Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1889

90 Grenzen des Vaterlandes bestens bekannten Namen zu erringen gewußt. Bei der am 13. April stattgehabten Asse n- tirung wurden aus dem Stadtbezirke Steyr 109 einheimische Stellungspflichtige vorgeführt und davon 21 zum stehenden Heere und 5 zur Landwehr assentirt. Von den vorgeführten fremden, in Steyr domicilirenden Stellungs- Pflichtigen wurden 76 assentirt. Die Vollversammlung des Jnteressenten- Ansschusses am 27. April beschloß, der Herr Oberingenieur Ritrer von Wenusch möge alle zum Baue der Strecke Steyr-Grünburg ihm zweckdienlichen Einleitungen treffen, und es , möge gleichzeitig die Ausschreibung des Baues unb zwar pauschalster für die ganze Strecke erfolgen. Der Herr Vorsitzende theilt mit, daß das Detailproject für die Strecke Steyr- Unterhimmel bereits am 8. März beim Ministerium eingereicht, jedoch erst am 23. April genehmigt worden sei. Erst jetzt werde die Begehungs-Commission angeordnet, und müssen die Pläne 14 Tage vorher zur Einsicht auf- liegeu. Ferner wurde beschlossen, die Grundeinlösung für eigene Rechnung durchzuführen. Am 30. April Früh wurde der Eisenbahnarbeiter Franz Weitschacher auf der Viaductbrücke der Neuschönau, indem er über die Schienen sprang, um sich einen besseren Platz zum Ausweichen vor dem heranbrausenden Zuge zu verschaffeu, vou der Maschine desselben erfaßt und zu Boden geschleudert. Die Näder der Maschine gingen über seine beiden Füße derart hinweg, daß sie buchstäblich abgeschnitten wurden. Trotz sofortiger ärztlicher Behandlung verschied der Verunglückte am Abend desselben Tages. Der Gewerbe-Verein des Steyrer Industrie-Bezirkes hatte an den Gemeinderath eine Petition gerichtet, in welcher die Nothwendigkeit einer Ob er-Nealschule für Steyr' nächgewieseu und ersucht wurde, der Gemeinderath möge mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dahin wirken, daß die Öber- Nealschule in Steyr erhalten und schon im nächsten Jahre die fünfte Classe wieder eröffnet werde und eventuell die Erhaltung der Ober-Nealschule auf eigene Kosten übernehmen. Diese Petition wurde einem Comilü zur Vor- berathuug überwiesen, welches in der Gememderaths -Sitzung am LL. Mai den Antrag stellte, durch eine Deputation dem Unterrichtsminister ein Gesuch zu unterbreiten, in welchem verlangt wird, daß die Gemeinde Steyr die drei oberen Claffen der Realschule als Communal-Oberrealschule auf ejgene^lMen- erhalteu und die 5. Classe vom nächsten Schuljahre au wieder eröffnen dürfe. Dieser Antrag wurde einstimmig angenonrmen und als Mitglieder der Deputation die Herren: Bürgermeister Johann Berger, Dr. Johann Hochhäuser und Franz Tornitz gewählt. Die General-Versammlung des Spar- cassen - Ausschusses fand am 13. Mai statt und wurden der Stadt Steyr von den Zinsen des Reservefondes 12.297 fl. 20 kr. zugewiesen. Se. Majestät der Kaiser hat mittelst Erlasses des Ministeriums des Innern vom 15. Mai die Wahl des Herrn Johann Berger zum Bürgermeister der Stadt Steyr bestätigt und am 23. Mai fand in feierlichster Weise die Beeidigung desselben durch Se. Excellenz den k. k. Statthalter von Oberösterreich, Freiherrn Weber von Ebenhof statt. Am 26. Mai langten endlich die-Pläne zum Baue der Jäger -Caserne vom k. k. KriegsminiflerMn herab und nun wurde sofort mit dem Baue derselbeu begonnen. Die vom Gemeinderathe an den Unterrichtsminister entsendete Deputation, welche die Petition um Wiederbelassung der Oberrealschule zu überreichen hatte, wurde am 29. Mai in Audienz empfangen. Der Unterrichts-Minister erörterte die Angelegenheit mit der Deputation eingehends, versprach die Petition einer wohlwollenden Erwägung zu unterziehen und im Verlaufe des Monats Juni die Entscheidung herabgelangen zu lassen. Herr Michael Sergl, einer der ältesten und berühmtesten Vertreter des Messererhaud- Werkes, dessen Werkstätte einst von Sr. kais. Hoheit Herrn Erherzog Albrecht, sowie von Sr. kais. Hoheit dem Kronprinzen Rudolf besucht worden war, ist am 31. Mai nach langer Krankheit verschieden. Er hatte infolge der für die Messerindustrie immer ungünstiger werd endeU Geschäftsverhältnisse das Messerergeschäft nieder- gelegt und zuletzt das Gasthaus „Air Ewigkeit" besessen. Herr Johann Kraker, welcher deU Dabak-Grostverschleist führte, hatte denselben uiedergelegt. Bei der daraufhin ausgeschriebenen Minuendo-Licitatiou wurde der Großverschleiß dem Herrn Franz Knöpl übertragen. In der Bevölkerung von Steyr hatte sich bereits eine Ungeduld über das langsame Fortschreiten derSteyrthalbahn kundgegeben» Auf eine Interpellation des Herrn Gemeinde- rathes Franz Ploberger in der Sitzung am 8. Juni gab Herr Gemeinderath Dr. Jolp H o ch h a u s e r die genauesten Aufklärungen, wies nach, daß sich die mit der Schaffung der Steyr- thalbahn betrauten Personen ans das Intensivste und Eifrigste mit der Angelegenheit befaßten und daß der Herr Oberingenieur Josef Ritter von W e n u s ch nicht blos die übernommenen Anf- gaben vollkommen genau und rechtzeitig löste, sondern allf sein Risico Vorarbeitenübernommell habe, zu denen er gar nicht verpflichtet war» Der Grulld der Verzögerung des Baues lag dariu, daß ein ganz neues Unternehmen geschaffen und ein bisher in OesterrelchUlnö^^ noch nie angewendetes System, das der Schmalspurbahnen, eingeführt werden mußte, lind die Erhebungen der Behörden, sowie die formellen Erledigungen derselben ungewöhnlich lange Zeit erforderten, wie dies Herr Dr. Yohann Hochhäuser au der Hand der erledigten Acten erhärtete. Der Gemeinderath nahm diese Aufklärungen dankend zur Kenntniß. Das Detailproject der Strecke Christkind l - G r ü u b u r g der Steyrthalbahn wurde von! Oberingenieur Herrn Josef Ritter von Wenusch am 15. Juni au das Handelv- ministerinm behufs Amtshandlung und Uuord- uung der Begehungs-Commission abgesendet. Der „Landwirthschaftliche Bezirks-Verein Steyr" und die „B e z i r tvJüger-Caserne in Steyr. Genossenschaft Steyr" fassten den Ent- schlns;, zur Feier des 40jähr. ReglerungS- Änbiläums Sr. Majestät des Kaisers Fra nx Fosef I. an, M., 30. September und 1. Octoher in Steyr in der Villa Werndl, welche der Herr Generaldirector in liebeuswür- digster Weise zur Verfügung stellte, eme Qbst- AMstLlUtttg Kuranstalten. Der laudwirth- schaftliche Bezirksverem widmete fm den Zweck 800 fl., die Gemeinde Steyr 500 fl. ^»n einer Sitzuilg nm 2L. Juni constituirte sich das Comitü und wurde Herr Dr. Julius Seidl zum Obmann, Herr Franz Kiderl e zu dessen Stellvertreter, Herr Dr. Wilhelm Lindau zum ersten und Herr Oswald I eil ne zum zweiten Schriftführer, Herr Josef Reder (Garsten) zum Cassier und die Herren Pfarrer Theodor Feldmann und Anton Jäger v. Waldau zu Beiräthen gewählt. Am 24. Juni starb der Herr General- Director der Wolfsegg -Traunthaler Kohleu- werks-Gesellschaft in Pension, Herr Wilhelm 91 Ritter von. Fritsch, in Graz, wo er Heilung seiner schwer zerrütteten Gesundheit gesucht und leider nicht gefunden hatte. Er hat fick in Steyr nicht blos durch seine strenge Pflichterfüllung, sondern auch durch seine langjährige ersprießliche Wirksamkeit auf dem Gebiete der Wissenschaft und Musik im Interesse der Stadt Steyr ein geachtetes, ehrenvolles Andenken erworben. Die Aussichtswarte am Damberge, welche von der Section Steyr des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines nach Plänen des Herrn Eduard Zinkl vom Zimmermeister Herrn Julius Huber am 9. September 1869 errichtet und seither mit großer Sorgfalt und vielen Opfern gepflegt worden war, wurde bereits so gebrechlich, daß deren Besteigung nicht mehr gefahrlos mit die Abtragung geboten war. Die Sectiou Steyr des Deutschen und Oesterr. Alpenvereines faßte jedoch den Beschluß, ihre Lieblingsschöpfnng und einen der willkommensten Ausflugsorte der Steyrer zu erhalten und ließ nach den früheren Plänen des Herrn Eduard Zinkl vom Herrn Zimmermeister Julius H u b er eine neue, dreistöckige Pyramide erbauen, lvelche am 29^Juni ^feierlichst eingeweiht und dem Verkechre Mergeben wurde. Die Kosten derselben betragen 1400 fl. und wurden durch langjährige Sparpfennige der Sectioll Steyr, sowie durch eine Subvention des Central- Ausschusses des Deutschen und Oesterreichischen Alpeuvereines aufgebracht. Mit der Geilehmigung der Statuten der „SteM'thalbahn-GeseNschaft" war die Bahllaugelegenheit in jenes Stadium getreten, iu welchem die Subscribeuten die Vertretung ihrer Interessen in die Hällde einer kleinen Anzahl voll Mandataren, in die eines Ver-

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