50 51 Christus zurück und ist dieser Thatsache in einer Säuleninschrift am „Kaisertische", einem 1782 auf dem Erzberge errichteteu Denkmale, mit folgenden Worten gedacht worden: „Als Man Zählte Nach Christi geburth 712, hat man diesen Edlen Erzberg zu bauen angefangen." Wahrscheinlich ist es, daß in diesem Jahre der durch die Stürme der Völker- wauderung gestörte Betrieb in großem Maßstabe von Neuem aufgenommen worden war, und daß man später das genannte Jahr daher als dasjenige betrachtete, in welchem der Abbau des Erzberges überhaupt begonnen habe. Eisen- und Stahlwaaren, tvelche in Oesterreich, Kärnten und Steiermark er- -zcugt wurden, wareil es im Vereine mit anderen Producten, besonders landwirth- schaftlicher Erzeugung, welche das Aufblühen der Alpenländer in früheren Jahr- hundertell in hervorragendem Maße begründeten. So bestaub beispielsweise während der ganzen Zeit vom 14. bis ins 18. Jahrhundert ein reger Verkehr und Waarenaustausch zwischen den genannten Ländern und dem Haupthandelsplatze des Mittelmeeres, Venedig, von wo aus die Producle des Nordens nach dem Orient, nach Aegypten und sogar nach Indien verschifft wurden. 40—50.000 Saumrosse waren beispielsweise nach einigen uns erhaltenen Mittheilungen im 16. Jahrhunderte im Dienste dieses Handels zwischen Oesterreich und Venedig im Gange, denn alle Güter wurden mittelst Pferden auf Saumwegen verfrachtet. Die industrielle Thätigkeit der Alpenländer war eine blühende und bestanden z. B. im Jahre 1785 laut geschichtlichen Aufzeichnungen in Kärnten 90, in den beiden Oesterreich 100 und in Steiermark allein 200 Eisenhämmer, und wurden damals schon im letzteren Kronlaude von 65.000 Arbeitern 224.000 Centner fertige Waare erzeugt. Heute beträgt die jährliche Production Steiermarks allerdings bedeutend mehr, u. zw. 1,400.000 Meter-Centner. In einem von Or. Alexander Peez in seiner Schrift: „Zur Verkehrsgeschichte Kärntens" angezogenen Werke aus dem Jahre 1785: „Von dem Commerz der österreichischen Staaten", verfaßt von Schweighofer, findet sich die Mittheilung: „Zu Maria-Zell in Obersteier befindet sich das Gußmerk, wo unter Anderem vorzüglich Karthaunen, Feldschlangen, Mörser, Bomben, Kugeln uud Granaten gegossen werden." 800.000 Stück Sensen verließen da- mals jährlich die Hammerwerke in den Alpen und 500.000 Stück davon wurden allein nach Rußland, der Türkei, Ost- und Westindien verschickt. Der Hauptstapelplatz für steierisches Eisen und steierischen Stahl war von alters her Lcobeu, die freundliche, schön und regelmäßig gebaute, alte Bergstadt, die größte uud schönste Stadt der Obersteiermark. Die erste uuserer, von dem als sehr tüchtig bekannten Photographen Carl Weighart in Leoben aufgcnommencn vier Original-Aufnahmen zeigt uns den Hauptplatz derselben und erblickt man auf dein Bilde rechts das Rathhaus mit dein alten Rathhausthurme und im Vordergründe des Bildes das Wahrzeichen der ehernen Mark, den Bergmann mit dein Grubenleder darstellend, den Schlägel in der Rechten, wie er von den Bürgern der Stadt als bildliche Darstellung für die Ursache der Wohlhabenheit der ganzen Gegend errichtet wurde. Im Hintergründe erhebt sich der an Kohlenbergwerken reiche Münzenberg, das ganze Bild landschaftlich malerisch abschließend. Unser zweites Bild stellt den alten Stadtthurm Leobens dar, durch welchen jenes Thor führt, das durch die sogenannte Waasen-Vorstadt hinaus die Straße ins Vorderuberger Thal beherrscht, in jenes Thal, aus welchem der Strom von Eisen- und Stahlwaaren sich seit Jahrhunderten südwärts gen Lcoben ergoß. Der Thurm trägt auf der uns zu- gekehrten Seite unter dem Reichsadler folgende Inschrift: „1880 bin ich erstanden da, „1791 war ich dem Sturze nah; „Ich bin somit in jedem Falle „S>hr alt und älter als ihr Alle, „Sah viele Feinde durch mich gehen „Und blieb doch immer aufrecht stehen, „Sah viermal auch die Franken schon, »Doch immer fest den Kaiserthrou." Diese Worte deuten auf die Ge- ichichte Leobens hin, welche reich an Kämpfen gegen Türken und Franzosen war, und schwebte die Stadt auch sonst durch Erdbeben,Feuers- brünste, Krankheiten, Überschwemmungen und Seuchen wiederholt in großer Gefahr. Von Leoben, dem Herzen der Obersteier- wark aus, führt uns die Leoben -Vordern- derger Bahn in raschem Fluge vorbei an den Ücachwoll grünen Bergen der Umgebung des Vorderuberger Thales. Die erste Station, an welcher wir nach kurzer Fahrt halten, sind die „Eisen und Stahlwerke" der „Oesterreichischen alpinen Montangesell- schaft zu Wien" in Donawitz Aus kleinen Anfängen im Jahre 1^36, wo es von Franz Mayr, dem Großvater des jetzigen, Millionen reichen Großgrundbesitzers und Gewerken, Baron Franz Mahr v. Melnhof, gegründet wurde, hervorgegangen, vergrößerte es sich von Jahr zu Jahr und ist jetzt, nachdem es mittlerweile (1872) an die 1825 durch Kaiser Ferdinand II. gegründete „Jnner- berger Hauptgewerkschaft" und von dieser im Jahre 1880 in den Besitz der „Oesterreichischen alpinen Mon- tangesellschast" übergegangen war, das größte Eisenraffinirwerk der österreichischen Alpenländer. Donawitz zählt jetzt über 8000 Seelen, das Werk hat außer vielen anderen Betriebseinrichtungen dermalen 14 Puddelöfen, 5 Siemens-Martinöfen, 11 4*
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