Beratungsniederschrift vom 30. Dezember 1941

Oberbürgermeister Ransmayr begrüsst die Anwesenden und eröffnet die Sitzung. Zu Punkt I der Tagesordnung Umbenennung einer Strasse. Oberbürgermeister Ransmayr schlägt vor, dass die Herbert-HooverStrasse, die nach einem amerikanischen Staatsbürger benannt ist, umbenannt werden soll. Er schlägt vor Mozartstrasse oder Süssmayrstrasse (letzterer hat verschiedene Werke von Mozart beendet und ist ein geborener Steyrer). Stadtrat Saibl schlägt nun seinerseits vor, die Strasse "Sepp Stögerstrasse" zu nennen. Die Ratsherrn stimmen letzterem Vorschlag zu und der Oberbürgermeister beschliesst, dass die Herbert-Hooverstrasse in Sepp Stögerstrasse umbenannt werden soll. Zu Punkt II der Tagesordnung: Berichte der Stadträte. Bürgermeister und Stadtkämmerer Dr. Blüml berichtet, dass das Rechnungsjahr 1941/42 bis jetzt planmässig verlaufen ist und dass ein Abschlussbericht erst im April erfolgen kann, da das Ende des Kalenderjahres nicht mit dem Ablauf des Rechnungsjahres übereinstimmt. Sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben wickeln sich nach dem aufgestellten Haushaltsplan ab, Eine Ausnahme bilden jene Ausgaben, die durch Arbeiterund Materialmangel noch nicht durchgeführt werden konnten. Dadurch werden scheinbare Einsparungen gemacht. Diese Mittel werden aber durch Rücklagen aufgehoben bis diese Vorhaben durchgeführt sind. Der Ausblick auf das nächste Jahr ist nicht ungünstiger. Stadtrat Reiter erhält das Wort und berichtet, dass sich in seinem Ressort nichts Wesentliches geändert hat. Der Infektionswagen wurde an das DRK abgegeben und steht nun dem Land- und Stadtkreis Steyr zur Verfügung. Der Werndlpark wurde an die Steyr-Werke zu Sportzwecken abgegeben. Stadtrat Saibl gibt nun einen Ueberblick über die Arbeiten in seinem Ressort. Der Bücherstand in der Stadtbücherei hat sich nicht ganz so erhöht wie es vorgesehen war, da die Bücher nicht zu bekommen sind und ausserdem verschiedene als politischen Gründen ausgeschie-

den werden müssten. Der Leserstand konnte um 200 erhöht werden. Der Bau des Standesamtes wird erst Ende Februar fertiggestellt werden können. Die Musikschule des Musikvereines Steyr wird mit 1.2.42 aufgelöst. Es wird eine städt. Musikschule eröffnet wofür bereits ein Musikschuldirektor bereits aufgenommen wurde. Dieser leitet bereits die Vorarbeiten. Das Schülerheim Garsten wurde den Vorschriften entsprechend umgebaut. Die anderen Schülerheime umzubauen war noch nicht möglich. Neu errichtet wurde eine Stadtbildstelle. Mit der DAF wurde eine Kunstgemeinde gegründet. 2 Konzerte wurde bereits abgehalten; bis August 1942 sollen noch 6 Konzerte stattfinden. Die Stadt gibt einen neunen Führer der Stadt Steyr heraus, da der alte der heutigen Zeit nicht mehr ent spricht. Es wurde von einem namhaften Künstler eine Linolschnittmappe angefertigt (Hans Phillipp) die als Soldatenbuch zum Verkauf gelangt. Für das Stadttheater ist die heurige Saison sehr gut. Infolge Brennstoffeinsparung können die Abstecherorte nicht mehr besucht werden, dafür finden in Steyr selbst mehr Vorstellungen statt. Die Stadtkapelle wurde im Jähr 1941 14-mal für WHW-Konzerte, usw. herangezogen und umfasst derzeit 25 Mann. Sie wurde mit neuen Uniformen ausgestattet und mit neuen Instrumenten versehen. Die Kapelle ist sehr gut geführt. Stadtrat Kornhäusl gibt nun einen Bericht über die Wohnungsverhältnisse in Steyr. Aus den Zahlen, die er anführt, kann man ersehen, dass der Bedarf an Wohnungen immer grösser wird und dass die Anzahl der freiwerdenden Wohnungen in keinem Verhältnis zu den angeforderten steht. Er erwähnt noch die Barackenfrage und dass es sehr schwer ist, für diese Leute Wohnungen zu finden, da die Barackenwohnungen zum teil noch besser sind als die, die ihnen zugewiesen werden können. (50% der freiwerdenden Wohnungen sind als gesundheitsschädlich zu bezeichnen). Trotzdem konnten 2 Baracken abgerissen werden. 93 Parteien sind noch umzusiedeln, davon aber nur 4 Parteien für die Werkswohnungen in Betracht kommen. Am 23.5.41 wurde mit dem Bau der bewilligten 108 Volkswohnungen in der Artilleriestrasse begonnen. 1 Haus mit 12 Wohnungen ist bereits unter Dach. 2 Häuser zu je 18 Wohnungen sind bis zu Grundfeste fertig.

Ausserdem wird in Kürze der Ankauf der Gründe auf der Ennsleite getätigt. Die Vorverhandlungen sind bereits im Gange. Es handelt sich hier um eine Fläche von 167.000 m2, die zu einem Preis von RM 1.- pro m2 angekauft werden sollen. Stadtrat Rösler gibt nun einen übersichtlichen und genauen Bericht über seine Arbeit als Beigeordneter für Handel und Gewerbe. (Durchführung der wirtschaftlichen Massnahmen im Kriege, Veränderungen im Handel und Gewerbe, Neuerrichtungen von Geschäftsbetrieben in Münichholz, Neubau der kfm. Berufsschule, bzw. Wirtschaftsoberschule, Geschäftssperrungen wegen Gefolgschaftsurlaub, Mittagssperreveränderungen, Neubau einer Bürobaracke für das Wirtschaftsamt der Stadt Steyr zur leichteren und schnelleren Abfertigungen der Parteien.) Stadtrat Rösler schliesst mit der Versicherung, auch im Neuen Jahr alles zu tun, um eine reibungslose Abwicklung der Wirtschaftsangelegenheiten zu sichern. Zu Punkt III der Tagesordnung: Berichte des Oberbürgermeisters. Oberbürgermeister Ransmayr gibt einen genauen Bericht über die Arbeit und den Aufbau des Wirtschaftsamtes. Die Anführung von Zahlen gibt einen genauen Überblick über die ungeheure Arbeitsleistung, die vom Wirtschaftsamt bewältigt werden muss. Oberbürgermeister Ransmayr bittet die Ratsherrn, die Bevölkerung über diese Arbeitsleistung aufzuklären, damit unnötige Beschwerden ausbleiben. Weiters berichtet der Oberbürgermeister über die Arbeiten des Fürsorgeamtes, über die einzelnen Fürsorgearbeiten und über die Verbesserungein der Fürsorge. (Freie Aerztewahl ab 1.1.42). Anschliessend erfolgt noch ein kurzer Bericht über die Arbeit des Jugendamtes. Dann gibt der Oberbürgermeister einige Vergleichszahlen über die Geburten, Eheschliessungen und Sterbe fälle im Jahre 1941 gegenüber 1940 bekannt. Nun erfolgt ein genauer Bericht über die Arbeiten der Stadt. (Pflasterung von 11,200 m2 Strassen, Oberflächenbehandlung von 35,000 m2 Strassen, Neubau der Haratzmüllerstrasse, Plenkelberg, Hochund Tiefbauten im Münichholz, Bau des Hochbehälters, Bau einer Brücke über den Ramingbach, Aufstellung einer Viehverteilerbaracke am Posthof, Fertigstellung des 2. Teiles der Schweinemästerei in der Fischhub, Rohbau der Garage und von 4 Wohnungen im Bauhof, Ausbau des Standesamtes, Beleuchtung in Münich-

holz, Schulprovisorium in Münichholz fertig, div. Luftschutzbauten, Bau der Volksschule im Abschnitt 1 Münichholz wird bis zum nächsten Schuljahr fertig, Errichtung des Verkehrsbetriebes mit 3 Omnibussen zur Erschliessung von Münichholz. Zu Punkt IV der Tagesordnung: Allfälliges. Von den Ratsherrn werden verschiedene Anfragen gestellt, die vom Oberbürgermeister beantwortet werden. Schluss der Sitzung: 19,00

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2