Steyrer Haus-, Geschäfts- und Schreibkalender für das Jahr 1888

113 112 Eines Tages ritt Siegfried mit einem mächtigen Gefolge auf dem Heerwege urne gegen Unterdrauburg, wo er mit Herrfried von Drauburg einen Strauß auszufechten unnid Siegfried von Mährenberg. hatte. Nach kurzem Ritte machte er in Hohenmauthen Rast. Sein Troß suchte sich im Schankhause „zur grünen Traube" Labung bei einem guten Humpen Luttenberger. Volks-Sage aus dem Drauthale von C. L. Lorenzi. er selbander ritt den Mauern des Marktes entlang und schaute mißvergnügt über die Verfallen ist die mächtige Burg; dunkles Moos und grüne Epheuranken beded niedere Umfriedung des Klostergartens, welcher ein prächtiges adeliges Nonnenstift die morschen Trümmer. Vergessen ist der Glanz, der in den Mauern derselbenumfing. Horch! — Plötzlich erklingt aus nächster Nähe ein wundervoller Gesang. herrscht. Spärliche Reste aus der heimatlichen Geschichte besagen noch die Kühnhs Wie gebannt hält Siegfried seinen Zelter an und lauscht den süßen Tönen. Er will, und den Heldenmuth des einst hier hausenden Geschlechtes. er muß die Besitzerin dieser schönen Stimme sehen. Jetzt verstummt der Gesang und Sage und Geschichte melden uns leider oft nur die Schattenseiten der Charakten aus einer Laube tritt elastischen Schrittes eine junge Novize mit einer Gießkanne in Raubritter waren, so erzählt der Volksmund, diese Ritter von Mährenberg, dasder Hand und neigt sich über prangende Rosensträuche. Sie pflückt eine Knospe, küßt schlecht, dem auch der Held unserer Sage, Siegfried, angehörte, welcher aus persönlicsie und singt wie träumend eine Romanze: Rache den mächtigen König Ottokar von Böhmen erschlagen, weil dieser dessen Val „O bring' ihm meiner Liebe Gruß, Dem Helden meiner Träume wegen Straßenraub und Rebellion hinrichten ließ. Und sag, daß ich hier sterben muß Und er nicht länger säume Des Menschen Herz ist leider stets geneigt, das Gute eher zu vergessen, als Sie blickt in's Thal hinaus, wie um dem Gruße zu folgen. Es ist eine blühende Schlimme und so ist auch manche schöne Sage, die uns Lichtseiten dieses einst mächtis Mädchengestalt im Kleide der Novizen, von wundervollem Liebreize. Jetzt bemerkt sie Geschlechtes brachte, bereits in ein Märchen ausgeklungen. Die Thräne um das Gesch den Ritter. Ein Purpurroth ergießt sich über ihre Wangen. Wie ein gejagtes Reh eines theuren Wesens, dieser köstliche Thau, mehr werth als Perlen und Diaman auft sie nach der schützenden Laube. Siegfried, der Held ihrer Träume, er, den sie die Thräne der echten und wahren Liebe, diese alte und doch ewig neue Phase derborgen hinter dem Rosenstrauche, oftmals vorbeireiten sah und dessen schöne Gestalt Herzens, spielt auch die Hauptrolle in der folgenden Sage. siets von den übrigen Rittern in dem günstigsten Lichte abstach, wie war er so plötz¬ Am linken Ufer des mächtigen Drauflußes, kaum drei Stunden Weges von eich hieher gekommen? Wohl hatte ihr die würdige Mutter Aebtissin von dem wüsten Markscheide Kärntens und der unteren Steiermark, erheben sich am Fuße des ziem Freiben des kühnen und tapferen Siegfried erzählt, aber ihr Herz glaubte nicht daran. bedeutenden Marktes Mahrenberg die Ruinen der Stammburg des einst mächti Siegfried stand noch immer sinnend an der Gartenumfriedung. Was war das? Geschlechtes der Riter von Mährenberg, Hier hauste vor mehr als einem halben So Was lag in dieser Mädchengestalt, das ihn unwbiltirlich die Hand aus Herz legen tausend der kühne und mächtige Ritter Siegfried von Mährenberg. In steter Fe deß? Es überkam ihn wie eine gewaltige Nervenerschütterung und er wußte sich die¬ mit seinen Nachbarn, den Rittern von Hohenmauthen, Saldenhofen, Puchenstein selbe nicht zu erklären, — das ihn beschleichende Gefühl, sollte es Liebe sein? Pah! Drauburg, war es ihm bei seiner persönlichen Kraft und Kriegstüchtigkeit gelung Dabe viele schöne Lärvchen gesehen und im Ganzen genommen, gleicht eines dem andern. meist als Sieger heimzukehren. Inzwischen war ihm sein Gefolge nachgekommen und nun sprengte er in wilden Die Burg seiner Ahnen schen ihm stets zu enge. Das liebliche Walten e Rite, wie um jenes Gefühl zu übertäuben, die Herestraße entlang. — Siegfried zog Schloßfrau war ihm frend, denn troß seines Reichthuns, seiner blüihenden Manss un von Fehde zu Fehde. Im Taunel des aufreibenden Kampfes wolle er jienen schönheit und der vielen gesellschaftlichen Verbindungen, die er mit den schönsten Ncoment vergessen lernen, jenen Moment, der unbewußt, aber allgewaltig auflodernden edesten Frauen und Mädchen der Steiermark geylogen, war er ein Hagestotz gebliebl giebe den er des Mannes unwürdig hielt. Aber vergeblichl Als er sich seiner glühenden Aber auch ihm solle die Stunde schlagen, und wenn die Allewalt der Liebe mit ihl gebhe zu jenem unbekannten Mädchen voll bewußt war, verfolgte er auch nur meh tausend süßen Freuden und Leiden ein starkes, vermeintlich gegen ihre Macht gefes den einen Gedanken, dasselbe zu besitzen, wenn er es auch aus den geweihten Räumen Herz umschlungen, — dann erfassen es Stürme der Leidenschaft und des Begehr Ledaltsam e rlich galt es nur, die Liebe des Mädchens zu ge¬ führen 1 zte. Si

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2