Beratungsniederschrift vom 3. April 1944

22. Beratung Beratungs-Tag 3.4.1944 Bei Beginn der Beratung fehlten: entschuldigt: Stadtrat Königswieser, Kornhäusl, Reiter Ratsherr Huber, Smejkal, Mühlberger, Ecker Dr. Meindl, Pecinovski, Pflügl, Seidenschwand unentschuldigt: Ratsherr Müller, Dorninger, Hirschböck, Hüttisch, Kaltenbacher, Prokesch, Wieser

Beginn: 17,00 Uhr Der Oberbürgermeister begrüsst die Anwesenden und eröffnet die Sitzung. Zu Pkt. I der Tagesordnung: Nachtragshaushaltssatzung 1943 Der Oberbürgermeister erteilt zu diesem Pkt. dem Stadtoberinspektor Baminger das Wort. Dieser berichtet wie folgt: Die Ausführung, des Haushaltsplanes 1943 ergab, dass zwangsläufig verschiedenen Haushaltsstellen Mehrausgaben anfielen und einige überhaupt nicht im Haushaltsplan vorgesehenen Ausgaben getätigt werden mussten. Ebenso werden bei einzelnen Einnahmeposten die im Haushaltsplan vorgesehene Höhe nicht erreicht. Die ausser- und überplanmässigen Ausgaben sind alle mit Zustimmung des Oberbürgermeisters vollzogen worden und alle in der Gewissheit, dass die Mehrausgaben und Mehreinnahmen bei anderen Haushaltspositionen wettgemacht werden, sodass keine Gefährdung des Haushaltsausgleiches eintreten wird. Da die Ausgaben fast durchwegs unaufschiebbar waren, mussten die ohne vorherige Änderung des Haushaltsplanes durchgeführt werden und erfolgt nunmehr die Richtigstellung, des Haushaltsplanes in Form eines Nachtragshaushaltsplanes, der im Sinne des § 88 DGO den Ratsherrn zur Beratung vorgelegt wird. Die im § 1 der Haushaltssatzung vom 22.12.1943 für das Rechnungsjahr 1943 festgelegte Gesamtsumme an Einnahmen und Ausgaben von je RM 11,094.880.-- ändern sich um je RM 500.000.-- auf je RM 10.594.880.--, sodass der Haushalt wieder ausgeglichen ist. Eine Vorlage an die Aufsichtsbehörde kann daher unterbleiben. Die Nachtragshaushaltssatzung wird von den Ratsherrn zustimmend zur Kenntnis genommen. Zu Pkt. II der Tagesordnung: Bericht des Stadtrates Saibl über die Fliegerangriffe auf Steyr am 23. und 24.2.44. Stadtrat Saibl berichtet wie folgt: Der erste Angriff wurde von 30, der zweite mit 100 Maschinen durchgeführt, beim Nachtangriff wurde die Anzahl der Flieger nicht festgestellt. Abgeworfen wurden ca. 982 Bomben, die aus Sprengbomben bis zu 1000 kg bestanden. Davon waren ca. 20% Blindgänger. Die Personenschäden belaufen sich auf 103 Schwerverletzte 97 Leichtverletzte

Die Todesopfer bestanden aus 50 deutsche Männer 28 deutsche Frauen 25 deutsche Kinder 21 Wehrmachtsangehörige 24 ausländische Männer 21 ausländische Frauen 45 Kriegsgefangene, also 199 Tote Gebäudeschäden wurden festgestellt: 87 Totalschäden 103 schwere Schäden 77 mittlere Schäden 355 leichte Schäden Obdachlos geworden sind insgesamt 1603 Zivilpersonen Die Zahl der gesamten Fliegergeschädigten beträgt 1964 Personen. Diese wurden in Notquartieren und auswärts untergebracht. Obdachlosenfürsorge: Nach dem Angriff am 23. waren die Obdachlosenstelle wohl besetzt, wurden aber ganz minimal beansprucht. Die meisten Leute hatten bei Verwandten und Bekannten Unterkunft gefunden. Nach dem Angriff am 24. wurden 3 Obdachlosensammelstellen offen gehalten (Volkskino, kfm. Wirtschaftsschule u. Münichholzschule). Die Obdachlosenstellen Leitzinger und Oberschule sind durch Bombenschaden unbrauchbar gewesen. Die Steyr-Werke hatten keinerlei Vorsorge zur Unterbringung ihrer Lagerinsassen getroffen und mussten dieselben in den Schulen untergebracht werden, wo sie heute zum Teil noch sind. Binnen 3 Tagen waren die geschädigten Zivilpersonen in Privatquartieren eingewiesen. Sie erhielten von der NSV den Fl-Ausweis und weiters einen Quartierschein, mit dem sie ein sichergestelltes Notquartier zugewiesen erhielten. Die Hilfsstellen wurden am 23. wohl errichtet, aber sofort nach Übersicht über die entstandenen Schäden wieder aufgelöst, da die wenigen Schadensfälle von den einzelnen Ämtern bewältigt werden konnten. Nach dem 2. Angriff wunden 4 Hilfsstellen errichtet, davon aber nur die in der Promenadeschule länger belassen. Diese Hilfsstelle hat sich sehr gut bewährt. In der Anforderung von Ersatz war die deutsche Zivilbevölkerung sehr bescheiden.

Die vorsorgliche Umquartierung war sehr gut, vor den Angriffen waren bereits 8,060 Personen von Steyr weggezogen. (11 Züge) Nach dem 24.2. wurden weiter¬ hin 2500 Personen ausgesiedelt. Die Ansprüche an das Kriegsschädenamt laufen auch nach und nach ein. Die B.-Stelle des Oberbürgermeisters befindet sich im Märzenkeller, wohin jetzt auch die B-Stelle des Örtlichen Luftschutzleiters verlegt wurde. Durch die Aussendung der Melder konnte sehr bald ein Überblick gewonnen werden. Der Oberbürgermeister konnte somit die erste Meldung nach Linz abgeben. Am 24. habe ich mir selbst einen Überblick verschafft, da die Melder verschiedentlich nicht durchgekommen sind. Es setzten nach der Entwarnung gleich die baulichen Sofortmassnahmen ein, weiters wurden die Hilfsstelle errichtet, usw. Die TN wurde zu Aufräumungs- und Bergungsarbeiten nach Steyr befohlen, weiters hat die Stadt durch die Nachbarhilfe von der Stadt Linz Wasserwagen und Elektrofachleute erhalten. Die Elektr., Gas- und Wasserleitungsschäden waren verhältnismässig sehr schwer, wurden aber sehr schnell behoben. Der Abtransport der Möbel aus den beschädigten Häusern wurde durch die Fahrbereitschaft durchgeführt. Die Selbsthilfe war sehr gut. Die Toten wurden je nach Wunsch der Angehörigen im Familiengräber oder Einzelgräbern bestattet, die Ausländer in Reihengräbern beerdigt. Der Gauleiter hat einige Male betont, dass der Einsatz der Stadtverwaltung sehr gut geklappt hat. Zu Pkt. III der Tagesordnung: Verschiedenes Der Oberbürgermeister berichtet, dass die Gründe des Meierholes Gleink nun zur Verteilung gelangen. Es wurden noch verschiedene Anfragen gestellt, die vom Oberbürgermeister beantwortet wurden. Ende der Sitzung: 19,00 Uhr. Der Oberbürgermeister:

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2