Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

- 126 - Hilfstätigkeit. Die beiden Amtefürsorgerinnen machten rxind 5.000 Besuche; sie vermögen mangels geldlicher Mittel in den meisten Fällen statt wirklicher Hilfe leider nur gute Worte und praktischen Rat zu gehen. Das Jugendamt ist Berufsvormund über 1300 Kinder,dazu kommt noch die Aufsicht über 400 Ziehkinder. Das Amt ist Kurator über vier entmündigte Personen. Die Mutterberatung zählte im abgelaufenen Jahre über 3000 Besucherinnen. Die Fürsorgeverwaltung und auch private Vereinigungen be mühten sich, dem Kinderelend zu steuern. Durch verschiedene Ak tionen war es möglich, rund 900 Kinder durchschnittlich sechs lochen auf auswärtigen Pflegeplätzen, bezw.in Kolonien unterzu bringen. Ich stelle hier mit grosser Befriedigung und mit auf richtigem Danke fest, dass die private Wohltätigkeit sich gerade der armen Kinder unserer Stadt warm angenommen hat. Da möchte ich besonders hervorheben die grosse Hilfe, die Wiener Arbeiter, Arbeiter in der Ostschweiz und NürnbergerFreunde Steyrer-Kindern brachte. Unsere Kinder haben da wirklich edle,hilfsbereite Menschen gefunden. Schwer leidet in Steyr die Jugend, darunter sei das Alter zwischen 14 und 21 Jahren verstanden. Hunderten dieser Juesgen versagt die Oesellschaft das primitivste Recht, das Recht auf Arbeit. Es gibt bei uns junge Menschen von 19,20,21 Jahren, die noch nie schaffende Arbeit leisten durften. Sie leiden doppelte Not; wirtschaftliche und moralische. Leider vermag die Gemeinde da fast gar nicht zu helfen, da ihr weder die Mittel, noch geeignete Anstalten zur Verfügung stehen. Wen würde es wündern, würde eines dieser "Stiefkinder des Lebens" straucheln und aus ihm ein "Aussenseiter der Gesellschaft" werden ? In den städtischen Heimen sind über 300 Pfleglinge unter gebracht, davon werden über 200 voll und ganz von der Gemeinde erhalten.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2