68 der Wiener Bevölkerung. Der wegen Störung des Hausfriedens und Vergewaltigung Angeklagte wird am 6. Mai zu vier Monaten schweren Kerkers und Adelsverlust verurtheilt und dieses Urtheil auch später vom Obersten Gerichtshöfe bestätigt. Am 14. Mai fand die feierliche Enthüllung des in seiner Art einzig dastehenden Kaiserin Maria Theresia-Denkmals in Gegenwart der Kaiserfamilie statt. Der Munificenz unseres Monarchen verdankt Wien dieses großartige Werk des Professors Zumbusch. Am selben. Tage wird auch die Jubiläums-Gewerbeausstellung durch den Kaiser eröffnet und damit ein Theil des Programms erfüllt, welches der gütige Monarch seiner Zeit angedeutet hatte. Wenn auch die Opfer, welche der Einzelne dem Ganzen bringen muß, große sind, so muß jeden doch das Bewußtsein erheben,' eine patriotische That gefördert und die österreichische Industrie zur Geltung gebracht zu haben. Die Aeußerung Tisza's am 28. Mai im ungarischen Abgeordnetenhause, daß die Beschickung der Pariser Ausstellung im nächsten Lord Byron. - Arthur v. .Schoppenhauer. Jahr keine genügende Sicherheit darbiete, erregte einige Besorgniß, in Frankreich aber einen förmlichen Sturm, der sich indes auch bald wieder legte, nachdem man eingesehen, daß es nicht so schlimm gemeint war. Am 10. Juni werden die Delegationen in Pest eröffnet. Die Ansprache des Präsidenten Smolka wurde vom Kaiser dahin beantwortet, daß die Unsicherheit der politischen Lage Europas eine unausgesetzte Steigerung der Militärmacht zur Folge habe, daß aber auch darin die Garantie zur Erhaltung des Friedens liege. Der am 16. Juni erfolgte Tod Kaiser Friedrichs erregt auch in ganz Oesterreich-Ungarn die tiefste Theilnahme. Die Abgeordnetenhäuser, Corpo- rationen und Vereine erlassen Condolationsadressen und entsenden Deputationen und Kränze. Die Thronrede des jugendlichen Kaisers Wilhelm II. erweckte auch bei uns die größte Sympathie und trägt zur Beruhigung der Gemüther bei, die in der ersten Pro- clamation an Heer und Flotte schon den Frieden bedroht sahen. Das abgelaufeneJahr bot auch Gelegenheit, das hundertjährige Gedächtniß an drei Celebritäten des Geistes zu begehen. Der große Philosoph Arthur v. Schopenhauer, der berühmte englische Dichter Lord Byron und der gemüth- volle deutsche Sänger Josef v. Eichendorff erblickten vor hundert Jahren das Licht der Welt. Der Ehescheidungsconflict des serbischen Josef v. Eichendorfs. Königspaares, der europäische Sensation erregte, gelangte indeß im Lauf des Juli zu einem den österreichischen Interessen entsprechenden Abschluß. Die Königin Natalie wird in Wiesbaden durch das energische Vorgehn des Polizeipräsidenten Rheinbaben veranlaßt den Kroprinzen der väterlichen Gewalt zu überantworten. Ani 13. Juli reist derselbe ab und wird von seinem königlichen Vater auf der Station Biczke bei Budapest auf das herzlichste empfangen. Königin Natalie trifft Tags darauf in Wien ein, nimmt im Hotel Jmpörial in Kaiser Friedrich III. und Geinalin. ^fster Zurückgezogenheit Aufenthalt und reist 17. nach Paris ab. . Die vom 19. bis 23. Juli dauernde Zu- ^Mmenkunft des deutschen Kaisers mit dem Aaren in Petersburg erweckt auch bei uns ^iedeshoffnungen. 69 Keutschtand. Auf zwei weltgeschichtliche Ereignisse, den Tod zweier deutscher Kaiser in der kurzen Frist von 99 Tagen, concentrirte sich Alles. Jedes andere Vorkommniß hatte in den Monaten October bis März nur eine untergeordnete Bedeutung. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Sieger bei Wörth, der Held und Abgott des deutschen Volkes, der noch bei dem 60jährigen Regierungsjubiläum seinerSchwieger-
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