86 w 87 ZU rechnen. Nach der gelungenen Uebung mit der Dampfspritze der österreichischen Waffen- fabrik erklärte sich der Herr Generaldirector Jose_flW-erndl mit stets bewiesener Muuifi- cenz und Energie bereit, der städtischen Freiwilligen Feuerwehr 1500.-fl. für eine Dampfspritze beizusteuern für den Fall, als dieselbe binnen drei .Monaten im Besitze der Feuerwehr ist. Diese Anregung wirkte; der Herr Bürgermeister kais. Nath Georg Poiutner widmete von dem ihm für humanitäre Zwecke zur Verfügung gestellten Betrag aus den Spar- casse-Reservefondszinsen für die Dampfspritze 1000 fl., die Sparcasse Steyr .300 st., Se. Excellenz Graf Franz Lamberg 200 fl., Herr Wilhelm Klein, Obercommandant der Feuerwehr, 100 fl., und indem sich die übrigen Fonds der Feuerwehr für den Dampfspritzenfond opferten, war es möglich, noch vor Ablauf der gesetzten Frist von 3 Monaten, die Dampfspritze von der Firma Knau st in Wien zu beziehen.-.--Am 11. December fand die Uebernahms-UebunH WT und lieferte ein glänzendes, in jeder Richtung zufriedenstellendes Ergebniß. Das Zustandekonunen der Steyrthal- bahn wurde wesentlich gefördert durch die Betheiligung des Landes Oberösterreich an der B e s ch affu n g d er B a u k o st e n. Der Juteressentenausschuß der Steyrthalbahu hatte sich, wie bereits erwähnt, auch an den hohen Landtog um eineu Beitrag zu deu Baukosten der- selben gewendet. Nach aufopferungsvoller, umsichtiger Thätigkeit des Laudtags-Abgeordueteu der Stadt Steyr, Herru Dr. Johann Hochhäuser, und nach formvollendeter Vertretung inl Landtage selbst wurde in der Sitzung am 19. December beschlossen: „Der Laudesausschuß wird ermächtigt, für deu Bau der Steyrthalbahu von Steyr bis Grünburg für deu Fall, als sich bei der Feststellung der Bausumme von 750.000 fl. keine weiteren Anstände oder Verminderung ergeben, einen stets int Verhältniß zu der sich ergebeudeu uachgewie- senen Bausumme stehenden Beitrag bis zum Höchstbetrage von 50.000 fl. durch Uebernahme vou höchstens 500 Stück Actien ä 100 fl. zu leisten. Dieser Höchstbetrag von 50.000 fl. ist in zwei gleichen Jahresraten in deu Jahren 1888 und 1889 zu leisten und soll das Laud berechtigt sein, sowol in deu Jnteressenteu- ausschuß, als später in den Verwaltungsrath einen Vertreter zu entsenden." Die österreichische Waffen - Fabrik hielt am 22. December unter dem Vorsitze ihres provisorischen Präsidenten, Herrn FZM. Freiherrn von Tiller, ihre 18. General- Versammlung ab. Der Geschäftsbericht con- statirte, daß, um deu gestellten Anforderungen der Kriegsverwallung zu genügen, neue Objecte gebaut und neue Einrichtungen getroffen werden müssen. Die technischen Schwierigkeiten bei Erzeugung von Nepetirgewehren feien vollständig überwunden und die österreichische Waffeufabrik im Stande, den gesammten Bedarf der österreichischen Armee an kleiucali- brigen Nepetirgewehren binnen drei Jahren zu liefern. Der Reingewinn für das Geschäftsjahr 1886/87 betrug 475.609 fl.; hievon wurden 150.000 fl. zur Einlösung der Juli-Coupons der Actien mit je 5 fl. verwendet und' 81.048 fl. dein Neservefonde zugewiesen, der dadurch wieder seine statutenmäßige Höhe voll einer Million Gulden erreichte. Von dem Neste erhielten die Verwaltungsräthe und Beamten an Tantiemen 24.074 fl., der am 1. Jänner 1888 fällige Coupon wurde mit je 4 fl. per Actie, das ist zusammen mit 120.000 fl. eingelöst und der Nest per 100.486 fl. wurde auf neue Rechnung vorgetragen. Au Stelle des verstorbenen Präsidenten Grafen Otheuio Lichnowsky wurde Herr FZM. Freiherr von Tiller neu und die ausscheidenden Verwaltungsräthe wiedergewählt. Am 26. December fand die General- Versammlung des Ausschusses der Steyrer Sparcasse statt. In derselben wurde an Stelle des Herr» Bürgermeisters, kaiserlicher Nath Georg Poiutner, welcher seine Stelle zurückgelegt hatte, Herr Vicebürgermeister Leopold Putz zum Vorsitzenden und Herr Dr. Johann Hochhäuser zu dessen Stellvertreter gewählt. In die Directiou wurden die Herren Johann A m o r t, Johann Berger, Emil Göppl, Leopold Putz, Johann Redl, Johann Scholz und Franz Tomitz und in die Verwaltungs -Controle die Herren Franz Doppler (Sieruing), Friedrich Brandl, Dr. Josef Plattner und Josef Reder (Garsten) berufen. Ferner wurde beschlossen, zur Feier des Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Kaisers sich au der Subscrip- tion der Steyrthalbahu für die Strecke Steyr-Grimburg mit 50.006 fl. zu betheiligen. Da sich auch die österreichische Waffeufabrik mit 150.000 fl. an der Zeichnung für den Van der Strecke Steyr-Grünburg der Steyrthal- bahn betheiligt hatte, schloß das Jahr 1887 mit der angenehmen Beruhigung, daß das Baucapital per 750.000 fl. vollstäudig gezeichnet und daher dieses für Steyr so wichtige Unternehmen vollkommen gesichert war. Das neue Jahr 1888 wurde durch ein Verbrechen eingelettet, das in Steyr großes Aufsehen erregte. In der Nacht vom 1. zum 2. Jänner versuchte der Fabriksarbeiter Martin Peschtiak seine Ehegattin Josefa zu erwürgen und da sie diesem Versuche kräftige Gegenwehr entgegensetzte, feuerte er aus einem Revolver einen Schuß gegen ihre Brust ab. Als sie auch dadurch nicht absolut tödtlich verletzt wurde, * rang Peschtiak mit seiner Gattin und brachte ihr eine schwere Schnittwunde am Rücken bei. Obwol schwer verwundet, gelang es der Peschtiak doch, aus dem Zimmer zu entfliehen. Die Polizei, welche sofort verständigt wurde, drang in das Zimmer, um den Attentäter zu verhaften, fand ihn jedoch todt im Bette liegend. Er hatte sich mit dem Taschenmesser, mit dem er seine Gattin verletzt hatte, den Hals vis zur Wirbelsäule durchschnitten. Die ^olefa Peschtiak, welche lebensgefährliche Wunden davongetragen hatte, wurde in das St. Anna- Spital gebracht, das sie nach einiger Zeit geheilt wieder verließ. . . Am 18. Jänner verschied Herr Bernardm Rücker" nach längerem schweren Leiden. Sern Object XIU (Neue Schäfterei) der Oesterreichischen Wasfenfabrik. Name war mit dem Musikleben der Stadt Steyr auf das Innigste verknüpft. Er war ein ausgezeichneter Organist, Regens Chon m den beiden hiesigen Pfarrkirchen und Chormerster des Männergesangvereines „Kränzchen". Bereits in seiner Jugend ein begeisterter Anhänger der Musik, erhielt er seine musikalische Ausbildung im Couservatorium zu Prag. Leider wurde er zum Uhrmacher - Handwerke gezwungen, was ihm das Sehen verbitterte. In seinen letzten Lebensjahren wurde ihm durch eine Verletzung der rechten Hand die Ausübung seiner Kunst sehr erschwert und dazu gesellte sich ein langwieriges Leiden, von dem ihn nur der Tod erlöste. Wie wir im Vorstehenden berichteten, hatte der Unterrichts - Minister einer Deputation des Gemeinderathes von Steyr die Bitte um Belassung der Ober-Realschule rundweg abgeschlagen, derselben jedoch nahegelegt, die Errichtung einer höheren gewerblichen und mercantilen Schule in Erwägung zu ziehen. Der Gemeinderath hatte daraufhin ein Gesuch um die Errichtung einer höheren Gewerbeschule eingereicht, welches Gesuch in der Sitzung der Central-Commission für Angelegenheiten des gewerblichen Unterrichtes am 31. Jauner abgewiesen wurde. Dagegen wurde die Stadtgemeinde Steyr aufgefordert, wegen eventueller Errichtung einer Handwerkerschule weitere Erhebungen und Verhandlungen einzuleiten. Infolge andauernder Kränklichkeit trat am 1. Februar Herr Wilhelm Ritter vou Fritsch, Generaldirector der Wolfsegg-Traun- thaler Kohlenwerks- und Eisenbahn-Gesellschaft, in den Ruhestand und wurden die Herren Generalsecretär Andreas Ecker und Director Guido Schneider mit der Leitung der Geschäfte der Generaldirection betraut. Der L i e ch t e n st e i n' s ch e S ch u l- g e s e tz - E n t w u r f auf Wiedereinführung der confessionellen Schule verursachte auch in
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