Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1890

10 11 „Komm', cziczam! (mein Kätzchen) Wir müssen die Augenblicke ausnützen', ehe der Gestrenge anlangt. Ich werde vielleicht verhindert sein, dich in den nächsten Tagen oft zu sehen; doch will ich, daß du meiner fortwährend denist — da, nimm — diese blitzenden Reifen an Hand und Arm werden dich leichter an mich erinnern!" Er zog aus seiner Brusttasche ein Etui, in welchem auf blauem Sammt ein breites goldenes Armband, aber anch ein glitzernder Ring friedlich neben einander lagen. „Ah! Ugyam, szep!" (Gott, wie schön!) rief Irma nnd ihre Augen fnn- lelten begehrlich. Sie griff nach den Kleinodien und legte das Bracelet um ihr weißes und Dolles Handgelenk. Tilos aber nahm den Ring und steckte ihn selbst an Irmas niedlichen Finger. Dabei küßte er sie heiß auf den Mund und flüsterte ihr ins Ohr: „Mit diesem Ringe mache ich Dich zu meinem Bräutchen, und so Gott will, bald zu meinem Weibe, edcsem! Doch wollen wir unsere Verlobung einstweilen geheim halten; ich muß das Terrain beim Gnädigsten nnd meine Aussichten bei ihm vorerst soudiren. Nicht wahr, kJ kern, du zürnst mir nicht, wegen der Heimlichkeit? Sie ist ja nur zu unserer Beiden Besten." Irma zürnte nicht. O nein! Eine geheime Verlobung kam ihr viel mehr siegen, als eine öffentliche, von der die Spatzen am nächsten Kirchtag von allen Dächern pfiffen. Ein Sonnenstrahl brach sich durch das dichte Laub Bahn und die schöne Földösnä ließ den Schmuck an Arm und Hand in seinem goldenen Lichte blitzen. „Ein echtes Weib, das goldener Tand beglückt" — sagte sich Tilos und Zog seine Braut nochmals in die Arme. Doch jetzt — zwei Flintenschüsse — das verabredete Zeichen des Feldhüters, der unten am Bache das Zeichen gab. Der Gutsherr hielt seinen Einzug. Tilos sprang empor. Nochmals tüßC- nLj 1 ^^, "^ nervös gemacht; er seine Brant, „loten ägye male!« Brüche em^ ^’S^^er ist an^ er und eilte über den im Sonnenlicht / U Wilber Freude gewöhnt. Es glitzernden Kiesweg. Auch die FöldösM,«,: V 'M"^ W^k chenn alles verließ die Jasminlaube, doch brach respcctvoll M) ^jm nahte, ei» halbdutzeud Himmelsschlüsselcheu mch- : q>.^^??^ stieg mit Hilfe Veilchen, deren Kelche noch vom Friü'waen %'W " ^ ^ ""? k™ d^^sc- thau tropften. Das so iin^»^^ Sträußchen steckte sie ins rothsammteK^ NnooV? ^ ä^b^ohne den niemand Sonntagsmieder, glättete die schwar!^;^ ^nn-i',/ Sommer nicht, eine seidene, mit breiten Goldspitzen umraudei^ - ^, ',"" '""'. .^'gte es sich, Schürze, sah nach den bnnten '""^ ßebenundan den langen, geölten Zöpfen, dai^j^ur war ©«J m 't ^""'^ ’nartudiicljc ging sie ruhig und mit zierlichen Schritttzackenbart u>> Kinn^m?^ r^lgepflegter dem Herrschaftshanse ,u st^^ ALs Ge^ Im Hofe hatten sich Knechte >>!'n ennli. S Mägde bereits versammelt —neugierigst vollem Reckn Es-;»inN?^m>^^ ^^ schwatzend und schäckernd- Alle geschmi'Vle Tochter Albions ^ --iucker war mut bnnten Bändern und Blumen/ W.ch fehX^ rischka Bugarin, des Gärtners hochalür London attachirt «Mirr '°0 ^* einen mächtigen Strauß von Croc«" sein Pußteuland bnN? /^ < ") Helin Hyacinthen niid Maibllimen in d-Mck. Die steife Enotn»^ ^^^" ^"' großen braunen Händen, und neben dcklgellose, oft brutas- />^" ""d der Triumphbogen fiedelten sechs olivestugten sowenig rusamme» ^ilhnrensohu farbene Zigeuner einen wilden CsardMd Nacht. Lady Ellen kränkte w ^"? der in den Füßen des Dienstvolkes einem Kinde das Leben s^„4> r-^' 9^ eigenthümliches Zucken und Kribbeln Hemd -— starb. ' ^ 1 ''^ hui vorrief. Wäre nur der Respect und Böla von Csavollv Netc» . Furcht nicht gewesen — alles hätte 'mge seiner Mutter geerbt- ,-?/"nen wenigen Minuten sich im Kreise gedre^harakter, seinem Temn.-i-^ ' !" hinein und gewirbelt. ,?uz dem Vater Und jetzt kam der schwere, von fest?» Daniel hatte in.V ^^ ^olantha Pferden gezogene Reisewagen — h^hte er doch wie cs iVm.gedrückt., hoch hinauf bespritzt. Die Achsen d^e Liebe hatte nie in €PpUt ^„"/^ voll Lehm und Schlamm — ein Zeichne Rolle gespielt — GennksnVt^^" daß sie mehrmals tief in Erdlöchern g)"h lhre Stelle. In den lekt^n ^ t ^ steckt hatten. Filusch, der Kutscher Hi^ufzehn Jahren kam nur ^dic V^V^^ mit nerviger Hand die Zügel der sc^aft für Katzen däzu ^°^en- Falben, die ihren Herrn Nachts von d^ ^olvao! ^olvaul K^zenei»'« s^ ♦ Bahnstation abgeholt hatten. _ "'. lch danke) beruhigte Es-tnnk^ ^' Während der Wagen in den Honende.: und lärLVn ^ einfuhr, gab es nun einen Mordspecta^ Mn ^g er aus dem eleooot^'V^^^' Brausende „Eljen-Rufe" erschallten v^Me ^ Juchtenleder ^inc ^.^r^° mehr als fünfzig Stimmen — die 3< ^n-Nvte, die er in arohiifS’9’ hnnde kläfften in ihrem Stalle — ^ /, Prungeiger der x>wV,,?" ^ogeii Zigeuner fiedelten auf ihren alten - Wie stink und gesckn^ Mwarf. strumenten, was die Saiten hielten ^ypter pj Note au?§n° ^ V SUnc kurz einen Fremden Hütte dieser Hölle' "ufftng. Dann stnrzte er und mit ihm seine Genossen dem Gutsherrn zu Füssen und küßte ihm Kleider und Stiefel. Der Gutsherr empfing dann das Bouquet der langen Bugarin Marischka, warf ein paar Hände voll Silbermünzen unter die Domestiken und unter dem Lärm der sich balgenden und kreischenden Rotte, betrat er, geführt von Tilos das Haus. Auch das mit Steiufließeu belegte Vorhaus war mit Reisiggewinden und Blumenkränzen geschmückt und in den Ecken standen große grüne Cactöen. All' das hätte Bola von Csävossy wenig interessirt, aber da — an der Thür des geöffneten Salons stand die Földösnö mit niedergeschlagenen Angen und machte ihm einen tiefen Knix. Der Gutsherr nahm das Pincenez hervor und betrachtete erstaunt die schöne Person. „Ah! Süperb! Wer ist das?" fragte er Tilos, kein Ange von Irma wendend. „DieFöldösnö ist's—des verstorbenen Janos Witwe, von der ich dem gnädigsten Herrn Baron schon geschrieben!" Csavossy schüttelt verwundert deuKopf. „fch! Nein hiszein! Unmöglich! Wie kam der Alte zu dem Weibe'?'" Baron Csävossy liebte volle Formen nnd schwarzhaarige Weiber. Im Budapester Casino waren seine Leibredensarteu gut bekannt: „Hübsch, appetitlich, rund und weiß muß das Weib sein. Sogenannte dürre, interessante Frauen, an deren Kanten und Ecken man sich blaue Flecken stößt, kann ich nicht leiden!" — Vielleicht war das auch die Ursache, daß er seine schlanke und blasse Frau so viel als möglich gemieden. Tilos, der den großen Eindruck bemerkte, den Irma auf den Baron gemacht, versuchte denselben sofort auf andere Gedanken zu bringen. „Ans dem Tablet liegen einige Pariser Briefe, und Graf Keglewicz Jäger war gestern schon da, mit der Anfrage, wann der Herr Baron den Herrn Grafen empfangen wollen---------"

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