' 78 -aufregend, dann aber stellte sich heraus, daß nur drei Personen verunglückt waren. Am 6. August wird dem deutschen Kaiser ein Sohn geboren. Der König von Schweden wird ihn aus der Taufe heben. In Heidelberg stirbt am 10. August der berühmte deutsche GeschichtsschreiberProfessor Georg Weber in Alter von 80Jahren. Seine „Allgemeine Weltgeschichte" ist ein Werk einzig in seiner Art. Nicht geringe Sensation erregt die am 13. August erfolgte Enthebung des Grafen Moltke von den Functionen eines Chefs des Generalstabs. Es erfolgte diese Enthebung allerdings <ruf Ansuchen des greisen Helden, und wurde ^tf ?’’!?«* 7?UfJ^ ^Zrl,5»^M/7--I ^:; Kaiser Wilhelm II. Einzug in Stockholm. derselbe zum Präses der Landesvertheidigungs- rommission ernannt. Zum Chef des Generalstabs avancirte Graf Waldersee. Am 16. August wohnte- der Kaiser der Enthüllung des Friedrich Karl-Denkmals in Frankfurt a. O. bei. Im ToD betonte er, daß er Namens 42 Millionen deutscher Völker erkläre, -eher 18 Armeecorps auf der Strecke liegen zu lassen, bevor ein Stein von dem Errungenen wieder aufgegeben würde. Am 23. August erscheint der italienische Ministerpräsident Crispi beim FürstenBismarckinFried- rrchsruhe zum Besuch. Demselben wird diesmal ^ine tiefere Bedeutung beigelegt, welche auch in der Welsedes Kaisers nach Rom zum Ausdruck gelangt. Am 24. August erwidert der König von Dänemark die Visite des deutschen Kaisers, wodurch die seitherige Spannung zwischen den beiden Staaten eine Milderung erfährt. Am 27. August trifft auch der König von Griechenland zum Besuch in Berlin ein. Auch Erzherzog Karl Ludwig kommt mit Gemahlin am 30. August nach Berlin und wird vom Kaiser mit großen Ehren empfangen. Die letztwilligen Auszeichnungen Kaiser Wilhelm I., welche im „Reichsanzeiger" veröffentlicht werden, errregen in conservativen wie liberalen Kreisen gleich großes Aufsehen. Die Berufung des freisinnigen Professor Harnack an die theologische Facultät in Berlin bereitet denReactionären eine empfindlicheNieder- lage und liefert gleichzeitig den Fingerzeig, daß hinneig keineswegs zum Stöckerthum Die Veröffentlichung von Auszügen aus den Tagebüchern des gefeierten Kaiser Friedrich III. in der „Deutschen Rundschau" erregt ungeheures Aufsehen, umsomehr als sofort ein gerichtliches Verbot erfolgt. Die. zur Publicität gelaugten Stellen sind nur geeignet, die Sympathien für diesen echten Volkskaiser noch mehr zu steigern- Sieben Bande Memoiren diesesgroßeu Helden und Staatsmannes modern im Berliner Staatsarchiv. Sm Anfang wurden diese Fragmente für apoWph erklärt und gegen die Verleger und den Herausgeber der „Rundschau" die gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Um nicht Unschuldige ^den zu lassen, stellte sich Geheimrath Geffcken in Hamburg am 30. September dem Richter und wurde in Haft genommen. Er genoß das besondere ^ertrauen des verewigten Kaisers, und glaubte Veröffentlichung dieser Fragmente sein Pensen zu ehren. . . Kaiser Wilhelm begibt sich nach Stuttgart München und trifft am 3. October in Wien Ul, wo er mit unbeschreiblichem Jubel Don der ^^vlkerung und mit größter Herzlichkeit von er kaiserlichen Familie ausgenommen wird. >. Am 10. October tritt er von Mürzzuschlag lk-Ne Römerfahrt an und wird an der italienischen js^ttze von dem Abgesandten des Königs feier- empfangen. Am 11. October , 'Olgt dann der Einzug in Rom Aunbeschreiblichem Jubel der ^vslkeruttg. Am folgenden Tag be- t^J1?) der Kaiser in Begleitung Prinzen Heinrich und des Grafen Bismarck in den Vatican zum 'Uch des Papstes. Dieser Entrevue keine wie immer geartete W Bedeutung beizumessen. Galadiener im Quirinal König Humbert folgenden aus: „Mit tiefer Freude begrüße ich Majestät Kaiser Wilhelm II. Anwesenheit des Oberhauptes Uter großen Nation und einer ^urreichen Dynastie in Rom, mit ^cher ich durch alte und feste ^keundschaft verbunden bin, ist ^u neues Unterpfand der ^Und es gen o ffenschaft, die huschen uns für den Frieden § Uropas und das Wohl un- l^er Völker geschlossen wurIch trinke auf das Wohl .Eurer kaiserlichen und königlichen Majestät auf das Wohl der deutschen Armee und EU Ruhm Deutschlands!" Purser Wilhelm erwiderte in deutscher „Ich danke Eurer Majestät für die warmen ^?Ne. Die Erwähnung der von unseren ateru ererbten Bundesgenossenschaft findet !?ur ein lebhaftes Echo. Unsere, von ihren Ihr EU Herrschern geleiteten Länder eroberten ^ücheit mit dem Schwerte. Die Ana- unserer Geschichte schließt ein immer- ^tt'^ndcsZusammengehen der beiden \ltcr für die Erhaltung dieser Ein- in sich, welche die sicherste Bürg- ^^uft des Friedens ist. Unsere Beziehungen ^Ueu in dem erhebenden Empfange, welchen E Hauptstadt Eurer Majestät mir bereitete, 79 einen lebhaften Ausdruck erhalten. Ich erhebe mein Glas auf das W^öhl Eurer Majestät, Ihrer Majestät der Königin uüd der tapferen Armee Eurer Majestät!" Der Kaiser sprach die letzten Worte in italienischer Sprache, indem er einen besonderen. Ton auf das Wort „tapfere" legte. Wie' in Wien wurde auch in Rom der Bestand der Trippelallianz neuerdings durch diese Kundgebung befestigt. Am 13. October begab sich der Kaiser zu den Manövern bei.Centocello, bei welchen über 100.000 Menschen anwesend waren, und am 16. October trifft er zur Flottenschau und zum Stapellauf des größten existirenden Kriegsschiffes, des R6 Umberto, ein. Der Empfang seitens der Bevölkerung-war wo möglich noch Kaiser Wilhelm II im Lateran. enthusiastischer. Am 18. October wird Pompeji besichtigt und erfolgt dann die Rückkehr nach Rom rind am 19. nach Berlin. Einen Mißton in diese Festlichkeiten bringen die Nachrichten aus Afrika, wo durch den Verrath Tippo Saibs und die arabischen Sclavenhändler die deutschen Colonien an der Zanzibar- und Suaheliküste überfallen, die deutschen Colo- nisten und Missionäre niedergemetzelt wurden. Auch der italienische Reisende Major Bartelot fällt diesem Verrath zunr Opfer, und es tauchten Gerüchte auf, daß der kühne Stanley mit seiner ganzen Expeditionsmannschaft ermordet wurde. Es wurden unverzüglich deutsche Kriegsschiffe zur Blockade der insurgirten Küstenstriche ausgerüstet. Unter Führung des preußischen Hauptmanns Wißmann wird eine Expedition nach den bedrohten Niederlassungen ausgerüstet. ^s
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