108 109 Die Theatersaison wurde unter der Direction des-VictorV e r t h a l am 29.September mit dem Lustspiele „Me^reke'glrten Studenten" eröffnet. Unerwartet und unter aufrichtigem Bedauern verbreitete sich am 28. September die Nachricht, daß der allgemein verehrte und hochgeachtete Hochwürdigste Bischof von Linz Dr. Ernest Maria Müller an einer Lungenlähmung plötzlich verschieden sei. Seine Gelehrsamkeit einerseits, seine Friedensund Gerechtigkeitsliebe, endlich seine Milde und Versöhnlichkeit andererseits, hatten ihn zu einem wahren und guten Hirten seiner Diöcese gemacht und bewirkt, daß der politische Kampf unter seiner.Amtsführung niemals die gebotenen Grenzen überschritt. Tiefbetrauert von Jedermann wurde der Friedensfürst am Montag den 1. October im neuen Dome zu Linz beigesetzt. Die Obstcultnr kommt in unseren mit Obstgärten so reich besetzten ' Gegenden zu immer größerer Bedeutung und die Fruchtbarkeit der letzten Jahre' hatte dem Landwirthe einen reichen Ertrag aus der Obsternte geliefert, indem insbesondere Mostobst von auswärtigen Händlern in großen Quantitäten und zu guten Preisen aufgekauft und nach Süddeutschland und nach derSchweiz ausgeführt wird. Um diesen wichtigen Zweig der Landwirthschaft zu beleben und durch Belehrung zu fördern, veranstaltete ein Comit6 mit dem Advocaten Dr. Julius Seidl on der Spitze, aus Anlass des vierzigjährigen Regierungs-Jubilänms Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef L eine Ollste mrssteUmtg^m Steyr, welche sehr zahlreich beschiMwär und massenhaft Besucher fand. Die Obstausstellung war in der „Werndl-Villa" sehr geschmackvoll arrangirt und wurde am 30. SeMmöer im Beisein des Statthalters WffDoerösterreich, Freiherr Weber von Eben- hof, des LandeshauptmannesAbtAchleutner und vieler Notabilitäten in feierlicher Weise eröffnet. Zur Erinnerung an die erfreuliche Veranlassung der Obstausstellung wurde die ( Pflanzung einer Obstbaum-Allee ' längs der Straße zur neuen Caserue beschlossen, „deren Früchte dem dort beqnartierteu Militär zu Gute kommen sollen", lind deren erste zwei Bäume am 1. October feierlich gepflanzt wurden. Hiemit wurde ein Huldigungsact für Se. Majestät den Kaiser Franz Josef l. verbunden, nach welchem der Vorstand des Ausstellnngs- comitäs Dr. Julius Seidl dem Vertreter des k. k. Aerars, Hauptmann M a x P tt h r i n g e r, die Widmungsurkunde übergab. Ans Anlaß derObstausstellttttg veranstaltete die „Steyrer Liedertafel" am Abend des Eröffnungstages in Jellmayr's Casino ein Fest- concert, während Sonntag Nachmittags am / Carl Ludwigs-Platze ein Volksfest stattfand, bei welchem der Männergesaugvereiu „Kränzcheu" mehrere Chöre sang, der Bicycle-Club ein Wettrennen abhielt und die Bürgercorps- capelle concertirte, und das Publikum in den Mostkosthallen die Güte der verschiedenen Mostgattungen prüfte. Um die Last des Vagabunden-Unwesens, welche insbesondere in Oberösterreich sehr stark fühlbar war, abzuwälzen, nahm der hohe Landtag in seiner Sitzung vom 2. October den Gesetzentwurf über die Errichtung von Natu- ral-Verpflegs-Statrstten in Oberösterreich an, nach welchem auch in Steyr eine solche Station errichtet wurde, welche häufig in Anspruch genommen wird und ihre günstige Wirkung insofern äußert, als der Straßeubettcl und die Belästigung der Bewohner .durch Bettler in den Häusern, insbesondere aber das Vagabunden-Uttwesen in der Umgebung Steyr's fast ganz aufgehört hat. In der Gemeinderaths- Sitzung aw 13.October wurden Carl Bechma^u^zuw definitiven städtischen I n g rn i e u r und Franz Rosenberg zum definitiven städtischen ConciPisten ernannt. Da die Subscrjptionen für das zweite Baulos der Steyrthalbahu eineu so erfreulichen Fortgang nahmen, daß der dritte Theil des Baucapitales aufgebracht war, sonnte der Landtags-Abgeordnete der Stadt Steyr, Dr. Johann Hochhäuser, im hohen Landtage den. Antrag einbringen, derselbe möge für den Weiterbau der Steyrthalbahn bis Leonsteiu- Molln eiuen weiteren Betrag von 25.000 st« zeichnen. Dank der umsichtigen, eifrigen und geschickten Vertretung durch deu allgemein verehrten Abgeordneten wurde dieser Antrag in der Sitzung des hohen Landtages am 16. October angenommen, wodurch die Fortsetzung der Steyrthalbahn bedentend gefördert wurde. / . In Angelegenheit der Hitfsaetiou füt l die Messerittdustrie hatte die oberösterrei- ^chischeHandels- und Gewerbekanuner eine Petition an den hohen Landtag gerichtet, derselbe / möge zur Hebung der Kleineisenindustrie iw Bezirke Steyr einen Beitrag von 50.000 st» ä fond perdu aus Landesmitteln bewilligen. ^Dle Majorität des Finanzausschusses des Laud- ^tages hatte jedoch den Beschluß gefaßt, int / hohen Landtage zu beantragen, es 'sei auf die Petition nicht einzugehen, sondern der Landesausschuß zu beauftragen, mit der Regierung, \ber Handels- und Gewerbekammer, dem Ac- ^tionscomitä für die Hilfsaction und den Lau- / desausschüssen für Niederösterreich und Steier- f markin Verbindung zu treten, das Actions- comitä zu beauftragen, Pläne und Kostenvor- anschläge für den Ban der Schleife in Stein- i bach vorzulegen und den: hohen ßanbtag in \ der nächsten Landtags-Sitzung Bericht zu er- / statten. Ferner wurde beantragt, junge, befähigte^ Elemente der Messerindustrie alternireud nach Solingen zn schicken, um hier durch eigenen Augenschein und Selbstthätigkeit die Vortheile der dortigen Schleiferei kennen zu lernen, und hiefür Beiträge bis zum Höchst- betrage von 1000 fl. zu bewilligen. Demgegenüber stellte der Abgeordnete Wim- Hölzel den Antrag, der Landesausschuß werde beauftragt, sich mit der Regierung, der Handels- und Gewerbekammer und dem Actions - Comite ins Einvernehmen zu setzen und ermächtigt, sich nach Maßgabe der Verhältnisse bei Schaffung des Hilfsfoudes dis zum Betrage vou 25.000 fl. aus dein Laudesschulden-Tilguugsfonde zu betheiligen. Trotzdem der Statthalter Excellenz Baron Weber von Ebenhof für den letzteren Antrag mit Wärme eintrat und sowohl der Antragsteller Abgeord- neter W i m h ö l z e l, ols auch der Abgeordnete Dr. Johann Hochhäuser e.ntschie- unb mit klarer Darlegung der trauten Verhältnisse der schneller Hilfe bedürf- ugen Kleineisenindustrie olesen Antrag zur An- Nahme empfahlen, wurde doch der Antrag Wimhölzels abgelehnt Ulid derdcsLandesaus- ichusses angenommen. Mr Gemeinderath beschloß in seiner Si- MlNg vom 3. Nov., das ^..egierungs-Jubi- laum Sr. Majestät des Kaisers am 2.De- eember festlich zn begehen; da jedoch ans ollerh ö ch stdessenWun sch lebe öffentliche Feier unterbleiben mußte, be- chränkte sich die Ge- weindevertretung, entbrechend den JnlenDr. Johann Hochhäuser, LandtagS-Abgeordneter, Gemeinderath und Ehrenbürger von Stehr rc. ^onen des erhabenen Monarchen darauf, für ?.bei absolvirte Schüler der Fachschule lur Stahl- und Eisenindustrie Sti- ^ndien im Betrage von je 200 fl. zu ersten, aus deu Reservefondzinsen der Sparkasse 300 fl. an die Stadtarmen zu verbellen und bei Sr. Majestät anzusuchen, datz L^ auf dem Carl Ludwigs-Platze zu erbauende ^Udustrie - Halle den Namen „Kaiser o'ranz Josef-Halle" erhalten dürfe. . Am 7. November kam im Hause des Backer- s Ulsters Peter S ch ar Hauser, Sierninger- Mße Nr. 83, während des Backens epi 'M ii ch fangfen e r aus, das glücklicherlveise, es großen Schaden anrichten konnte, "Uterdrückt wurde. Die Ersatzwahl für den zurückgetretenen Reichsraths^Abgeordneten Dr. Johan n Hochlsauser fand ^Ml^LL^NovemLer statt. Seitens der fortschrittlich gesinnten Wählerschaft wurde der k. k. Bezirksrichter August EdlbaMr in Grünburg als Candidat 'aufgestellt, welcher bei der Wahl mit 902 von 942 abgegebenen Stimmen, somit, da sich 40 Stimmen vollständig zersplitterten, nahezu einstimmig zum Rcichörathö-Abgeordueten gewählt' wurde. Die clericale Partei hatte dem Candidaten der Fortschrittspartei keinen Gegen-Candidaten entgegengestellt. In Steyr erschienen voll 1073 Wahlberechtigten 426 bei der Wahl und wählten den fortschrittlichen Candidaten 398. In Bad Hall wählten von 100 Wahlberechtigten 40, in Grünburg vou 131 Wahlberechtigten 97, in Kirchdorf von 132 Wahlberechtigten 41, in Kremsmünster von 81 Wahlberechtig- kn 20, in Michldorf von 145 Wahlberechtigten 42. in Neuhofen von 68 Wahlberechtigten 12, in Neuzeug vou 86 Wahlberechtigteu 46, iu Sierning von 155 Wahlberechtigten 60, iu Sierninghofen von 70 Wahlberechtigten 34, in Steinbach von 66 Wahlberechtigten 49, in Weyer von 84 Wahlberechtigten 29 und in Win- dischgarstcn von 85 Wahlberechtigten 34, zusammen daher von 2276 Wahlberechtigten 902 Wähler den k. k. Bezirksrichtcr August Edlbachcr zum Reichs- raths-Abgeordueteu. Der k. k. Statthaltereirath und Bezirkshauptmann von Steyr Carl Ritter von Zimmerauer sah sich nach fünfundM^ pflichteifriger Thätigkeit im Staatsdienste veranlaßt, in Folge angegriffener Gesundheit um Uebersetzung iu deu bleibeuden Ruhestand anzusuchen. Diesem Ansuchen des verdienstvollen Staatsdieners wurde in der schmeichelhaftesten Weise Ausdruck gegeben, indem ihm mit allerhöchster Entschließung vorn 27. October der Orden der eisernen Krone dritter Classe verliehen wurde. Am 30. November verabschiedete sich der k. k. SNEm-ltereirath von deu Beamten der k. k. Bezirkshauptmaun-- schaft, welche in rührenden Worten dem Bedauern über das Scheiden ihres hochgeachteten
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