Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

- 136 - " Bürgermeister Sichlrader führt in seinem Schlussworte auSj dass er es begreiflich findet, wenn Stadtrat Knabl als Vertreter der christlichsozialen Partei, die Bundesregierung zu verteidigen sucht, aber von einem allzugrossen Entgegenkommen seitens der Bundesregierung hat die Gemeinde Steyr bisher noch nicht viel verspürt. Bezüglich der Sanierung der Kreditanstalt dürfte dem Stadtrat Knabl die geschichtliche Erinnerung fehlen,es war näm lich nicht die Regierung Ender, die ja wegen der Kreditanstalt gehen musste, sondern die Regierungen Buresch I und II die die Sanierung der Kreditanstalt durchführten. Bei dieser Gelegenheit kommt Redner auf die gesetzeswidrige Anwendung des kriegswirt schaftlichen Ermächtigungsgesetzes durch die christliohsoziale Bundesregierung in der Kreditanstaltsfrage, sowie auf die Ein stellung der Sozialdemokraten betreffend des Haftungsbegehrens durch Rothschild zu sprechen und kritisiert hiebei das sonderbare Verhalten der bürgerlichen Parteien. Was das Verhältnis der kapi talistischen Staaten zu Russland betrifft, so führt Redner aus, dass die Einstellung ja verschieden sein kann, dass aber fest steht,dass es in Russland keine Arbeitslosen gibt. Die Aeussertmgen des Stadtrates Knabl bezüglich des Rechnungshofberiohtes und der daran geknüpften Bemerkung, dass, wenn eine frühere Kontrolle stattgefunden haben würde, so manches vermieden werden hätte können, wird durch Bürgermeister Sichlrader dahin beantwortet, dass die Beschlüsse, die Industriegründungen bezweckten, auch mit den Stimmen der Christlichsozialen gefasst wurden und dass die Christlichsozialen erst beim Fehlschlagen, also bei der Verant wortung ausgesprungen sind. Dass durch die Industriegründungen Fehler begangen wurden,ist eine schon läbgst zugegebene Tatsache, dass aber auch der Rechnungshof zur Ueberzeugung gelangte,einen Ausgleich durch Gründung neuer Industrien ins Auge zu fassen, beweist eben wieder, dass die s.z.Bemühungen des Gemeinderates wohl erwogen und keine leichtsinnigen Handlungen darstellten. Im übrigen hat sich der Gemeinderat von Fachleuten, die bestimmt

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