64 hat keinen besseren in seinem Keller! Wie seid ihr zn diesem Göttertrank gekommen, Alter?" „Nicht wahr, der mundet? Und wie er funkelt und perlt im Glase, seht! Nnn, Gott gesegne es euch, ihr Herren! Der Wein, wie ihr ihn trinkt, ist ein Geschenk des reichen Weingärtners Nemetz, dessen Töchterlein wir vom bösen Fieber geheilt; das Fleisch hier ist von einem Hammel des Juden Aaron, dem wir die Branntweinkessel geflickt; Käse und Brod von dem Weib des Müllers in der Au, dem unsere kundige Ahne den ersehnten Kindersegen prophezeit hat. Vom Roßkamm Szepsi habe ich einen prächtigen Hengst in der Cur, der am Hufe krankt, und beim Grundbesitzer Nagy einen Knecht, welcher sich beim Mähen mit der Sense das Bein halb weggehauen hat — ihr solltet davon gehört haben; er wird nun bald wieder hergestellt sein. Der Himmel verleiht seinen Segen unserem Thun. Szepsi und Nagy sind dafür noch unsere Schuldner, und das ist auch der Grund, weshalb wir hier noch weilen möchten!" Nach dieser Rede nahm Dobos vom Ast eines Baumes das Cymbal herunter, dessen Saiten im Windhauch zauberhaft leise erklaugen, eiu Anderer griff zur Fidel und beide zusammen spielten zuerst ein Zigeunerlied und dann jene wehmüthig- wild rauschenden Ungarweisen, wie sie auf die Kinder des Magyarenlandes so elektrisch, so unwiderstehlich wirken. Die hübschen Dirnen geizten inzwischen weder mit dem Wein, den die Panduren fleißig hinter die Binde schütteten, noch mit ihren Liebkosungen, kein Wunder, wenn die Scene immer lebendiger wurde und die Häscher völlig ihres Amtes vergaßen. „Jetzt den Rakoczymarsch, Alter!" Der gewaltige Schlachtgesang thut seine Wirkung: die Augen funkeln, die Oberleiber schaukeln, die Beine strampfen. Nun eiu sinneberückender Csardas Hand in Hand, Brust au Brust mit den verlockenden Zigeunerweibern und um die Verfolger ist's geschehen. Nacht ist's inzwischen geworden, das Käuzchen ächzt im Wald und die Unken im Weiher rufen. „Zum Henker — Kamerad — mir scheint — daß wir — uns — ein — wenig — ver — spätet — haben, — vorwärts — mach' dich — los — von der — schwarzen — Hexe — damit — wir — weiter — kommen!" Einer sucht an dem Anderen eine Stütze und langsam, mit unsicheren Füßen setzen sie sich in Bewegung. Nach etlichen Schritten wendet sich einer wieder um und ruft, den Fokos erhebend, mit schwerer Zunge: „Hört ihr, Zigeunerpack! Finden wir euch morgen Abend noch an dieser Stelle, wenn wir wiederkommen — dann — dann — machen wir euerm Wein den Garaus. Der Richter schenkt uns so keinen ein, nnd was er aufspielt, danach soll der Teufel tanzen mit seiner Großmutter!" Mit heiseren Kehlen den Rakoczymarsch krächzend, schwankten die Panduren heimwärts. Die Zigeunermutter aber legte wie segnend die zitternde Hand auf das Haupt des alten Dobos und belobte ihn wegen seiner Geduld und Klugheit. Icrh^eS-MückscholU. Yon Anfang September 1887 bis August 1888. Die Illustrationen sind mit Bewilligung der deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart zum Theil den großen Bildern der illustrirten Zeitschrift „Ueber Land und Meer" nachgebildet. Kupfer-Niederschlage von den Illustrationen in „Ueber Land und Meer" werden von der deutschen Verlags- Anstalt fortwährend zum billigen Preise von 10 Pfg. pro Quadrat-Centimeter abgegeben. In der politischen Lage Europas hat sich! wir geschlossen haben: Die Welt starrt in Waffen seit Schluß unserer vorjährigen Jahreschronik | unb das kriegerische Element überwiegt alle auPapst Leo XUI. Eigentlich nichts aeändert, und könnten wir die-1 deren. Die Kriegsminister aller europäischen selbe wohl mit denselben Worten beginnen, wie | Staaten begehren immer neue Milliarden zu
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