Gemeindetagsprotokoll vom 11. November 1934

Arbeitslose auf den Strassen stehen müssen. Ich erinnere nur daran, wie nötig Steyr eine Kanalisation, eine Wasserleitung, eine Schlachtanlage, gute Durchzugsstrassen brauchte und wieviel eine gärtnerische Ausgestaltung der Stadt zu einer Hebung des Fremdenverkehres beitragen könnte. So sehe ich mich vor allem drei Aufgaben gegenüber: Ordnung in die Finanzen und in die Verwaltung der Stadt zu bringen, alles zu tun, um die Wirtschaft in dieser Stadt zu heben und endlich alles zu veranlassen, das den Aermsten dieser Stadt Hilfe bringen könnte. Erlauben Sie mir noch ein paar Worte über mich selber: Wenn ich auch erst seit 6 Jahren in Steyr bin, so war doch mein Vater seit 1913 als Arbeiter und kleiner Angestellter der SteyrWerke und der Reithoffer-Werke in Steyr, bis er vor 2 Jahren dem Wahnsinn der Betriebseinstellung der Reithoffer-Werke zum Opfer fiel. Und wenn meine Grossmutter eine Sierningerin und mein Grossvater aus Steinbach a.d.Steyr war, wohin ich auch zuständig war, bis ich Steyr meine Heimatsgemeinde nennen durfte, so mögen Sie daraus meine Verbundenheit mit dem Fleck Erde ersehen, der die Stadt trägt, deren Bürgermeister zu sein ich die Ehre habe. Und wenn ich seit 5 Jahren hier gewirkt habe als Finanzbeamter, so konnte ich wohl wie wenige das Wirtschaftsleben dieser Stadt kennen lernen. Da ich auch selber schon in einem kaufmännischen und gewerblichen Betriebe dieser Stadt gearbeitet habe, glaube ich auch die Wirtschaft nicht nur vom grünen Tisch, sondern aus ihrer Lebensnot und ihrer Lebensstellung heraus zu kennen. Vor allem aber bitte ich Sie eines zur Kenntnis zu nehmen: Ich bin kein Politiker und war nie einer. Ich bin Beamter und habe als solcher die Wahl angenommen. Ich will in der Objektivität und Gewissenhaftigkeit und aufgeschlossener Loyalität bei Wahrung peinlichster Gerechtigkeit, wie sie den echten österreichischen Beamten auszeichnen, mein Amt zu führen versuchen.

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