Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1890

16 Brot und Sonstiges gebracht habe — cs sei ja Sonnabend heut — und der Gnädige hätten ihn ja bestellt---------" Der Baron hatte eine todtbleiche Gesichtsfarbe — woran wohl meist der Mangel an Lnft die Schuld trug — selbst durch die Drahthaube. „Ich komme schon, Mizusch — komme schon!" erwiederte der Baron, der alle Vorsichtsmaßregeln vergaß, wo es sich um seine leidenschaftlich geliebten Thiere handelte. . SinnMüchc. Wesser ist's mit seiner Zeit zu grollen Als nach ihr zu richten oll sein Wollen, Aber besser noch öas stille Weben Wnbekürnrnert u,n des Hnges Streben. Die Nacht war finster und gewitterschwer, Sturmwvlkeu jagten, wie dunkle Phantome am Firmamente. Csävossy öffnete ein wenig die große Thüre, nachdem er die Eisenquerstange entfernt, und lockte die Katzen leise: „Miczus — eziczam, gyere ide!" (Komm doch mein Kätzchen.) Jetzt erklang das klägliche „Mian" ganz in seiner Nähe. Der Baron öffnete die Thür noch etwas lind bückte sich, nm die anscheinend furchtsame, keine zwei Schritte von ihm kauernde Katze zu fangen; da — erhielt er einen schweren" Schlag auf den Kopf. Er taumelte nach vorwärts und verlor die Besinnung. _ Als die Morgensonne lachend ihre Schuldigkeit that, um deu Gewitterspuk zu beseitigen, fanden zwei Feldgens- darmen die Thüre der einsamen Tanya halboffen — ein gräßlicher Anblick bot sich ihnen. Der „Katzen-Baron", wie die Leute seit Jahren Csävossy nannten, lag mit durchschnittenem Halse in seinem Blute schwininiend, auf dein Estrich — Mizusch erdrosselt neben ihm. Alles, was nicht niet- und nagelfest ,var, gestohlen, die Steinplatten der Küche aufgewühlt und zerbrochene Steintöpfe lagen herum. Dem Leichnam umgaben Dutzende vo» winselnden Katzen. Drr Fluch des Reichthums. Eine Geschichte aus Böhmen von tzduard Z^arit. (Nachdruck untersagt.) ährend die Bäuerin Wylassicz das 7-hor ihres Häuschens, das sie ihrem Mmkehrenden Sohne geöffnet, wieder ge= Mosse» hatte, warf sie vom Flur aus uen Blick iu die lange Dorfstraße hinein. >as geschah wohl nnr gewohnheitsgemäß, 9} J Zu sehen gab es da absolut nichts. Die war schon längst angebrochen, die flM»^ menschenleer und der dichteSchnee- < 1 war für das Auge geradezu undurch- s. 'Mkich. Die Bäuerin schloß auch als- das Thor uud während sie so flink 2>Mur ihre sechzig Jahre erlaubten den ilw. ^ das Abendessen deckte, rief sie ohne zu: „Du kommst heute sehr spät. Es geht schon auf die neunte Abendstunde." „Und man wollte mich noch ; immer nicht fortlassen!" sagte Ezechiel unter finster zu Boden gerichtetem Blicke. „Gibt es denn im Nustiker- hof gar so viel zu thun —' jetzt mitten im Winter?" „Dort wachst die Arbeit förmlich unter den Händen und niemals kann man genug schaffen. Der Teufel soll schon dieses Leben holen!" rief Ezechiel zornig aus, worauf er seinen Kopf in die Hände stützte. Das einfache Mahl, aus Brodsuppe und Kartoffeln bestehend, war aufgetragen, der Bauer, die Bäuerin und Ezechiel setzten sich an den Tisch und aßen schweigend, bis der alte Wylassicz seufzend auhub: „Arme Leute, wie wir sind, müssen ihr Los in Geduld ertragen und wenn es noch so schwer fällt." „Ja, arbeite und quäle dich zu Tode!" rief Ezechiel mit Bitterkeit aus. „Eiu Hund hat es besser als Unsereins. Für vierzig Kreuzer täglich muß ich von fünf Uhr Früh bis in die späte Nacht hinein arbeiten, aber arbeiten, daß selbst bei strenger Kälte der Schweiß aus allen Poren bricht. Und da heißt es noch immer: „Aber wie heutzutag' die Knechte commod sind!" So oft ich das höre, kocht es in mir nnd ich muß immer mit Gewalt an mich halten, daß nicht ein Unglück geschieht."

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