118 Escadron Dragoner bereits am 26. Juni die Stadt verlassen konnte, jedoch mit der Weisung, auf telegraphisches Verlangen des Bürgermeisters, sofort nach Stevr abzugehen. Die zweite Escadron kehrte erst am 16. Juli wieder nach Enns zurück. Das 1. Bataillon des 14. Infanterie - Neginlents Großherzog von Hessen blieb jedoch in Steyr und seit den: 20. Juni hat daher Steyr eine ständige Garnison. Anläßlich des Fronleichnamsfestes in der Borstadtpfarrkirche am 22. Juni kam der hochwürdigste Bischof Franz Maria von Linz das erstemal als Bischof nach Steyr und wurde festlich empfangen. Die Stadt war festlich beflaggt und der Herr Bürger- nieister an der Spitze des Gemeinderathes, der hochw. Clerus, die Schulkinder unter Führung ihrer Lehrkörper und eine große Menschenmenge begrüßten den geistlichen Oberhirten, als er am genannten Tage um halb 5 Uhr bei der Borstadtpfarrkirche eintraf. Kurz nach der Ankunft hielt er eine Neligionsprüfung daselbst ab und führte am Sonntag die Frohn- leichuamsprocession unter dem üblichen Gepränge. Nach derselben stattete er die officiellen Besuche ab und fuhr nach dem Diner in die Stadtpfarre, wo er gleichfalls feierlich empfangen wurde und die Neligionsprüfung abhielt. Montag spendete der hochwst. Bischof in der Vorstadtpfarrkirche und Dienstag in der Stadlpfarrkirche das heilige "Sacrament der Firmung und setzte Dienstag um halb 4 Uhr per Bahn seine Firmungsreise nach Ternberg und Gaflenz fort. Die Freiwillige Feuerwehr von Steyr beging am 6. und 7. Juli ihr 25jähriges Gründungsfest, mit welchem zugleich der 20. Del egirtentag der oberösterreichischen Feuerwehren verbunden wurde. Die Vorbereitungen zum Feste waren vom Ober- Commandanten Wilhelm Klein und einem Comite unter dem Vorsitze des Excellenz Graf Lamberg'schen Oberförsters C a j e t a n Jonasch mit großer Umsicht und Sorgfalt getroffen worden, weßhalb dasselbe programmgemäß und sehr gelungen verlief. Samstag abends sand in Jellmayrs Casino ein Festcommers statt, an welchem außer der jubtlirenden Feuerwehr, die Freiwillige Waffeufabriks- Feuerwehr und die bereits zahlreich erschienen Festgäste theilnahmen. Der Ober-Commandant Wilhelm Klein hielt die Festrede, die ein glänzendes Zeugniß für die bisherige Thätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr in Steyr bot. Der Bürgermeister Johann Berger hob die großen Verdienste der Feuerwehr um das Wohl der Stadt hervor und beglückwünschte sie ans das herzlichste. Auch überreichte er Namens der Stadt an dieFeuerwehrmäuner Leopold Haller, Cajetan Jo nasch, Josef Neichl, August Schrammel und Wilhelm Schrey, welche durch 25 Jahre ununterbrochen der Feuerwehr angehörten, E h r e n d i p l o in e. Auch vom Central-Ausschuß der Öberösterreichischen Feuerwehren wurden den Jubilaren durch den Obmann Dr. Schauer ebenfalls prachtvolle E h r e u d i p l o m e überreicht. Die Mäuner- gesangvereine „Steyrer Liedertafel" und „Kränzchen" sangen mehrere Chöre, worauf der Obercommandant der Freiwilligen Waffett- fabriks-Feuerwehr, Otto Schönauer, den Brudervereln beglückwünschte und ihm Namens seiner Cameraden einen prachtvollen Pokal als Erinnerung überreichte. Nach zahlreichen Toasten endete der Commers in gemüthlicher, cameradschaftlicher Weise. Sonntag Mittags wurde im „Hotel Schiff" ein gemeinsames Mittagmahl abgehalten, bei welchem wieder zahlreiche Toaste ausgebracht wurden. Um drei Uhr Nachmittags zogen die sämmtlichen anwesenden Feuerwehren von Plo- berger's Gasthanse ans in langem Fest- zuge, von der Bevölkerung jubelnd begrüßt und mit Blumenspenden beworfen, ans den Stadtplatz, wo die städtische Freiwillige Feuerwehr und die Freiwillige Waffenfabriks-Feuer- wehr mit ihren beiden Dampfspritzett eine sehr interessante Uebung abhielten. Hierauf war in Jellmayrs Casino ein Garten-Concert, das einem wahren Volksfeste glich und mit einer glänzenden Beleuchtung der Gartenanlagen das schöne Fest beendete, au welchem theils corpo- rativ, theils deputativ 80 Feuerwehren mit circa 800 Mitgliedern vertreten waren. Die Arbeiter der österreichischen Waffenfabrik hatten beim Ableben ihres verehrten und geliebten Chefs, des Generaldirectors Josef Werndl beschlossen, auf den Sarg desselben einen silbernen Kranz niederzulegen und hiefür durch freiwillige Beiträge einen Betrag von ca. 800 fl. aufgebracht' Wegen der Kürze der Zeit konnte der Kranz jedoch nicht bis zum Leicheubegänguisse fertiggestellt worden und langte erst Ende Juul in Steyr ein. Eine Deputation von Arbeitern übergab ihn den Angehörigen des Verstorbenen, welche denselben aM 13. Iuli im Palmen hause zur allgemeinen Besichtigung ansstellten. Der Kranz ist 79 % hoch^ hat einen Durchmesser von 67 %, wiegt 2 Kilo 27 Deka, und macht trotz seiner Schwere in Folge der kunstvollen Ausführung einen sehr gefälligen Eindruck. Ein silberner Schild auf dem Etui trägt die Widmung/ „Dem Schöpfer der österreichischen Waffenfabrik in Steyr,'Herrn Josef Werndl, von seinen dankbaren Arbeitern." Die Töchter des dahingeschiedenen Generaldirectors haben der Arbeiterschaft für das großartige und sinnige Andenken an ihren Chef in einem verbindlichen Schreiben den Dank ansgedrückt. Der bisherige k. £ Statthalte voll Oberösterreich Se. Excellenz Freiherr Weber von Ebenhof sah sich veranlaßt. in Folge hohen Alters nach mehr als vierzigjähriger Dienstzeit um seine Versetzung in den bleibenden Ruhestand anzusuchen, welchem Ansuchen von Sr. Majestät in huldreichster Weise und unter besonderer Anerkennung der langjährigen, ausgezeichneten Dienstleistung willfahrt wurde. An seiner statt wurde der bisherige Statthalter von Schlesien, Franz (Yraf Merveldt zum Statthalter von Oberösterreich ernannt. Derselbe legte, am 11. Juli den Eid in die Hände Sr. Majestät des Kaisers ab und übernahm am 25. ^uu Hüne neuen Functionen. Der Bau des Stadtpfarrthurmeö beschäftigte seit seinem Beginne die Bevölkerung von Steyr auf das lebhafteste und das all- mälige Fortschreiten desselben wurde mit kritischer Aufmerksamkeit verfolgt. Im Juni 188o wurden die Vorarbeiten zum Bane begonnen "nd nach Aufstellung des Gerüstes dnrch den Baumeister Franz Stohl wurde der alte Thurm bis auf eine Höhe von 34 Metern abgetragen. Der neue Aufbau wurde am 1. Mai 1886 begonnen, an welchen! Tage der erste Stein zur Höhe befördert wurde. Bon da an wurde nach den Plänen des Oberbau- raihcs Baron S ch in i b t und nach den Zeichnungen des Architekten In l i u s H er m a n n und unter der Leitung des Bauführers Andreas Wierfel 46 Meter emporgcbant, so dav der Nene Thurm eine Höhe von 80 Metern erreicht. Die MancrarbeiteN wurden unter der Leitung des Baumcisters Franz Ploberger jun. ausgefnhrt und so weit vollendet, dah am 16. Juli 1889 der vergoldete Thurmknauf aufgesetzt und somit das schöne Werk gekrönt werden konnte. Die feier liche Weih e nahm der hochwürdigste Bischof Dr. Franz.Dop- n c l h a ll c r NIN 3 Uhr Nachmittags Ul der Stadtpfarrkirchc unter Beisein einer großen Anzahl illustrer Festgäste vor, worauf zwei Kapseln, die eine mit der Widmungsurkunde, die andere mit den letzten Nummern beider hiesiger Zeitungen, mit Publicationen des Coloman-Thurmbau-Vereines seit besten Gründung, mit Notizen über die Geschichte der Stadt, mit einer Photographie des Thurmes w seiner Gestalt vor dem Brande und mit gangbaren Münzen, in dem Thurmknauf verwahrt wurden.. Nach einer Ansprache des hvchwürdigsten Bischofs wurde der Knauf unter dku Klängen der Musikcapelle des. bewaffneten vnifornlirten Bürgercorps in die Höhe geigen, an der Spitze des Thurmes befestigt, worauf ein dreifaches Hoch von der luftigen 'Höhe die Vollendung des Thurmes anzeigte, welches die zahlreichen Festgäste und Zu- Aaner freudig einstimmten, während die Musikcapetle die Volkshymne intonirte. Hierauf dankte der Bürgermeister Johann Berger /'n anwesenden Festgästen (außer dem hoch- Würdigsten Bischof waren anwesend der t. L '119 Landeshauptmann hochwürdigste Abt Leonhard A ch l e n t n e r, der k. k. Statthaltereirath N. v. Hauer, der Gemeinderath von Steyr, der k. k. Kreisgerichts-Präsident Michael Ritter von Weismayr, der k. k. Bezirks- hauptmann Hugo Ritter v. Hebenstreit, der Landtags-Abgeordnete Dr. Johann Hochhäuser, das k. k. Officierscorps der in Steyr dislocirten Garnison, das Officierscorps der Bürgergarde, die Vorstände der k. k. Behörden, Aemter und Unterrichtsanstalten, Vertreter des Veteranenvereines, der Feuerwehren rc. rc., der Ausschuß des St. Coloman- Thurmbauvereines mit seinem um den Ban so hochverdienten Stadtpfarrer Johann E v. Aichinger und viele Honoratioren) für die Theilnahme an dem Feste und gab seiner Freude über das herrliche Werk Ausdruck. Der Vorstand des St. Coloman-Thnrmbau Vereines Stadtpfarrer I o h a n n E v. A i ch i n g e r spr ach den innigsten Dank aus Sr. Majestät dem Kaiser, der den Ban wiederholt unterstützte, und allen Wohlthätern, welche dnrch Spenden den Ban ermöglichten, sowie den Erbauern, welche das schöne Werk schufen. ®in „Te deam laudamus" in der Pfarrkirche beschloß die ; . hehre Feier, die der Vollendung eines Werkes ! galt, das, nachdem seither allmälig die Ge- : rüste entfernt wurden, der Stadt zur höchsten ' Zierde gereicht und ein stetes Wahrzeichen der/ Opferwilligkeit und des Knnstsinnes derselbe;/ bilden wird. Die alte Brücke über die Enns bei Ternberg war längst baufällig und sogar ein Ver° kehrshinderniß der gesammten Gegend. Mit Hilfe des hohen Landesausschusses und der betheiligten Factoren gelang es der Gemeinde Ternberg den Bau eineL-NLuerr eisernen Brttckc^iü^AME nehmen, lvelche unmittelbar hinter der Kirche vom rechtsseitigen Ennsnfer in gleicher Höhe mit dem Niveau des Ortes zum linksseitigen Ufer geführt wird. Die Brücke liefert die „Oesterreichische Alpine Montangesellschaft", während der Ban der Stützpfeiler und Widerlager der Baumeister M. Lettmayr aus Linz übernommen hatte. Die Brücke wird zur Erinnerung an das vierzigjährige Negierungs- Jubilänn! Sr. Majestät des Kaisers den Namen „Kaiser Franz Josef-Brücke" tragen und wurde am 2t. Juli feierlich der Grund- ' stein gelegt. Ein gräßliches Verbrechen wurde am Sonntag den 21. Juli verübt, indem um halb 10 Uhr abends in der Garftn erst raße bei der Villa Steindl der Waffeufabriks- arb eiter Josef Tauschet durch einen Messerstich iu den Hals getödtet wurde. Trotz der frequenten Passage wurde der Vorfall nicht bemerkt, umsomehr als die Verletzung den Tod des Opfers sofort herbeigeführt haben nlnß. Trotz der eifrigsten Recherchen
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