Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1892

Mit beflügelten Schritten eilte er alsdann zum Berghau ptmanne und hinterbrachte ihm die Nachricht von dem überreichen Silberanbrnch. Wie ein Lauffeuer flog diese Kunde von Mund zu Mund und Freude strahlte auf allen Gesichtern. Die gesammte Bergknappschaft verunstaltete nun zu Ehren des wackeren Christof Wattmer ein glänzendes Mahl, bei welchem er, der Gründer des Glückes, obenan saß. Als die Theilnehmer des Freudenfestes im Saale schmausten, zechten und sich lustig machten, bestürmten sie unablässig Wattmer, er möge ihnen doch endlich über das unerwartete Auffinden des Anbruchcs näheren Aufschluß geben. Die Aussage, die derselbe machte, genügte den neuDarüber erfreut,sprach ÄM^'^der Berggeist eines Mor- C-'^?^ zu Wattmer: „Da M^r^.'Du bisher meinen Wunsch ^'‘^ Gewissenhafteste er- '■'^^ hast, will ich Dich zum ..M^^Mreichen Mann machen." ^^^v^^^ diesen Worten schlug MAU'd^Mer an die Wand, und Msofort öffnete sich eine ^! Strecke voll gediegenen M Silbererzes. „Melde den ^HAnbruch," fügte er hin- Mezu, „Deinen Vorgesetzten. Wdoch sage Niemandem, daß ABich mit Dir im Verkehre Wvstehe, sonst bist Du unrett- SWbar verloren!" ! Der Bergmann ver- MMprachStillschweigen, schied mit dankerfülltem Herzen Woon seinem Gönner und ™ fuhr frohvergnügt zu Tage gierigen Kameraden, welchedenZusammen Hang der Sachlage ahnen mochten, nockr lange nicht, sie wollten mehr erfahren Ihrem Drängen gab endlich der unbesonnene Wattmer nach und erzählte mit beklommenem Herzen die ganze Begebenheit; dafür aber sollte er schwer büßen. Als er nämlich am folgenden Tage mit Zittern und Zagen anfuhr, erwartete ihn schon mit geballter Faust der ergrimmte Berggeist, der ihm mit donnern der Stimme zurief: „Heißt das, nrm- seliger Erdenwurm, mir, dem Herrn über alle Gebirge dieser Gegend, Wort gehalten?" Dann ergriff er Wattmer und schleuderte ihu unbarmherzig in den Schacht hinunter, wo er zerschmettert todt liegen blieb. dem ungarischen Volksleben. Im Jahre 1833 erschien in Leipzig ein Buch von Hans Normann, in welchem der Ver- sasser eine trostlose Schilderung der damaligen politischen und volkswirth- schaftlichen Zustände des von der Natur so reich gesegneten Ungarlandes entwarf. Bei allen: Pessimismus, der in diesem selten gewordenen Buch zu Tage tritt, zeigt der. Verfasser aber doch viel Sympathie für Land und Leute und documenlirt dies durch einen Blick in die Ankunft. Mit „Ungarn im Jahr 1933" schließt er seine Betrachtungen und mir heben einige Momente aus denselben hervor, um nachzuweisen, daß viele dieser prophetischen Anwandlungen bereits zur Wahrheit geworden sind. Während das Ungarn des Jahres 1833 als eine große Wüste von Ur- Mätdern, Sümpfe» und Pnßten, das Volk Ungarns als eine Horde von Barbaren geschildertwird, sieht er mit prophetischem Geist hundert Jahre später dasselbe Land in herrlichstem Aufschwung, schön bebaut und gut bewirthschaftet, die Sümpfe vertrocknet, die Flüsse regulirt, die Wälder gelichtet und gesäu- berl von Räubern, die Städte in größter Entwicklung. Ungeheure Massen der herrlichsten Landes- producte: Metalle, Getreide, Vieh gehen in alle Theile von Europa und ein blühender Handel entwickelt sich nach allen Weltrichtungen. Die weiteren Prophezeiungen wollen wir mit Stillschweigen übergehen, denn sie streifen stark ans Utopistische, aber die obigen sind noch vor Ablauf des Jahrhunderts zur Wahrheit geworden. Ungarn ist in Folge seiner freien Verfassung und uneingeschränkten Preß- freiheit seit den letzten Decennien in die Reihe der Culturstaaten eingetreten. Es hat die größten Staatsmänner unserer Zeit aufzuweisen, seine Sprache und Literatur, seine Künstler, Gelehrten und Schriftsteller werden unter den Ersten Europas mitgenannt. Und in Folge weiser und verständnißinniger Rcgierungsmaß- regeln fängt sich auch die Industrie in bemerkenswerther Weise an zu heben und zu entwickeln. Der große ungarische Reformator Graf Stefan Szöchony that vor 50 Jahren den Aussprnch: Ungarn war nicht, es wird sein! Beim Beginne seiner agitatorischen Thätigkeit waren noch kaum dieRudimente einer ungarischen Volkswirthschaft vorhanden. Landstraßen und Wege im primitivsten Zustand, das Eisenbahnnetz betrug im Ganzen 35 Kilometer. Heute hat sich dasselbe auf 9355

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