92 waltungsrathes, legen mußten. Die consti- tuirende Versammlung desselben, zu welcher alle Subscribenten eingeladen waren, fand nun am 2. Juli unter zahlreicher Betheiligung statt. Der Vorsitzende des Juteressenten- ausschusses, Herr Dr. Carl Harant, erstattete den Bericht über die bisherige Thätigkeit des Jnteresseuteuausschnsses, welcher einstimmig und ohne Debatte zur Kenntniß genommen wurde. Hierauf wurden die statutenmäßigen Wahlen vor- genommen, und erscheinen gewählt zu V er waltun g srä th en die Herren: Johann Berger, Bürgermeister von Steyr; Graf Josef Lamberg, Gutsbesitzer auf Schloß Trautenfels; Dr. I. Hochhäuser, Reichsraths- und Landtags- Abgeordneter; L. Putz, Viccbürgermeister von Steyr; Dr. Carl Harant, Advocat; Carl Holub, Hausbesitzer, uud Fritz Hähnel, Stadtsecretar von Steyr; zu Revisoren die Herren: Eduard Werudl, Privat in Steyr, Josef Ned er, Ncalitäteubesitzer in Garsten; Josef Huber, Maschiueufabrikaut in Steyr, und zum Ersatzmann Herr Guido Schneider, Director der Wolfsegg-Trauuthaler Kohlen- werks- und Eisenbahn-Gesellschaft. Unmittelbar nach der Wahl schritt der Verwaltungsrath zu seiner Constituirung und wurde Herr Graf Josef Lamberg zum Präsidenten und Herr Dr. Johann Hochhäuser zum Vicepräsidenten der Steyrthalbahn gewählt. Der Verwaltungsrath übernahm null in seiner ersten Sitzung am 5. .Juli vom Herrn Josef Ritter von Wenusch die Coucessionsurkunde, die Originalacten uud die Cassagebahrung. Sodaun wurde Herr Josef Ritter v. Wenusch mit der Bau- und Geschäftsleitung unter dem Titel eines Directors der Steyrthal- bahn-Gesellschaft betraut und demselben aufgetragen, für die Ausschreibung das Nöthige vorzukehren. Die Grundeinlösung wurde dem Herrn Dr. Carl Harant übertragen. Zur Eriunerung an das vierzigjährige Negierungs-Jubiläum Sr. Maj'estät des Kaisers Franz Josef I. beschloß dex.Ge- meinderath in der Sitzung am 9. Juli am Carl Ludwig-Platze eine Jlldustriehalte »u erbauen und zu diesem Zwecke 30.000 fl. aus Gemeiudemitteln zu bewilligen. Zugleich wurde beschlossen, allerhöchsteuorts die Bitte vorzubringen, daß die Judustriehalle „Franz- Josef-Halle" genannt werden dürfe. In derselben Sitzung wurden zu Vertretern des Gemeinderathes im Stadtschul- rathe die Herren: Franz Lang, Dr. Alois Späugler, Alois Sticrhofer jun. und Franz Tomitz gewählt. Herr Geueraldirector I o ses Warndt widmete mit Schreiben vom 8. Juli aus Aulaß der Feier des vierzigjährigen Jubiläums Sr. Majestät des Kaisers deu Betrag von 10.000 fl. zur Erbauung der Jlldustrie- H n l l e7 Am 10. Juli traf seitens des Unterrichts- Ministeriums die Erlediguug auf das Gesuch um Errichtuug einer höheren Staatsgewerbe- schnle ein. Das Gesuch wurde abschlägig beschieden uud angeregt, die Errichtung einer Handwerkerschule in Erwägung zn ziehen. Der siebenjährige Knabe Johann Hilling er, Sohn des Holzhündlers Herrn Michael Hillinger, fiel am 19. Juli vou einem Floße in den Eunsfluß und ertrank. Am 11. April hatte die Begehungs-Commission der ersten fünf Kilometer der Steyr- thalbahn stattgefunden nnd am 20. Juli laugte erst die Baubewilligung für dieselbe ein, jedoch wurde die Eutscheid'uug über die Ueber- setzung der Garstnerstraße durch die Bahutrasse noch einer Commission Vorbehalten, die bis zum Schlüsse dieser Chronik noch nicht ungeordnet wurde. Se. kaiserl. Hoheit Feldmarschall Erzherzog Albrecht beehrte die Stadt am 23. Juli mit seinem Besuche. Derselbe traf Abends in Steyr ein, wurde vou dem Herrn Bürgermeister Johann Berger ehrfurchtsvollst begrüßt und besichtigte unter der Leitung des Herrn Generaldirectors Josef Werndl am 24. Juli die Fabriks-Etablissements der österreichischen Waffeufabrik in Letten und Steyr. Am selben Tage um 3 Uhr Nachmittag verließ Se. kais. Hoheit die Stadt Steyr und begab sich directe nach Enns. Der in Steyrdorf sehr geachtete und allgemein beliebte Jubelpriester und pensiouirte Pfarrer von Biegaun, Herr Josef Men- hart, welcher seit 8 Jahren in der Bruderhauscapelle den Gottesdienst versah, schied am 23. Juli im Alter von 80 Jahren aus dem Leben. Der Tod dieses würdigen und echten Priesters erregte in den: großen Bekannten- und Freundeskreise desselben allgemeine Theil- nahme. Als Erwiderung ans den Bescheid des Unterrichts-Ministeriums vom O. Juli, mit welchem die Errichtung einer höheren Gewerbeschule abschlägig beschieden wurde, beschloß der Gemeinderath in der Sitzung am 27.Juli, auf das Anerbieten des Unterrichts- Ministeriums, mit Hilfe einer Staatssubvention eine Handwerkerschule zu errichten, nicht ciu- zugehen, dagegen mit allen Mitteln die Wiedererrichtung der Oberrealschule anzustreben und im äußersten Falle diese Angelegenheit" vor die Stnfeu des allerhöchsten Thrones zu bringen. Die Vergebung des Banes der Strecke Steyr-Gruuburg der Steyrthalbahn war mit dem Endtermine bis 27. Juli ausgeschrieben worden. Die eingelangten Offerte wurden in der Vcrwaltungsraths-Sitznng aru 2. Juli er- öffuet uud das Offert der Bauunternehmer Dunz uud Mayer einstimmig angenommen. Dieselben verpflichteten sich, die sämmtlichen Bauten dieser Strecke um den Preis von 305.000 fl. kunstgerecht auSzuführen und bis zum 31. Mai 1889 zu vollenden. r^ur jeden Tag Verspätung haben die Unternehmer 200 fl. Pönale zu bezahlen und zur Slcher- stelluug der eiugegangenen Verpflichtungen eine Caution von 40.000 fl. zu leisten. Infolge der immer weiter schreckenden Auflösung der Oberrealschule wurden die Herren Professoren: Alois Derlik nach Bielitz- Biala, Johann Ellinger nach Troppan und der Religronslehrer Franz Schwarz nach Linz versetzt. . . _ . Die Eingabe des Gemeinderathev, m welcher die Errichtung einer Handwerkerschule abgelehnt uud die Reactivirnug der Ove^- rcalschnle mit allen Mitteln, eventuell durch eine Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser anzustreben ist, kreuzte sich mit der Erledigung des erstell Gesuches llm die Belassung der Oberrealschule. — Anfangs August traf nämlich ein Bescheid des Unterrichts-Ministeriums ein, welcher die Belassung der Oberrealschule eventuell auf Kosten der Gemeinde ablehnte und besagt, daß zuerst die Alltwort auf die Aureguug der Errichtung einer Handwerkerschule abgewartet werdell müsse, bevor dem Wunsche der Stadt Steyr nach einer vollständigen Mittelschule, etwa durch Umwandlung der Unterrealschule in ein Gymnasium entsprochen werden könnte. Auf diese Erledigung beschloß der Gcmeinderath in der Sitzung am 10. August, um die vorläufige Reactl- virung der Oberrealschule noch iu diesem Jal^re zu bitten und den Herrn Bürgermeister mit den weiteren Verhaildlungell über die. Errichtung einer definitiven, vollständigen Mittelschule zu betraue«. Der neunjährige Sohn Franz des hiesigen Rauchfangkehrer-Meisters Franz Rainer stürzte anl 19. August von einer Stiege, auf der er sich spielte, ca. 3’/4 Meter hoch herab, Ulld starb an den erlittenen Perletzungen. Aul 22. August Früh fand auf einem Felde des Herrn Dr. Johann Hochhäuser bei Neulust in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters Johann Berger, des Herrn Direttors Josef Ritter von Wenusch, der Bauunternehmer, einiger Gemeinderathe und Geladenen der erste Spatenstich zum Bane der Steyrthalbahn stäkt. Damit ist ein Unternehmen m's Leben gerufen worden, das als Grundstein für eine gedeihliche Zukunft der Stadt betrachtet werden muß. Das Bedürfuiß nach derselbeu hatte sich bereits in so intellsiver Weise geltend gemacht, daß das Schicksal der Bahnfrage im Vorjahre die Bewohnerschaft von Steyr am lebhaftesten iutercssirte. Die Energie der Männer, welche den Gedaukeu, die Steyrthalbahn zu bauen, ausgenommen haben, hat alle die Schwierigkeiten, die ein in doppelter 93 Hinsicht lleues Unternehmen zu überwinden hat, überwunden und die großen und vielen Hindernisse beseitigt, die theils in der Natur der Sache lagen, theils durch Concurrenz und Uebelwollen gleicher Unternehmen, ja ganzer Städte, der Steyrthalbahn schroffer gegenüberstanden, als so mancher anderen Bahn. Zunächst beschäftigte die Bürger der Stadt der Kasernbau, welcher trotz der großen Verzögerung, den der Justauzeuzug bei den verschiedenen Behörden verursachte, so weit gedieheu ist, daß bereits mit der Eindachung begonnen werden koilnte. Diese Unternehmungen sind bestimmt, dem Wohlstände der Stadt eine gewisse Gleichmäßigkeit zu verschaffen und ihr Schicksal mehr auf die eigenen Füße, als auf das Wohlwollen einer Regierung zu stellen, die die Stadt Steyr bisher in nicht zn liebevoller Weise bedachte. Einen besouderen Aufschwung erfuhren die geschäftlichenV erhältniske Steyr's durch die reichliche Arbeit in der österreichischen Waffenfabrik infolge der Bestellung der neuen Repetirgewehre, System Mannlicher, durch die österreichisch-ungarische Regierung. Die Einrichtung der Waffenfabriken für das neue System erforderte großartige Opfer für Erbauung neuer Objecte und Anschaffung neuer Maschinen, und die Concurrenz einer neu gegrüudeten ungarischen Waffenfabrik in Budapest, sowie das Bestrebeu, die Armee ehemöglichst mit dein neuen Gewehre auszurüsten, nöthigten den Verwaltungsrath der österreichischen Waffenfabrik die größten Anstrengungen zu macheu, um den übernommenen Aufträge!: nachzukommen. Nebst dem bisher schönsten Objecte, dem „Gsaugwerke", baute die Waffenfabrik am linken Ufer der Steyr, zwischen dieser und den Arbeiterhäusern, ein nWW O bjec t, das nach den allerueuesteu Erfindungen auf das solideste ausgeführt wurde. Dasselbe besteht aus einem zweistöckigen Mitteltracte voll 21 Metern Länge und 22 Metern Breite, und alls dem gegen die Arbeiterhäuser zu befindlichell Kesselhaus. Die beiden Seitenflügel des Gebäudes haben je eine Breite von 19 und eine Lällge von 52 Metern und enthalten ill jebem Stockwerke nur je einen einzigen Arbeitssaal. Die auf eisernen Säulen und Traversen ruhende gewölbte Decke ist nach dem Systeul Monier erbaut, eiuer Constructioll, die sich durch geringe Eigenlast nnb große Tragfähigkeit auszeichnet, und deren Materiale aus Walzdraht und Portland -Cemellt- Beton besteht. Die Bedachung der Flügel besteht aus der sogenannten Holzeement-Construction. Das Dachgerüste mirb nämlich von niedrigen Tramen uud Sparren mit einer dichten Pfosten- Verschalung gebildet, auf welche Letztere Lagen von Papier und Asphaltmasse aufgetragen
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