Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1889

26 27 geboren 1827, Vicegouverneur der österreichisch-ungarischen Bank, ist Vicepräsident der privilegirten österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft u. s. w. Wilhelm Neuber wurde 1839 geboren. Nach Absolvirung der Oberrealschule widmete er sich der technischen Chemie und trat dann in ein Drogueugeschäft ein. Zurückgekehrt von großen Reisen übernahm er das Farbwaarengeschäft L. Chr. Wackenroder. Durch mehrere belangreiche Erfindungen (wie die Verwerthung der WeinFloris Wüste. rückstände, seine Präparate für Glas- ätzereien rc) suchte er seinen Industriezweig vom Auslande zu emancipiren. 18 Auszeichnungen zeugen von dem Erfolge. — Trotz seiner durch die industrielle Thätigkeit beschränkten Zeit widmete Neuber sich auch dem politischen Leben. Er war jahrelang Mitglied des Gemeinderaths und der niederösterreichischen Gewerbekammer. Auch wurde er nunmehr das zweite MalMitglied unseres Parlamentes. Wir müssen nun auch der Männer gedenken, welche sich um das Arrangement der Ausstellung besonders verdient gemacht haben. Herr Emil Bressler, Architekt, geboren zu Wien 1848, ist der erste Director der Ausstellung. Einzig dastehend in seinem Fache als „Äarvckist" ist er der Erbauer des Kaiserpavillons, ein Werk, das von dem Geschmack und genialer Auffassung dieses Mannes am besten Beweis gibt. Auf den größten Ausstellungen der Welt war er der technische Schöpfer derselben und hat auch in Wien bedeutende Dr. Enni Auspitzer. Bauten wie das Haus des „Extrablatt" und der „Presse" fertiggestellt. Als zweiter Ausstellungs-Director ist Floris Wüste zu nennen, der mit übermenschlicher Aufopferung die Aus- stellungs-Jnstallation zu Stande gebracht. Er hat sein angestrebtes Ziel glänzend erreicht nnd wurde schvu bei der elektr. Ausstellung in Wien von Seiner Majestät für seine Mühewaltung durch das goldene Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet. Als Secretär der Ausstellung fungirt Dr. Emil Auspitzer, der seine Carriere in der Brünner Handels- und Gewerbekammer begonnen. Er trat später in das Handelsministerium über und ist seit 1881 Secretär des niederösterreichischen Ge- werbevereines, in welcher Eigenschaft er zum Commercialrath ernannt, in welcher Stellung er vollauf Gelegenheit hatte, fein zielbewußtes Wollen zum Wohle der Industrie zu bethätigen. Rühmend müssen wir ferner der Herren Prof. Engländer, Luckhardt, Freiherr von Dumreicher, Rudolf Luksch, Anton Krones und Bemhard Ludwig gedenken, die sich alle um das Ar- vangement und die ^ustallirung hoch verdient gemacht haben. Die Wiesenburg'sche Windmühle. Führer durch die Ausstellung. Wir treten durch bas Südportalein und ^haben bloß einige schritte nach vorwärts sil Machen, um die der Natur der Materie gemäß etwas nüchterne Collectivausstellung berSchafwoll-Jndn- siriellen in Brünn hlnter uns zu haben Und,vor derTriumph- ^lorte Ginzkey's stehen bleibend, in einer Ichrer endlosen Perspective ein Bild zu gewinnen, das man in seinen harmo- u>1chen Contouren und seiner Pracht nie vergessen wird. - Wir beginnen mit der Tertil-Indnstrie. Zertreten sind folgende Firmen: Gebrü- er Schöller, Skene & Co. rc., welche j *e das erfreuliche Zeugniß ablegen, n welchem Grade die englische Concnrrenz aus dem Felde geschlagen ist. An den Wänden rechts hängen prachtvolle Teppiche von Backhausen & Söhne. An diese schließt sich die Exposition der Actien- gesellschast für Baumwollspinnerei Cosmanos mit brillanter Arrangirung. Unter dem Ginzkey'schen Triumphbogen durchgehend, gelangt man zum Pavillon der Firma Benedict Schroll's Sohn, in welchem die mustergiltigen Erzeugnisse dieses Riesenetablissements ausgestellt sind. Nachdem man also den südlichen Annex durchschritten, steht man vor dem Jnnen- raum. Geht man links durch die äußere Rundgalerie, so finden wir eine Fortsetzung der Textilindustriegruppe. Die Firma Wiesenburg & Söhne für Mühlengewebe (Schlagbeutel rc.) mit einer prächtigen Windmühle, dann Math. Salcher's Söhne, welche ihre weltbekannten Erzeugnisse in einem Pavillon und einer Karte Oesterreichs aus Nähzwirnspulen ausstellen. Die erste österr. Jutespinnerei und Weberei stellt aus ihren Fabriken Simmering und Floridsdorf rc. Garn, Säcke rc. aus. Weiters die Pöchlarner Flachsspinnerei und Bindfadenfabrik von Brüder Lieser & Co. mit ihren über den ganzen Orient verbreiteten Erzeugnissen. Der Pavillon Bujatti mit den darin befindlichen prachtvollenSeiden- stoffen, Atlassen rc.; die Firma Wilhelm Benger's Söhne mit den weltberühmten Bekleidungen nach Prof. Jäger's System, die im Jahre 1810 begründete Firma A. Meinl's Erben mit allen Artikeln der Weißwaaren- und Stickereibranche.

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