Gemeinderatsprotokoll vom 28. Dezember 1933

Ich bin am Ende meiner Ausführungen und bitte Sie um Annahme des Kapitels "Fürsorge": Stadtrat August Dressl weist darauf hin, dass viele Hunderte auf die Unterstützung der Gemeinde angewiesen sind und von der Gemeinde in irgend einer Form Hilfe erwarten, es sind dies diejenigen, die nicht mehr in der Lage sind, sich Lebensmittel und Bedarfsgegenstände zu kaufen. Es ist festzustellen, dass die Gemeinde auf diesem Gebiete fast Unglaubliches leistet und dennoch nicht, so wie as notwendig erscheint, helfen kann. Und darum ist der der Meinung, dass im Gemeinderat die warnende Stimme erhoben werden müsse, dass endlich mit allen Verschlechterungen der sozialen Gesetzgebung, mit den fortwährenden Kürzungen der Arbeitslosenunterstützungen und auch mit den sonstigen Schwierigkeiten Schluss gemacht werden muss. Er weist auch darauf hin, dass nicht nur eine bedeutende Verschlechterung der Unterstützungssätze eingetreten ist, sondern auch die Voraussetzungen zum Bezuge der Unterstützung und die Zeitdauer des Bezuges wesentlich zu Ungunsten der Arbeitslosen geändert wurden, dass ferner auch die Altersfürsorgerentner durch die Kürzungen ihrer Renten nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben zu fristen und bei der Gemeinde und Beschuhung und Bekleidung bittlich werden. Ferners sind all diese Menschen nicht mehr in der Lage, ihre Mietzinse zu bezahlen. Alle Jugendlichen unter 35 Jahren werden ausgesteuert und die Folge ist, dass der Vater, in den meisten Fällen selbst Unterstützungsbezieher oder Altersrentner nun auch für den Unterhalt dieser bedauernswerten Jugend aufzukommen hat. Wenn man bedenkt, dass man in dieser Jahreszeit Kinder mit zerrissenen Schuhen sehen kann und keine Möglichkeit besteht dieses ungeheuerliche Unrecht, das an diesen Menschen geschieht, abzustellen, so muss hier im Gemeinderate alles daran gesetzt werden um den warnenden Ruf an die Oeffentlichkeit und an die kompetenten Stellen zu erheben. Er ist der Ueberzeugung, dass bei Funktionieren des Nationalrates, von allen Parteien diese Anschläge zurückgewiesen worden wären.

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