt. Die Marie Valerie- Straße ersteht immer schöner, und prächtige Villen in modernem geschmackvollem Style bilden ein Villenviertel, das eine bedeutende Verschönerung der Stadt ist. Die schöne breite Straßenanlage mit Fahrbahn und erhöhten Trottoiren wird rechts vom Beginne der Straße von der Stadt aus durch eine Reihe von Villen begrenzt, die schon bestanden, aber die Fa^aden dem Villenstyle anpaßten und ihre schmucken, schöngepflegten Vorgärten durch geschmackvolle Eisengitter von der Straße abgrenzen. Links vom Beginne der Straße sind die Villen der Herren: Baumeister Franz Arbeshuber und Baron v. Buddenbr0ck (im Bau begriffen), Dr. Joh. Hochhäuser und Civilgeometer Julius Weitlaner. Diese vier Villen sind reizend und praktisch in der Anlage und werden durch ihre Schönheit gewiß die Baulust zur Erbauung weiterer Villen anregen. — In der Neu-Schön au ist eine ganze Colonie neu erstanden und dermalen sind bereits acht Häuser gebaut in einfachem Style, welche insbesondere dem in Steyr stets vorhandenen Bedürfnisse nach gesunden und billigen Wohnungesi nachkommen und sich in Folge der geringeren Baukosten und praktischen Einrichtungen auch bestens rentiren. — Auf der B a h n h 0 f st r a ß e erstanden zwei neue zweistöckige Zinshäuser, welche von der Gemeinde erbaut wurden und deren gesunde und wohnliche Räume sehr gesucht und stets bewohnt sind. Die Rentabilität derselben dürfte denn auch weitere Baulustige bestimmen, die am ehemaligen Seydelfelde noch übrigen Bauplätze zu benützen, denn es zeigt sich, daß der Stadttheil in der Nähe des Bahnhofes für die. geschäftliche und industrielle Entwicklung der Stadt immer gesuchter und bedeutungsvoller wird. — Sehr zu seinen Gunsten entwickelte sich bereits der Stadtbezirk Ort, dessen Hauptverkehrsader, die Schlüsselhofgasse, einst gemieden und mißachtet wegen des unwegsamen Pflasters und der langweiligen Krümmungen, heute zum größten Theile erbreitert, mit Trottoir versehen wurde und eine bequeme, reinliche Straße geworden ist. Der verkehrshemmende Schwibbogen, sog. Ortsthurm, ist bereits entfernt und wenn der einstige Engpaß ganz beseitigt sein wird, wird sich auch in Ort der wünschenswerthe und belebte Verkehr entwickeln, der den anderen Straßen und Stadttheilen zur Zierde und zum Heile gereicht. — Ein prächtiges Bauwerk erhebt sich nahezu vollendet, die neue Doppel-Volksschule (siehe Titelbild) für Knaben und Mädchen in der Wehrgraben- straße, nach den neuesten hygienischen und Schnlvorschriften erbaut, und auch die sog. bucklige Wiese beginnt sich zu beleben, indem Herr Baumeister Menhart ein einstöckiges Wohnhaus an der Stelle erbaute, wo die neue Straße in die Sierningerstraße einmündet, und Herr Wybiral am untern Ende derselben Straße, unmittelbar neben der Brücke über den Wehrgraben, ebenfalls ein einstöckiges Wohnhaus herstellte. — Alle überragend und weithin sichtbar blickt die Villa des Herrn Schmiedmähr von der Höhe des Dachsberges an der Wolfernerstraße zu Thal, die Landschaft ebenso verschönernd, wie die schmucke eiserne Brücke über den Teufels- bach, welche den Bahnhof Steyrdorf nun eben und bequem von der Stadt aus erreichen läßt. — Eine bedeutende Vermehrung erfuhren die Objecte der österreichischen Waffen- fabrik in Letten, wo eine neue Schmiede und ein riesiges neues Object erbaut wurde, dessen schlanke Esse weithin sichtbar die industrielle Stätte markirt. Ein neues Feuerwehr-Depot wurde errichtet, neue Arbeiter Häuser wurden dort gebaut und die Haltestelle der Stehrthalbahn, welche früher unbequem und zu entfernt auf der Strecke zwischen Neuzeug und Letten lag, wurde in ^die Nähe des Herrnhauses und somit mitten in den Ort selbst verlegt. — In Grünburg wird an der Umlegung des Dorfwirthberges gearbeitet, Losenstein ist mit der Erbauung einer neuen eisernen Brücke über die Enns beschäftigt und in Steyr selbst wird an der Neu drücke mit Energie und Fleiß Tag und Nacht gearbeitet, um die Widerlager und den Mittelpfeiler herzustellen, und schon ist der Arbeitssteg fertig, welchen die Vorarbeiten zur Erbauung der Brücke über die Steyr bedingen, zu welcher durch Abtragung eines Theiles der Heindlmühle ein breiter Zugang geschaffen wurde, wie auch ein Theil des John'fchen Hauses beseitigt wurde, um für die zweite eiserne Ennsbrücke Platz zu schaffen. — Der Bau der Linie Pergern-Bad Hall zog sich mehr in die Länge, als man anfangs annahm, doch geht er seiner Vollendung entgegen und dürfte diese Linie Mitte November dem Verkehre übergeben werden können. Die abgelaufene Zeitperiode war für die österreichische Waffenfabrik die stärkste Deine Sorge. Klage nicht, daß schnell daS Leben wie ein Wellcnschaum zerfließt Und daß jede flücht'ge Stunde eine Blüthe dir verschließt. Zürn' nicht dem, was deinen Träumen freundlich einst Gestaltung gab Und nach wenig Augenblicken schon hinabwirft in daS Grab! Jahre kommen, viele Jahre, und ein jedes hat beglückt, Und ein jedes ist verronnen, eh' du kaum ein Blatt gepflückt, Jahre kommen, und ein jedes hat dir Thränen mitgebracht, Aber auch die schwersten Thränen sind verronnen über Nacht. Darum sorg' nicht, was die neue flücht'ge Stunde wieder bringt, Sorg' nur, daß von Lust und Schmerzen ungehemmt die Seele ringt, Daß die Saat nicht fruchtlos bleibe, daß nach Ew'geni du gestrebt Und nach einem flücht'gen Leben du ein Leben hast gelebt! hlnsichtlich ihrer Äeschäftiguüg seit dem Bestände derselben, denn es wurden in derselben über 600.000 Gewehre erzeugt und der Arbeiterstand war auf 9667 Mann gestiegen. Diese for^irte Thätigkeit mußte naturgemäß zu einer Abschwächung führen und so nahen sich die Aufträge allmälig ihrem Ende und mit der geringeren Beschäftigung wird auch der Arbeiter- stand entsprechend vermindert, bis es den rastlosen Bemühungen des Verwaltungsrathes gelungen sein wird, Bestellungen zu erlangen, welche wieder eine Massenerzeugung bedingen. Der kurze Abriß eines Theiles der Geschichte des Bezirkes Steyr kann mit der beruhigenden Behauptung schließen, daß die Verhältnisse desselben günstige sind, da die Landwirthschaft ein so glückliches Jahr zu verzeichnen hat, wie schon lange keines, Industrie, Handel und Gewerbe, wenn auch nicht glänzende, so doch zufriedenstellende Resultate aufzuweisen haben und seitens der maßgebenden Factoren Alles ausgeboten wird, um, die Segnungen des Friedens vorausgesetzt, den Wohlstand und das Gedeihen von Stadt und Land zu wahren und zu fördern. Daß diese Bemühungen von Erfolg gekrönt, bescheidene Hoffnungen aller Bewohner erfüllt und von unvorherzuschendem Unheil verschont bleiben mögen, deß walte Gott! 2. Hausleutner.
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