98 99 Gruppen des Schloßgesindes, das bei Becherklang und heiteren Liedern sich froh im Burghofe tummelte, wo der Burgherr aus Anlaß der Genesung Pruno's denselben ein kleines Fest gab, denn Freude erzeugt wieder Freude. Droben aber, an einem Fenster des Rittersaales, standen Ritter Arnhalm und der Eremit und sahen lebhaft sprechend in den Hof hinab. „Wie das jubelt und sich freut", meinte da der Ereurit, — „es ist doch ein schönes Fest, das. Osterfest —" „Ei, freilich", sagte Ritter Arnhalm gut gelaunt, „noch dazu, wenn doppelt Anlaß ist sich zu freuen, !vie heut! Und daß es so ist, das, ehrwürdiger Bruder, das verdanken wir nächst Gott Euch allein —" Der'Eremit machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. „Nicht doch, Herr Ritter, dem Allmächtigen allein gebührt die Ehre", lehnte er ab. „Wohl und deßhalb will ich sie ihm geben, soweit ich es kann und verinag", fuhr der Burgherr, plötzlich ernst werdend, fort. „Ihr selber habt wiederholt auf jeden Dank verzichtet, aber das, was ich vorhabe, werdet Ihr !vol gutheißen. Ueberseht Ihr von hier aus meine Burg und meine unrliegenden Güter?" „Gewiß/ edler Herr, aber erlaubt, was soll die seltsame Frage?" „Glaubt Ihr, frommer Bruder, daß es nreinen Mannen und Hörigen zugute käme, wenn hier in diesen Mauern Mönche hausten — fromm, gelehrt und hülfsbereit, wie Ihr es seid?" Der Eremit nickte und sah den Ritter fragend an. „Run seht", fuhr dieser fort, „dreimal *) Im Jahre 1082. Arnhalm v. Glunick begann feine Bnrg in ein Benedictincrkloster umzuwandelii, die Stiftung vollendete aber erst sein Sohn Prnno mit Hilfe des Markgrafen Ottokar VI. von Steyr und dessen Sohnes, des Markgrafen Leopold, die bedeutende Schenkungen machten. Die Stiftungsurknnde des Klosters Gleink, die jetzt wieder in Gleink erliegt, datirt 1128, da aber Ottokar Vl. als Stifter darin genannt ist nnd dieser 1122 starb, diirfte das Sliftungsjahr 1121 fein, da in diesem Jahre bereits ein Vorsteher von Glunick genannt wird. Am 21. Mai 1784 wurde das Kloster aufgehoben. 1832 gründete Bischof Zieglcr von Linz das jetzige Salesia- ncrinnenstift Gleink, wobei er nur das alte Stiftsgebäude restaurirte. bin ich in der Lage gewesen, Gott zu geloben, ein gutes Werk zu thun, wenn er eine inständige Bitte nur erfüllt — es ist geschehen und jetzt hat es hohe Zeit, daß ich an's Werke gehe. Ich will ein Kloster gründen, wie's zu Garsten geschehen ist vor wenig Jahren*), ivenn dasselb' auch nicht so mächtig werden würd, ivie jenes, denn ich bin nicht allzureich, aber von dem, was ich habe, will ich gern einen Theil, den besten Theil geben, um dem Herrn meinen Dank abzustatten. Hier ist Gottes Gnade eingekehrt, hier soll sie bleiben für und für und fromine Männer sollen hier schalten Gott 511m Ruhm und der Gegend zum Heil! Was sagt Ihr wohl zu meinem Entschlüsse, frommer Bruder?" „Der Herr segne Euern Vorsatz", ent- gegnete schlicht der Eremit, der aufmerksam zugehört hatte, und auch er zerdrückte ein Thränlein im Aug', wie es der Ritter that, der ihm nun herzlich die Hand schüttelte, zum Zeichen, dass ein Mann — ein Wort hier gelte.**) IV. Jahre sind verflossen, seit Ritter Arn- halms Stiftung, das Kloster Glunick, entstanden war. Von den Stiftern waren Arnhalm von Glunick und sein Gönner Markgraf Ottokar VI. längst gestorben und zu Steyr herrschte des Letzteren Sohn, Markgraf Leopold der Starke. Ritter Pruno von Glunick stand im Dienste Leopolds und ivohnte in der Burg zu Steyr, aber auch seine Tage schienen jetzt — man schrieb 1128 — gezählt zu sein, wenigstens brächte er oft tagelang im Sorgenstuhle zu, denn die Gicht, die dem Kriegsmanne inrmer und überall treue Begleiterin ist, hatte auch ihn befallen und hinderte ihn oft, öffentlich Recht zit sprechen, ivie es fein Amt am Hofe des Markgrafen erheischte. Auch heute saß er im gepolsterten Lehnstuhle, eingehüllt in kostbares Pelz- werk, trotz des warmen Julisonnenscheiues, der von draußen hereinfluthete, und vor ihm standen ein alter, ärmlich gekleideter Handwerker und ein junges Mädchen in ehrfurchtsvoller, bittender Haltung. „Das ist alles recht schön, was Du da sagst", erklärte ihm soeben Ritter Pruno durchaus nicht freundlichen Tones. „Was künimert's mich, daß der Troßknecht Engelbert Deilt zukünftiger Schwiegersohn ist — für mich ist er der Diener meines gnädigen Herrn, der mit einem andern Diener einen Raufhandel gehabt und diesen andern halb todt geprügelt hat! Gottes Blitz! Das wäre schön, ivenn ich solche Raufbolde unter den Dienern meines gnädigen Herrn duldete. Der Engelbert bekommt die Peitsche und damit Hollah!" „Er ist aber kein Raufbold, edler Herr", wagte es der Alte, zu entgegnen, „er hat seinen Gegner, der meiner Tochter Jrinengard hier" — der Alte wies auf das erröthende Mädchen an seiner Seite — „unverschämt entgegentrat, nur den richtigen Weg gezeigt hat, und als der Gauch' nach ihm den Dolch zückte, da erst überkam ihn der Zorn und es entstand die Rauferei, für die er nun so arg büßen soll — meine Tochter kann's beschwören, daß es so ist, wie ich jetzt gesagt habe." „Ei freilich, das glaub' ich schon, die Braut wird nicht gegen den Verlobten aussagen", meinte Ritter Pruno etwas höhnisch, „das kratzt sich die Augen nicht aus, ebensoivenig ivie die Krähen — es bleibt dabei, der hitzige Engelbert, gegen den ich sonst auch nichts habe, wird aus- gepeitscht —" „Um dann ein Krüppel zu sein, so lang er lebt", sagte der Handwerker bitter, „ich kenne das, hab's öfters gesehen —" „Wo denn, ivenn man fragen darf?" frug Ritter Pruno. „In Eures seligen Herrn Vaters und in Euerem Dienst, Herr Ritter, ivenn ich auch sagen muß, sie hatten's redlich verdient, die bei Euch die Peitsche bekamen", erwiderte der Handwerker. „St. Georg, Du staudest im Dieust der Glunicke, Älter?" rief Pruno erstaunt und richtete sich im Stuhle auf, so gut er es vermochte. „Wer bist Du denu uud wie heißt Du?" „Jetzt bin ich Sensenschmied, drunten in der Stadt — bis anno 1813 aber war ich Jobst, der Leibknappe des seligen Herrn Arnhalm. Ist freilich schon lange her und Arbeit nnd Sorge machen grad' nicht jünger —" „Du, du bist der Jobst?" rief Pruno erstaunt. Und der Ritter ivollte aufstehen, sank aber ächzend wieder in den Stuhl zurück. „Und das ist Deine Tochter?" „Es ist so, edler Herr! Ich schied damals plötzlich aus Eurem Dienst, weil mein Vater starb und meine alte Mutter mit dem Sensenschmied-Geiverbe und dem Häuschen hilflos zurückließ, da trat ich denn an seine Stelle —" „Ja, ja", murmelte Ritter Pruno und betrachtete den alten Mann, „es ivird schon so sein, ivir sind eben alt geworden", und plötzlich freundlicher werdend, führ er, nicht ohne Auflug von Humor, fort: „Na, Alter, Du follst einen Glunick nicht undankbar nennen, denn Dir verdank ich's ja nächst Gott, dass ich da hier mich vvm Zipperlein martern lassen muss —" „Da irrt Ihr doch, edler Herr", ivarf da der alte Jobst bescheiden ein. „Nein, nein, Alter, da irr' ich nicht, so wahr es mich zwickt und reißt in meinen alten Knochen", sagte der Ritter lachend und doch gerührt zugleich vou dem unverhofften Wiedersehen. „Hast damals just zu rechter Zeit den Eremiten, Gott hab ihn selig, nach Glunick geschickt ~—, haben Dir das nicht vergessen und Mein seliger Herr Vater hat mir wieder- holt gesagt, daß Du den Anlaß zu meiner Rettung aus schwerem Siechthum gegeben hast. Wollten Dir's danken, warst aber fort zu Ostem II13, als ich gesundete 7*
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