Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1892

52 53 Schweißöfen, 2 Cupolöfen, 10 Frisch- feuer, eine eigene Ziegelei für feuerfeste Ziegel, viele Walzwerke u. s. w., u. s. w. Seine Gesamiutproduction an fertiger Waare, Gußeisen, Puddeleisen, Puddel- stahl, Frischeisen, Grob- und Feinstreck- cisen, Martinstahl, Gußstahl u dgl. m betrug im Jahre 1889: 421.300 Meter- Centner. Gerade jetzt, im Jahre 1891, ist ein neuer Hochofen, und zwar für Coaks- feuerung im Bau begriffen, der größte mit dieser Feuerung in den österreichischen Alpenländern und wird derselbe nach seiner Fertigstellung int laufenden Jahre pro Tag 1200 bis 1500 Meter-Centner Roheisen erzeugen. Unser drittes Bild stellt den gewerb- fleißigen Ort dar und zeigen sich darauf im Mitteltheile die Eisengerüste des im Bau begriffenen Ofens. Im Hintergründe des Bildes erheben sich drei gewaltige Berge der Obersteiermark, der mächtige Reiting, der Reichenstein und die felsige Vordernberger Mauer, typische Gestalten für den ,Bau der nördlichen Kalkalpen, welche in ihren schroffen Wänden und zerrissenen Schluchten einen schauerlichschönen Anblick darbieten. Doch unsere Fahrt geht, weiter, vorbei an der Station St. Peter, über welcher sich auf einem steilen Felsen in malerischer Lage die Kirche Maria Freienstein erhebt, vorbei an dem belebten und stark bevölkerten Markte Trofaiach, in "welchem sich ein großer, dem Fürsten Schwarzenberg gehöriger Hochofen befindet, und auf dessen Ostseite wir das. auf einem Hügel gelegene, freundliche, die Gegend weit überragende Schloß Mell erblicken; hier haben wir auch die drei bereits genannten Berge, den Reiting, den Reichenstein und die Vordernberger Mauer ganz .nahe vor uns und können ihre Zinken und Zacken, ihre Wände »nd Schluchten aus nächster Nähe ins Auge fassen. Das Thal aber verengt sich hier bedeutend und bei Hafning wird es fast zur Schlucht, in der nur mehr für die Straße und den Wafferlauf genügend Platz bleibt, während das Bahngeleise schon zum Theile am Bergesabhange hin- streicht. Endlich gelangen wir am Fridan- werke vorbei nach Vordernberg. Dieser altbekannte Vorort der inner- österreichischen Eisengewerkschaften ist ein, im engen Thale langgestreckt gebauter Markt von über 3100 Einwohnern. Seine Eisenindustrie ist wohl so alt, wie der Bergbau am Erzberge selbst, die Urkunden darüber sind jedoch durch Brände und anderes Unglück bewegter Zeitläuse verloren gegangen und besitzen wir heute nur noch Angaben über die Namen der früher hier ansäßig gewesenen „Radmeister", welche bis in das Jahr 1450 zurückreichen. Seine Blüthezeit hatte der Markt vordem Jahre 1854, in welchem daselbst die größte Zahl Hochöfen (14) im Betriebe war. Seither hat diese Zahl bedeutend abgenommen, und stehen heute nur mehr neun Hochöfen, während fünf theils abgerissen, theils einer anderweitigen Verwendung zugesührt worden sind. Von obigen neun sind dermalen sechs im Betriebe und wird in denselben das beste steirische Roheisen, theils graues, theils weißes, aber auch halbirtcs und Spiegel- eisen geschmolzen und ist zu hoffen, daß diese sechs Oefen nun voraussichtlich in Betrieb bleiben werden. In Vordernberg wurde die jetzige Leobener Bergakademie, und zwar im Jahre 1840, als steiermärkisch-ständische berg- und hüttenmännische Lehranstalt errichtet; hier begann der berühmte Peter Tunner seine Lehrthätigkeit. Im Jahre 1849 wurde seine Schule vom Staate als. k. k montanistische Lehranstalt übernommen und als der Andrang der lernbegierigen Jünger Tunner's für den kleinen Ort zn groß wurde, nach Leoben verlegt. Im Jahre 1862 erhielt diese Lehranstalt den Rang einer Hochschule und die Leobener Bergacademie ist heute eine der besten unß hervorragendsten Schulen Europas für das Berg- und Hüttenwesen im Allgemeinen und für Eisen-Hüttenkunde im Besonderen Von Vordernberg geht die neue Strecke der Eisenbahn, die sogenannte „Eisenerz- VordernbergerBahn", ans. Dieselbebei der gewaltigen Steigung über den 1200 Meter hohen Präbichl-Sattel als gewöhnliche Reibungsbahn zu führen, war nicht möglich, und stellte es sich daher als nothwendig heraus, sie als Zahnradbahn mit gemischtem Systeme (die erste in den öster- teichischen Alpenländern) anznlegen. Sie führt uns. zwar langsam, aber stetig, bald auf dieser, bald auf jener Seite des Grabens aufwärts zum Sattel zwischen der Vordernberger Mauer einerseits und dem Polster andererseits und gelangt endlich durch den großartigen Plattentunnel auf die andere, die Nordwestseite des Präbichls. Sie windet sich von hier aus zwischen den Bergen, öfters über kleine Viaducte führend, langsam abwärts nach Eisenerz. Vorher führt sie jedoch noch vorbei an dem Erzberge selbst, von welchem unser viertes Bild mit seinem, wie auf der rechten Seite des Bildes ersichtlich ist, in Etagen betriebenen Taqbau einen Theil darstellt. Man erblickt denselben hier von der neuen Bahnstrecke aus und

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