Gemeinderatsprotokoll vom 29. Dezember 1931

nicht verstehen wollen, dass man eine Stadt mit so abnormalen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen auf die Dauer nicht in eine Steuerverteilungsschablone einbeziehen kann. Ich bin mir bewusst, dass die Reduktion der Gehälter eine schwere Schädigung der Angestellten bedeutet, dass sie ungesetzlich ist, aber wir finden keine anderen Mittel, ja selbst wenn wir diese Beschlüsse nicht fassten, käme die Reduktion der Gehälter von selber, weil einfach kein Geld in den Kassen mehr vorhanden sein wird. Dabei bin ich mir natürlich vollkommen bewusst, dass wenn nicht Hilfe kommt, die 20 %ige Reduzierung bei weitem nicht genügt, denn selbst die Streichung des gesamten Personaletats würde noch ein Gelddefizit von rund 350.000 S übrig lassen. Es werden also noch viel krassere Mittel notwendig sein, Mittel allerdings, die bisher in Gemeinden europäischer Staaten nicht üblich waren. Ich resumiere: Seit fast 7 Jahren geht der zermürbende Kampf um die Einsicht bei den Zentralbehörden, seit 5 Jahren habe ich bei jeder Budgetberatung, auf die drohende Katastrophe hingewiesen, bei jeder Städtetagung habe ich Gelegenheit genommen, Not und Elend dieser Stadt und ihrer Bewohner zu schildern. Von kleinen Erfolgen abgesehen, ist man höheren Orts mit geradezu zynischem Gleichmut über die arbarmungswürdige Lage unserer Stadt hinweggegangen. Es lag daher der Gedanke nahe, - und er wurde auch erörtert - dass die verantwortlichen Verwalter einfach ihre Mandate zurücklegen und die Verwaltung anderen Faktoren überlassen. Meine Parteigenossen und ich stehen aber auf dem Standpunkt, dass wir den Posten auf den uns das Vertrauen der Bevölkerung gesetzt hat, nicht verlassen dürfen, dass wir solange ausharren müssen, als uns nicht dieses Vertrauen entzogen wird. Wir haben unsere Pflicht erfüllt, ich stelle ausdrücklich fest, dass alle Parteien dieses Gemeinderates an dieser harten aber bisher leider vergeblichen Arbeit einmütig Anteil haben. Wir haben aber auch im Hinblick auf die Not der Zeit die Gegensätze der Weltanschauungen im Interesse der Stadt zurückgestellt und nur aus diesem

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