Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1892

32 so Mode — wär's a Bub g'word'u," setzte er mit einem leisen Seufzer hinzu, „so hätt' er Maxl g'heißen." „Na, da wünsch' ich viel Glück, Euer Gnaden — und wünsch', daß, wenn das Mad'l groß is, daß sie auch einen recht guaten Mann kriegt, der's auch ordentlich ernähren kann." „Nun, das wollen wir sehen," sagte der Herr lächelnd, „und nun, gute Frau, nehmt wieder Euer Bündel auf; da habt Ihr einen Silbergulden und laßt Euch getrost vom Fährmann übersetzen. Und wenn Ihr im Dorf bei Eurer Tochter angelangt seid, so sagt ihr, daß das Christkind'l heute gar so viel zu thun und keine Zeit hat, 'nüber zu kommen über'n Starubergersee, sie möchte sammt ihren fünf Kindern noch heute so schnell als möglich herüberkommen nach dem Schloß — nnd soll nach dem Christkind'l, dem Lisl von Possenhosen, fragen, da wird ihr schon Bescheid zu Theilwerden." „Mein Gott — mein Gott, a richtiger Silbergulden!" rief die Alte ein- über das anderemal. „Jst's denn möglich? Ja, thut's Ihnen denn nicht weh, so viel Geld zu verschenken....?" „Darüber beruhigt Euch, Frauchen, nnd thut so, wie ich Euch sagte........... Grüß Gott, guter Weg!" „Vergelt's Gott tausendmal" stammelte die Alte, und dem Weiterschreitenden ehrfurchtsvoll nachblickend, sagte sie bedenklich: „Ob's nit am End' dös liebe Herrgott'l selbst — im Civilg'wand war?" Einige Stunden später stellte sich pünktlich die Gangelhuber Toni im Possenhofener Schloß ein. Ein reich galonirter Diener, der von der Sache unterrichtet sein mußte, führte die Frau sammt den ängstlich sich an die Mutter klammernden Kindern nach einem im Parterre gelegenen glänzenden Saal, in welchem sich eine Dame und ein etwa sechsjähriges allerliebstes Mädchen befanden. Die Dame, anscheinend die Gouvernante des Mädchens, sagte nun, daß das Christkindel heute noch nicht zn sprechen sei, es habe aber dieses sein Schwesterchen hier beauftragt, der Frau und ihren Kindern zu bescheereu. Uud so geschah es, und zwar in ausgedehntestem Maße, so daß sich die arme Frau und die Kinder vor Freude und Staunen kaum zu fassen wußten. Gleichzeitig wurde ihnen auch ein hübsches Sümmchen blanker bayerischer Doppel- gulden eingchändigt. „Ja, Du mein Jesus, wem dürfen wir denn auf unseren Knien dafür danken, daß wir auf lange Zeit aus arger Noth errettet sind?" fragte die Bäuerin mit Thränen in den Augen. „Auf den Knien danken dürft Ihr nur Jenem, dessen heiligen Namen Ihr soeben ausgesprochen," erwiderte ein stattlicher Herr, welcher unvermerkt in den Saal getreten war. „Ja, aber sonsten," erwiderte die arme Frau, „wer ist denn eigentlich das gute liebe Possenhofer Lisl und wer ist denn der Herr, der uns herbestellt, nnd wer ist denn hier das schöne, engelsgute i Mädchen — nnd wer sind Sie, gnädiger Herr?" „Ihr wollt zwar viel wissen, liebe Frau, aber trotzdem will ich Eure schließlich gerechtfertigte Neugierde befriedigen- Das Possenhofer Lisl, das ist die heute am Tage des heiligen Abends geborene Prinzessin Elisabeth von Bayern, nnd der Euch herbestellt hat, ist ihr glücklicher Vater: Seine königliche Hoheit, der Herzog Maximilian von Bayern; hier das Mädchen, welches Euch die Geschenke reichte, ist die Schwester des Christkindleins und ich — nun, wenn Jhr's wissen müßt, ich bin der Prinz Luitpold von Bayern." Der 24. December 1837 war für die Familie Gangelhuber in Mairingen ein wahrer Glücks- nnd Segenstag, denn von diesem Tage an war die Armuth für alle Zeiten aus ihrer Hütte gewichenDas ist die wahre Geschichte voin Christkindel, vom Possenhofener „Lisl", welches heute au der Seite ihres geliebten Gatten, des Kaisers von Oesterreich, eine» der mächtigsten Throne einnimmt. Sagen aus dem böhmischen Erzgebirge. Erzählt von Eduard Menisch ^^ Rechte Vorbehalten.) I. Aer Kaus Keitings-Keks *). den Ortschaften, welcheKarlsbad,die berühmte Thermen- stadt, umgeben, kann auch Aich gezählt werden. Hinter diesem Z Dörfchen erhebt sich / in halbstündiger Entfernung dicht am linken Ufer der Eger eine interessante weltbekannte Felsengruppe, welche den Namen ^W! Hans Heilings- Fels oder Hans- heiling führt. „Wie sich die Felsenwand dort, die klippen-gepanzerte. _ aufthürmt! Schön in Säulen gereiht, fügt sich zum Steine der Stein. Stolz und edel hebt sich die Riesenpflanze des Thales. Und das Felseugewächs ragt aus den Wellen empor Mancherlei Sagen erzählt sich das Volk, und mancherlei Kunde Ward? mir^ wie sich der Berg öffne in heimliche. Ja, vielfach ist der wunderliche Hans Helling in Won und Bild gepriesen uud verherrlicht worden! Wir wollen aber der ursprünglichen Volkssage lauschen, die uns über das seltsame Steingebilde Folgendes meldet: Vor alten Zeiten, als noch die mächtigen Markgrafen von Vohburg Schloß und Gebiet Elbogeu beherrschten, fand ein armer Bauer, der auf das Schloß Frohndieuste zu leisten ging, dort, wo der Hochalta» der Schlaggenwalder Kirche steht, zwischen zivei großen Steinen ein verlassenes, weinendes Knäbleiu (andere sagen, am Berge Krudum sei dies gewesen, wieder andere, bei den drei Linden, dem heutigen Schönfeld) Von Mitleid ergriffen, hob er es auf und trug es mit sich. ) Nach Anton P. Schmidt bearbeitet. Für die Leser sei bemerkt, das; die Hans Heilina- ^blfach künstlerisch bearbeitet worden ist, als Roman von Spiest, als Novelle voi- 000r Körner, als Ballade von Bogl und Eduard, als episches Gedicht von Marba öl$ Oper von Marschner. 3

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