Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1890

96 selbst einstellen und sie aus die einfach sten Speisen wieder Appetit haben würde. Zögernd ging mein Mütterchen darauf ein, meinend, der Appetit würde sich ohne kräftige Hilfsmittel, wie der bittere Thee, gewiß nicht einstellen. Aber siehe da! Trotz des Entbehrens des Mittagessens wurde ihr Magen durchaus nicht schlaffer, wie sie bestimmt gemeint; im Gegentheil am Abend desselben Tages schon war Frost und Hitze verschwunden, das Allgemeinbefinden vorzüglich und mit so gutem Appetit wie seit lange nicht konnte mein Mütterchen unser einfaches Abendbrot genießen. Seit der Zeit sind alle Magenthees, wie sie auch heißen niögen, für immer aus unserer Küche verbannt, da wir ein viel kräftiger wirkendes Heilmittel, ein stets helfendes entdeckt und erprobt haben:'die Enthaltsamkeit! Wittek gegen Mückenstich. Ein sehr gutes Mittel gegen Mückenstiche ist Seife, ganz gleich welcher Art. Man feuchtet diese an und reibt die den Mücken am meisten ausgesetzten Gesichts- und Körpertheile, wie Gesicht und Hände damit ein und läßt sie auf der Haut eintrocknen. Es ist viel wirksamer wie Nelkenöl, Salmiakgeist oder Cigarrenrauch und wird auch von Jägern sehr empfohlen. Was versteht man unter einfacher Kost? Antwort: Zunächst eine solche, welche der mit Erdengütern aller Art Gesegnete in der Regel verschmäht. Denn sie versteht seiner Zunge weder durch besondere Gewürze, noch durch nervenerregende oder bluterhitzende Zuthaten zu schmeicheln. Einfach ist daher diejenige Kost, welche weder mit zu viel Salz, Butter, Zucker, Eiern, noch mit Gewürzen, Wein, Kaffee, Bier, Rum, Fett und ähnlichen Zusätzen, unsere Verdauungsnerven überreizt und uns allzusehr erregt, eine Kost, welche der weniger Bemittelte sich leichter als jede andere Kost beschaffen kann, welche aber auch dem Kinderwagen keinerlei Nachtheile zufügt. Also gehören dazu weder Gallerte, Kuchen noch Fleisch, am wenigsten werk es gesalzen oder geräuchert ist; denn fr dieser Form trägt cs am meisten daz» bei, Blutschärfen zu erzeugen und mi- zu allerlei blutentzüudlichen Zustände» geneigt zu machen. Solche und ähnliche Dinge sind er auch, welche, weil sie entzündliches Bl»! erzeugen, auf unsere Augen nachtheilig einwirken; nicht aber ist es das Schlafe» bei offenen Fenstern, selbst wenn dc» Draußenthermometer auf einige Gr^ Kälte weist. Ist es draußen sehr kalt so wird unsere Stubenluft schon durch ein geringes Oeffnen unseres Fenster» genügend erneuert. Es handelt sich ja nicht darum, böB wir durchaus in sehr kalter Luft schlaff sollen, sondern darum, daß unsere Schlat stubenluft eine durchaus reine ist. Dah^ wir, wenn uns die Luft in unserem Schlat raume zu kühl erscheinen sollte, buch Heizen ihre Temperatur erhöhen lasss^ können, wenn wir nur dabei gleichzeitig für genügende Ventilation Sorge traget Gegen Küsten. Ich hatte im Anfang dieses Jahres infolge einer Magenvef" derbniß einen sehr schlimmen Husten, mich am Tage wenig, des Nachts ab»' so belästigte, so erschütterte, daß ich i”1 steigender Angst den Abend herankoinw»' sah, der mich auf die Marterbank führt» Ob mit dem Kopfe hoch, ob nicht, war alles eins; die Marter ging an, " wie das Lager sich erwärmte. ZW» Aerzte bemühten sich, den Husten -t bannen. Alles umsonst. Da — na» 8 Tagen mit 8 qualvollen Nächten entschloß ich mich zu einer nassen Packung der Füße. Nach heißem ©^ um Befreiung von diesem kaum zu tragenden Uebel erwartete ich den bös»'. Husten, welcher dem Unterleibe stets groß'. Schmerzen bereitete. Mein Warten w» aber vergeblich! Auch nicht einmal stell» er sich weder in dieser Nacht, noch den darauf folgenden Tagen und Nächt» ein. Ich war gesund! I Ws holte MiNagmahl. Episode nus Garsteus Vorzeit von Kotnrich Kematmülrer. zut Jahre 1371 stand dort, wo heute „Halbgarsten" ist, an un- gefähr der Stelle, wo sich das MA Wirthshaus befindet, ein großer Gr ausgedehnter Maierhof, der dem Kloster in Garsten gehörte und dessen Betrieb ein großes Erträgniß lieferte. Es war eine Musterwirtschaft, wie Uran das heute nennen würde, und die geistlichen Herren in Garsten waren auch stolz darauf und führten mit Vorliebe leden vornehmen Besucher dorthin. In jener Zeit, wo das Ritterthum noch im kräftigsten Gedeihen war und »er Adelige nur Schwert und Lanze führte, der Erwerb daher nur von diesen Dingen aus seinen Anfang nahm, machte aber der Besitz dieses Maierhofes nicht nur Freude, sondern auch Sorgen, denn ber umwohnende Adel sah mit scheelen Illgen das Anwachsen des klösterlichen Wohlstandes und auf diesen Maierhof hatten es gar viele abgesehen. Der Hauptfeind wider das Kloster ümr damals der Ritter Hartneid von Rosenstein, ein tapferer, aber auch ge- lvaltthätiger Herr, der seine Macht nicht ^nner auf die ehrsamste Weise ver- lverthete. Seine und des Klosters Güter Lenzten aneinander und manches strittige Stück Land eignete sich der Losensteiner wit dem Schwerte in der Faust an — hüs Kloster gab dann nach, und um den llörrigen Nachbar bei guter Laune zu schalten, wurden demselben, wenn er das ^.arstuer Gebiet betrat, alle Aufmerksam- »kiten erwiesen, die seinem Range zu- ^Wit. Trotzdem herrschte zwischen dem Losensteiner nnd den Garstner Mönchen eine Freundschaft auf Kündigung. — Der Ritter vergaß aber oft auf das Kündigen und ließ seinem Uebermuth freien Lauf, wann es ihm eben in den Sinn kam. — Der Abt Nikolaus von Garsten hatte am Maria-Geburtstage 1371 eben die Tafel aufgehoben und der jüngste der Conventualen sprach gerade das Gebet nach der Mahlzeit, als über die knarrend Herabgelasseus Zugbrücke des Klosters ein Reitertrupp daherstürmte, mitten in den Klosterhof hinein. Unwillig über diese Störung erhob der Wt den Kopf, mit einem befehlenden Blick gab er einem der Mönche ein Zeichen, daß er nachsehen sollte, was diese Störung bedeute. Der so Aufgeforderte entfernte sich denn auch so geräuschlos als möglich, um die Andacht ,richt zu stören, und kam eben zurück, als der junge Cleriker sein Gebet geendet. Mit fragendem Blick und Geberde wairdte sich der Abt an ihn. „Der Ritter Hartneid von Losen- stein ist sammt Gemalin und eurem großen Gefolge soeben angekomnren", sagte der Mönch mit einer Miene, die deutlich bewies, daß er darüber unruhig war. „Er begehrt bewirthet zu werden." „Garsten hat noch keinem Gaste seine Thüre verschlossen", unterbrach der Abt den Pater ruhig, „Bruder Prior, führt den edlen Herrn sammt Gemalin hierher, und Ihr, Pater Clemens, begebt 7

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