Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1892

48 KumornstifcHeO. Non plus ultra. Die eherne Mark. Am Stammtisch „zum goldenen Lorbeerkranz" führte ein preußischer Landwehrfeldwebel das große Wort. Wenn der Alte ins Ausschneiden kam, wurde seinen Zuhörern gelb und blau vor den Augen. Eines Abends gab er Folgendes zum Besten: , Ich sage Ihnen, meine Herren, wären Sie bei dem großen Preiswctt- schwimmen anno 1878 zugegen gewesen, Sie hätten Wunder gesehen. Da gab es| unter Anderen einen Tambour, Namens Schwungschlägel. Der Bursche durch- schwamm mit seiner Trommel, die man Kindlich. M ürna(eineäußerstdickeKuh sehend): Mama, von dieser Kuh kommt wohl die dicke Milch? Aie beste Fracht. Eine in ihr Söhnchen mit Affenliebe vernarrte Dame brächte ihrem Gatten das neueste Modenbild, enthaltend Kindergarderoben nach allerlei Trachten, Matrosentracht, russische Tracht rc. Lieihm auf dem Rücken angeschnallt, die Schwimmschule zwanzigmal der Länge nach, hin und her. Die Tempi machte er bloß mit den Beinen, mit den Händen aber schlug er einen ununterbrochenen Wirbel. — Noch größer aber war die Production des Stabstrompeters vom zweiten Dragoner-Regiment. Er blics nämlich unterm Wasser sämmtliche Hornsignale und zum Schlüsse den Generalmarsch dreimal hintereinander! Für die als Preisrichter fungirenden Officiere war die Controle dieser Leistung allerdings »nbeqnem, denn sie mußten zu diesem Behufe ebenfalls nntertauchen. ber Mann, sagte sie, welche Tracht möchtest Du wohl als die angemessenste für unseren Max? Eine Tracht Prügel, erwiderte trocken der vernünftige Gatte. er Erzberg bei Eisenerz in Steiermarkmitseinen unermeßlichen Schätzen an jenem Metall, welchem das Menschengeschlecht zum großen Theile , seine heutige hohe Culturentwicklung verdankt, war und ist seit undenklichen Zeiten eine Hauptquelle von Wohlhabenheit für die östlichen Alpeuländer. — Waren es doch bereits die römischen Schriftsteller Pli- uius, Tacitus, Ovid und Horaz. welche >n ihren Werken des norischen Eisens rühmend gedachten, und ist folglich die Eisengewinnung in diesen Gegenden geschichtlich bis ins Alterthum zurückzufüh- ren. Aber viel weiter zurück, als historische Urkunden, reicht unzweifelhaft der that sächliche Abbau des Erzberges. Eine Volkssage der Gegend scheint dies anzu- beuten. Es folgt 'dieselbe hier in dem poetischen Gewände, das ihr der steierische Dichter Adolf Hagen gab, und ist dieselbe dem „StciermärkischenDichterbuche" entnommen: Pie Sage vorn Krzberg. „Ein eiserner Hut Hält lang und g"t." (Aus dem Volksmunde.) Von Leibe halb Fisch und halb Mensch Der Bart wie flnthend Gras, Sein Auge glänzt' im Sonnenschein, Wie dunkelgrünes Glas. Und wer da kam in sein Bereich, Den zog er bald hinab, Der fand im grundlos tiefen' See Ein kühles Fluthengrab. Da war es einer Hirtenschaar In alter Zeit geglückt, Daß sie der Tiefe grünen Gast Mit Listen hat berückt. Er stieg heraus an's trock'ne Land, Da war er ohne Machte Da haben sie gefenelt ü-n Jn's Fischerhaus gebracht. Erst wüthet er in wildem Grimm Und tobt um rast und droht: „Es fluchet über Berg und Thal Der See auf mein Gebot." Doch als er sah, es fruchtet nicht, Sein wildes Ungestüm, Und da man nun dem Kreuzweg naht', Da bat das Ungethüm: „O laßt zurück mich in mein Reich, Mich tauchen in die Fluth, Will weisen Euch, wo im Gebirg', Ein unermeßlich Gut!" „Und wählet Ihr ein silbern' Herz, Wählt Ihr den gold'nen Fuß, Bedenkt, daß Silber und auch Gold Gar bald Ellch schwinden muß!" „Doch wählet Ihr von dunklem Erz Den festen Eilenhut, Das Eisen — ew'ge Zeiten währl's, — Der Hut hält lang und gut!" Da riefen alle in der Rund': „Gib uns den Eisenhut, Der Kind und Kindeskinder schirnit Und währet lang und gut." Wies jener auf den nächsten Berg: „Den Erzberg dort bebaut, Und wißt, daß über Eu're Wahl Nie wird ein Klagen laut". Sie tWen's, und es gab der Berg Dem Lande Schwert und Pflug, Und Jene segnet stets das Volk: „Sie wühlten recht und klug." Weiß einen See im Steirerland, Tief zwischen Fels und Wald, D'rin haust' ein Waflerunhold einst, Ein Riese von Gestalt. Beglaubigte schriftliche Urkunden über den Abbau des Eisenerzer Erzberges reichen bis in das Jahr 712 ""nach

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