Beratungsniederschrift vom 27. März 1941

7. Beratung Beratungs-Tag 27.3.1941 Bei Beginn der Beratung fehlten: entschuldigt: Dr. Georg Meindl, Franz Freidlinger, eingerückt Josef Seidenschwand und Adolf Königswieser. unentschuldigt: Richard Knogler, Franz Mühlberger, Franz Pflügl, Karl Smejkal, Alois Wagner.

Oberbürgermeister Ransmayr eröffnet die Sitzung um 17,30 und begrüsst die anwesenden Ratsherren und den Kreisleiter der NSDAP Pg. Holzinger. Punkt I.: Wirtschaftsplan der Stadt Steyr. Oberbürgermeister Ransmayr gab an Hand des neuen Stadtplanes von Steyr einen Bericht über die geplanten Bauvorhaben. Die wichtigsten Bauvorhaben sind darnach: Ausbau der Neulustgründe Aufschliessungsarbeiten im Münichholz Bau einer neuen Oberschule am Tabor Errichtung eines Zubaues zum alten Krankenhaus Bau eines neuen Theaters in der Berggasse Bau eines Finanzamtes, eines Arbeitsamtes und eines Polizeiamtes. Bau eines Feuerwehrdepots und einer Schlauchmacherei für den Kreis Steyr in der Sierningerstrasse Bau einer neuen Postgarage zur Aufnahme von 40 Omnibussen in der Duckartstrasse. An neuen Strassen sollen gebaut werden: Verbindungsstrasse Haratzmüllerstr. - Pachergasse - Färbergasse - Duckartstr. mit einer Abzweigung bei der Fa. Sommerhuber mit Durchstoss des Bahndammes zu den Steyr-Werken, die dann die Altgasse überquert und einmündet in die Katzenwaldgasse. Sie stellt zugleich eine Verbindung mit den Steyr Werken und der Ennsleite her. Dieser Plan wurde auch bereits mit dem Planungsbüro der Steyr Werke besprochen. Verbindungsstrasse von Münichholz nach Steyrdorf durch Überbrückung der Enns bei der Rederinsel. Entlastungsstrasse der Sierningerstr. vom Schloss vorbei in den Wehrgraben. Umführungsstrasse der Sierningerstr., ausgehend von Ecke Blümelhuberstr. - Ennserstr. über Roglund Staffelmayrgründe und einmündend nach der Gründbergsiedlung in die Sierningerstr. (Die weitere Trassenführung bis zur Gründbergsiedlung hängt von der Landesplanungsstelle ab.) Der Oberbürgermeister schildert dann die Arbeiten, die im Zuge der Bauvorhabens Haratzmüllerstr. vorgenommen werden müssen. Weiters stellt er fest, dass die Finanziernung dieses Bauvorhabens bereits sichergestellt ist (aus Reichsmitteln, Reichsarbeitsministerium.

Pg. Hüttisch stellt die Frage wie man dann zur Oberschule gelangen könne, worauf ihm der Oberbürgermeister erklärte, dass das durch die Schlüsselhofgasse möglich sei. Diese wird dann erweitert durch Abriss verschiedener Häuser. Ausserdem ist eine Stiege zum Tabor geplant. Oberbürgermeister Ransmayr erklärt weiter, dass aus hygienischen und räumlichen Gründen der Friedhof und das Krematorium aus der Stadt hinausverlegt werden müsse. Ratsherr Hüttisch stellte nun die Frage, was mit den 3 Gärtnereien (Böck, Nemec und Schittenberger) geschieht, über deren Grundstücke die Verbindungsrasse Haratzmüllerstr. Steyr Werke gehen soll. Oberbürgermeister Ransmayr erklärt hierauf, dass dieselben zur Neuanlage ihrer Gärtnerei Grundstücke in der Gegend von Stein erhalten werden. Oberbürgermeister Ransmayr kommt nun auf den schlechten Zustand der Strassen zu sprechen, der darin begründet ist, dass keine Arbeitskräfte zur Erhaltung und kein Material zur Ausbesserung derselben zur Verfügung stehen. Kreisleiter Pg. Holzinger sprach nun zur allgemeinen Lage in Beziehung auf Arbeitskräfte. In Münichholz stehen um 1200 Arbeitskräfte weniger zur Verfügung als im Vorjahr. Das bewirkt, dass im Jahre 1941 nur ca. 500 Wohnungen gegenüber 800 Wohnungen im Vorjahre fertiggestellt werden können, wenn keine Änderung eintritt. Dazu kommt noch, das nach Steyr ca. 300 Familien Buchenlanddeutsche eingewiesen werden, denen sofort Wohnungen zur Verfügung gestellt werden müssen. Das heisst, dass für die Wohnungssuchenden in Steyr nur 200 Wohnungen zur Verfügung gestellt werden können. Stadtrat Kornhäusl ergreift nun das Wort, stellt die Wohnungsnot in Steyr dar und bittet die Ratsherrn um Unterstützung für etwaige Massnahmen, die er ergreifen muss, um Wohnungssuchende unterzubringen wie z.B. Verhaltung von Familien, denen eine grosse Wohnung zur Verfügung steht, ein Zimmer abzugeben. Stadtrat Reitter schlägt nun vor, an die Steyr-Werke heranzutreten, ca. 50 Leute zur Säuberung der Strassen in Steyr zur Verfügung zu stellen, dem sich verschiedene Ratsherrn anschliessen.

Punkt 2: Kulturfragen. Stadtrat Saibl trägt nun die kulturellen Leistungen der Stadt Steyr im Rechnungsjahr 1940 vor. Wie man aus Nachfolgendem ersehen kann, hat sich die Stadt Steyr bemüht, auch im Kriege die kulturellen Arbeiten fortzusetzen. Die Bücherei umfasst derzeit 4500 Bände und hat einen Leserstand von 900. Die Zahl der Bände soll im Jahre 1941 auf 5000 erhöht werden. Geplant ist die Errichtung einer Jugendbücherei und einer Filiale in Münichholz. Die Einnahmgen des Theaters betrugen im Jahre 1940 RM 184.600.- die Ausgaben RM 248.400.- daher entstand ein Fehlbetrag von RM 63.800.- Für die Vorstellungen ausserhalb Steyr wird ein Omnibuss von Linz benützt, der natürlich unnütze Kosten verursacht. Es wird versucht werden, einen Omnibuss aus Steyr dafür sicherzustellen. Die Spielzeit wurde von 9 auf 10 Monate erhöht, damit die Schauspieler in Steyr verbleiben. Einen Misstand erwähnt Stadtrat Saibl noch und zwar ist es das, dass die Schauspieler mit den höchsten Gagen sehr wenig Verwendung finden. Dies verursachte einen Fehlbetrag von 10.000 RM. Über die Musikschule berichtet Stadtrat Saibl, dass die Schülerzahl gegenüber dem Vorjahr von 90 auf 159 gestiegen ist. Ausserdem konnte festgestellt werden, dass in Steyr 50 Privatlehrer Musikunterricht erteilen. Das Stundenhonorar schwankte zwischen RM -,75 und RM 2.50. Nun wurde dies einheitlich nach den Sätzen des Altreichs geordnet und beträgt nun das Stundenhonorar RM 2.-, wovon aber kinderreichen Familien Nachlässe gewährt werden. Von den 3140 Schülern, die Steyr hat, lernen 527 Musik. Die Stadtkapelle wurde mit neuen Instrumenten und Uniformen ausgestatten. Ratsherr Schachinger schlägt vor, wieder Laienspiele einzuführen, das heisst ein Symphonieorchester aufzustellen. Stadtrat Saibl erklärt ihm, dass das in Steyr nicht durchführbar sei, weil die Leute zu angestrengt und zu lange arbeiten müssen und ausserdem nicht genug Musiker zur Verfügung stehen.

Eine Gruppe sei ja schon zusammengestellt worden, die ganz gute Leistungen erzielte. Die angefangene Arbeit soll auch in dieser Hinsicht fortgesetzt werden. Punk 3: Verschiedenes. Nachtragshaushaltssatzung 1940. Bürgermeister und Stadtkämmerer Dr. Blüml erläuterte, dass im Haushaltsjahr 1940 über- und ausserplanmässige Ausgaben getätigt werden mussten, die nunmehr in einer Nachtragshaushaltssatzung ihre Festsetzung finden sollen. Insgesamt sind überplanmässige Ausgaben im Betrage von RM 174.000.- und ausserplanmässige im Betrage von RM 15.300.- zusammen also RM 190.000.- entstanden. Diese Ausgaben verteilen sich auf die verschiedenen Einzelpläne und beinhalten im Wesentlichen Ausgaben, die bei der Erstellung des Haushaltsplanes 1940 nicht vorgesehen werden konnten. Bürgermeister Dr. Blüml legte diese Ausgaben an Hand einer Aufstellung, die der Nachtragshaushaltssatzung angeschlossen ist, einzeln dar und gab dazu auch ihre Begründung. Diese überplan- und ausserplanmässigen Ausgaben sind durch Mehreinnahmen an Gewerbesteuer und durch Einsparungen der einzelnen Haushaltsplanstellen gedeckt, sodass der Ausgleich des Haushaltes 1940 einschliesslich des Nachtragshaushaltes keine besonderen Massnahmen erfordert. Die Nachtragshaushaltssatzung hat daher auch nur einen einzigen Punkt und der lautet: Die Nachtragshaushaltssatzung wird im ordentliche Haushaltsplan in den Einnahmen auf 4,504,110 RM gegenüber bisher RM 4,513.910 RM und in den Ausgaben auf RM 4,504.110 RM gegenüber bisher RM 4,313.910 RM festgesetzt. Der Bericht wurde von den Ratsherrn zustimmend zur Kenntnis genommen. Hierauf wurden noch verschiedene Anfragen gestellt, die vom Oberbürgermeister beantwortet wurden. Schluss der Sitzung 20,15 Uhr.

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