Gemeinderatsprotokoll vom 28. Dezember 1933

zwecken gewidmet sind. Noch krasser ist das Verhältnis, wenn Sie die Bedeckungsziffern zur Grundlage der Berechnungen nehmen. Sie haben Gesamtbedeckung 1934: S 1,366.100.- und wieder die Fürsorgeausgaben S 620.100.- oder fast 46 % aller Einnahmen. Aus der Zahlenwelt in Wirklichkeit übersetzt, heisst das: die Gemeinde Steyr muss fast die Hälfte aller Einnahmen für Fürsorgezwecke verausgaben. Und der Erfolg ? Sie unterstützt - wenn dieses Wort hier gebraucht werden kann - die Notleidenden mit Beträgen von S 1.- bis S 3.- pro Woche, zahlt Erziehungs- und Unterhaltsbeiträge - auch da muss man sich entschuldigen, wenn diese Bezeichnungen gebraucht werden - von S 7.- pro Monat. Interessant ist ein Vergleich mit dem letzten Friedensjahr, dem Jahre 1913. Die Gesamtausgaben betrugen in diesem Jahr Kr. 1,047.049.-. Die Ausgaben der Gemeinde für das gesamte Armenwesen Kr. 43.036.- oder 4.3 % der Gesamtausgaben. Anschaulicher können die "segensreichen" Wirkungen des Weltkrieges und seiner Folgen für die Gemeinde und mit ihr für die gesamte Oeffentlichkeit wohl kaum dargetan werden. Und nun zu den einzelnen Kapiteln. Ich greife nur die grössten Ausgabeposten heraus. Im Kapitel XII finden Sie unter 47 b "Erhaltungs- und Erziehungsbeiträge" ein Erfordernis von S 123.600.-. Dazu einige Zahlen: Das städtische Jugendamt ist Vormund über 1310 Mündel. Von diesen erhalten rund 350 laufende monatliche Erziehungsbeiträge, die fast durchwegs mit S 30.- pro Kind veranschlagt sind. Zu diesen laufenden Beiträgen kommen aussertourliche Leistungen für Bekleidung. Bei diesem Kapitel möchte ich die reinen Kinderaktionen erwähnen, die es ermöglichten, dass im vergangenen Sommer rund 3000 arme Steyrerkinder auf Erholungsplätzen untergebracht werden konnten. Es waren dies die Aktion der Bundesregierung und die Aktion unserer Freunde in der Schweiz, die in prachtvoller Solidarität als Arbeiter, Arbeiterkinder zu sich luden.

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